Stoppenberg/GE-Horst.. Fußball, Leichtathletik, Volleyball. Das sind gewöhnliche Betätigungsfelder beim Schulsport. Die Klasse 8c der Franz-Dinnendahl-Realschule Dependance geht seit Beginn des Schuljahres neue Wege. Jeden Dienstag spielen die Mädchen und Jungen in Gelsenkirchen Golf.


Mittags. Nieselregen. 10 Grad. Schmuddelwetter. Der Atem beschlägt ein wenig. In der überdachten Driving Range des Golfclubs im Schatten von Schloss Horst, dort wo der Abschlag geübt wird, scharen sich 15 Achtklässler der Franz-Dinnendahl-Realschule (Dependance Stoppenberg) um ihre Sportlehrerin Joli Schümmelfeder und Golflehrer Max Haake. Seit Beginn des Schuljahres, immer dienstags, findet die Doppelstunde Sport auf dem Golfplatz statt.

Mit ruhiger Hand

„Ich habe im Internet gesucht, das Angebot gefunden, eine Bewerbung geschrieben – und wir haben gewonnen“, erzählt die Lehrerin, während ihre Teens die grünen Körbchen unermüdlich mit bis zu 70 Bällen füllen und sich zum Abschlag begeben. „Ruhiger. Nicht so hektisch. Hände enger zusammen“, gibt Max Haake Tipps. Auch Golfmeister fallen nicht vom Himmel. Golf – so Haake – sei laut Deutschem Olympischen Sportbund (DOSB) die Sportart mit der zweitschwierigsten Koordination. Nur Eiskunstlauf sei von der Bewegung her schwieriger.

Gut 70 Bälle passen in den Korb.
Gut 70 Bälle passen in den Korb. © WAZ | WAZ






Trotz aller Konzentration, mit der die Mädchen und Jungen dabei sind, schlagen die Essener Schüler hier und da ein „Luftloch“, was stets das Gekicher der anderen hervorruft. „Ich habe aber schon mal den Wagen getroffen“, sagt stolz der 14-jährige Amin, ein hoch aufgeschossener Junge, und zeigt auf den blauen Kleinwagen mit den kaputten Fenstern, rund 115 Meter vom Abschlag entfernt. „Bei 50 und 75 Metern stehen die gewohnten Schilder. Für 115 Meter haben wir uns etwas einfallen lassen“, so Max Haake.

Vom blauen Gefährt sind die Bälle, die die zierliche Amany (13) schlägt, noch weit entfernt. Macht nichts. „Bisher habe ich nur mal Minigolf oder Adventure-Golf gespielt. Aber das hier mag ich mehr. Das ist schon etwas anderes als Schulsport mit Volleyball oder Fußball.“ Auch Furkan (14), der sich mit Amin in einer Box abwechselt, legt sich Ball für Ball zurecht, nimmt Maß und schlägt. „Man muss sehr ruhig und konzentriert sein. Das kann auch später im Schulunterricht helfen“, sagt er. Und Lena (14) überlegt bereits, ob sie nach den 20 Doppelstunden privat einen Kurs belegen soll.

Alle Kids sind so sehr bei der Sache, dass sie selbst ihr sonst so geliebtes Smartphone ganz vergessen. Keine Selfies. Kein Posten. „Sie sind alle mit einem großen Engagement dabei. Und auf dem Golfplatz müssen sie sich diszipliniert verhalten, auch wenn man das hier beim Golfclub in Horst lockerer sieht“, erklärt Joli Schümmelfeder. So sprengen die Jeans nicht die Kleiderordnung. Und bei dem heutigen Wetter hat auch niemand etwas gegen Strickmützen.

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Insgesamt 20 Doppelstunden umfasst der Golfkurs. Beim nächsten Mal, wenn das Wetter besser ist, geht es wieder zum Chippen und Putten wieder auf den Platz. Der Kurs wird im kommenden Jahr mit einer Prüfung enden. Ein Zertifikat gibt es auch. „Am Ende des Kurses gehen wir auf die Bahn eins“, sagt Max Haake. Die ist stolze 510 Meter lang. Ein Par 5, wie die Golfer es nennen. Soll heißen: Man sollte sie in fünf Schlägen schaffen. „Die Mädchen und Jungen dürfen neun Schläge benötigen.“

Schulschluss. Der Regen hat nachgelassen. Dafür sieht der Rasen vor der Driving Range aus, als hätte es gelbe Golfbälle geregnet. Wegräumen müssen die Schüler sie nicht. Das erledigt eine Maschine, wenn die Kids per Bus schon wieder auf dem Heimweg sind.