Essen. Der Bau eines Drei-Sterne-Hotels im ehemaligen „Osram-Haus“ an der Kruppstraße wird immer unwahrscheinlicher. Die Bauarbeiten ruhen, die beteiligten Firmen haben offenbar das Interesse verloren. Leidtragende sind auch Unternehmer aus Essen, die auf unbezahlten Rechnungen sitzen bleiben?
Was wird aus dem ehemaligen „Osram-Haus“? Dass in dem markanten Bürogebäude mit der denkmalgeschützten Fassade an der Kruppstraße / Ecke Friedrichstraße in absehbarer Zeit ein Drei-Sterne-Hotel eröffnet, scheint immer unwahrscheinlicher. Seit Ende vergangenen Jahres ruhen die Bauarbeiten. Inzwischen ist der Bauherr, eine Objektgesellschaft der WGF AG aus Düsseldorf, vom Mietvertrag mit dem Hotelbetreiber, der Firma acomhotel, zurückgetreten. Die WGF begründet dieses Vorgehen mit höheren Kosten, die der Umbau verursache, und den dadurch geringeren Renditeerwartungen, will aber Gespräche mit acomhotel über einen neuen Mietvertrag führen. Zahlen nannte die WGF nicht.
Axel Mehn, Geschäftsführender Gesellschafter von acomhotel, kündigte im Gespräch mit dieser Zeitung an, die Kündigung des Vertrages nicht widerspruchslos hinnehmen zu wollen. Acomhotel hatte einen Mietvertrag über 20 Jahre abgeschlossen. Ob sich beide Seiten einig werden, bleibt abzuwarten.
Die WGF hat nach den Worten ihres Vorstandsvorsitzenden, Pino Sergio, großes Interesse daran, das Gebäude weiter zu veräußern. Aus gutem Grund: Das Unternehmen hat den Kauf diverser Immobilien in ganz Deutschland, darunter auch das Objekt an der Kruppstraße, mit seinen Hypothekenanleihen finanziert, die unter anderem an der Börse Düsseldorf notiert sind.
Stillstand am Bau
Den Stillstand am Bau begründete die WGF gegenüber dieser Zeitung mit Schäden, die bei Abrissarbeiten im Inneren des Gebäudes verursacht worden seien. Entgegen der Vorgaben sei „zu viel Masse“ abgerissen worden. Ein Gutachter habe dies bestätigt. Mit dem Abriss hatte die WGF nach eigenen Angaben das Unternehmen Don International als Generalunternehmer beauftragt. Dieses bediente sich diverser Subunternehmen. Eine dieser Firmen soll die Schäden verursacht haben. „Die Leidtragenden, so Pino Sergio, sind nicht nur die künftigen Mieter, sondern auch wir.“
Zu den Leidtragenden zählen sich aber vor allem auch jene Firmen vor Ort, die nach wie vor auf ihr Geld warten. Ingo Steinberg, Geschäftsführer des Containerdienstes Volker Klein GmbH & Co. Kg, macht seine Ansprüche inzwischen über einen Rechtsanwalt geltend.
Verhandlungen gehen weiter
Die WGF AG verhandelt nach eigenen Angaben derweil mit dem Generalunternehmer für den Abriss darüber, wie es an der Kruppstraße weitergeht. Pino Sergio zeigt sich optimistisch, dass die Arbeiten in zwei bis drei Monaten wieder aufgenommen werden könnten, eventuell auch schon früher. Warum bedient sich der Projektentwickler nicht längst eines anderen Unternehmens? Don International habe das Recht, den Auftrag zu Ende zu führen, heißt es, zumindest dann, wenn es für den entstandenen Schaden aufkomme. Darüber werde derzeit noch verhandelt. Der Generalunternehmer war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Dessen ungeachtet plant die WGF den Bau eines weiteren acomhotels in Hamburg. Die WGF rechnet mit einem Baubeginn 2012. Nach Angaben der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt der Hansestadt wurde eine Baugenehmigung Ende September 2011 erteilt. Aufgrund von Einspruchsfristen sei diese noch nicht rechtskräftig, so die WGF. Während acomhotels auf seiner Internetseite für das Haus in Hamburg die Werbetrommel rührt, ist vom Hotel im ehemaligen „Osram-Haus“ keine Rede mehr.