Warum die Evag jährlich 1200 Schwarzfahrern das Bußgeld erlässt
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Essen. In Essen richten Schwarzfahrer jedes Jahr einen Millionenschaden an. Tatsächlich dürften die Einbußen der Verkehrsbetriebe noch sehr viel höher sein. Wer ohne Ticket erwischt wird, zahlt derzeit noch 40 Euro Bußgeld. Ersttätern macht die Evag jedoch ein „Lock-Angebot“. Sie können sich freikaufen.
Beim jüngsten großen Schwarzfahrer-Vergleich landete Essen im Mittelfeld der deutschen Großstädte. Hochgerechnet 2,1 Prozent der Fahrgäste waren 2013 ohne gültiges Ticket in Bussen oder Bahnen der Evag unterwegs. Die Hochburg Duisburg kam immerhin auf vier Prozent. Alles also gar nicht so schlimm in Essen? Mitnichten, meint Evag-Sprecher Olaf Frei. „Wir sprechen immerhin von einer Straftat!“ – die da lautet: Erschleichung von Beförderungsleistungen.
Bei der Evag richten Schwarzfahrer jedes Jahr einen Millionenschaden an. Hochgerechnet sind es zuletzt etwa 4,8 Millionen Euro gewesen. Tatsächlich dürften die Einbußen der ohnehin klammen Verkehrsbetriebe noch sehr viel höher sein. Denn bei den Schwerpunktkontrollen erwischt das Unternehmen regelmäßig einen deutlich höheren Anteil an Fahrgästen, die ohne gültiges Ticket in Bus und Bahn unterwegs sind. In diesem Jahr schwankte die Schwarzfahrerquote bei solchen Groß-Überprüfungen meist zwischen vier und fünf Prozent.
Strafe soll auf 60 Euro erhöht werden
Wer ohne Ticket erwischt wird, zahlt derzeit noch 40 Euro Bußgeld. Die Verkehrsminister der Länder wollen die Strafe auf 60 Euro empfindlich erhöhen. „Wir begrüßen das ausdrücklich, weil wir uns mehr Abschreckung erhoffen“, sagt Frei.
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Ersttätern macht die Evag jedoch ein „Lock-Angebot“. Sie können sich freikaufen. Wer erwischt wird, sich aber binnen drei Tagen für ein Ticket 1000, 2000 oder ein Jahresabo entscheidet, dem wird die Geldbuße erlassen. Das Modell heißt „Schwarz zu Gelb“, wobei Gelb für die Firmenfarbe der Evag steht. „Diesen Freischuss gibt es aber nur einmal im Leben, wer wieder erwischt wird, hat die Chance verwirkt“, betont Dirk Elberfeld, der einer der Erfinder des Angebots ist. Das gibt es schon seit 2007 und wird immerhin von etwa 1200 ÖPNV-Sündern pro Jahr genutzt. Obwohl die Zahlen recht konstant sind und die Schwarzfahrer-Quote nicht spürbar drücken, hat sich das Modell nach Meinung der Evag bewährt. „Es geht vor allem um Deeskalation“, sagt Elberfeld.
Evag erhöht Zahl der Ticket-Kontrollen
Die Evag forciert ihre Ticket-Kontrollen seit Jahren. Auf etwa 45 000 Stunden summieren sich die Einsätze der Kontrolleure mittlerweile. Im vergangenen Jahr gingen ihnen 38 430 Schwarzfahrer ins Netz. 2010 waren es 23 729 Fahrgäste (1,6 Prozent) , die keinen Fahrschein vorzeigen konnten.
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2011 waren es 24 917 Fahrgäste. Und Frei macht künftigen Schwarzfahrern keine Hoffnung: „Wir werden bei den Kontrollen nicht nachlassen.“
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