Essen. Nach der Dachsanierung soll der Pavillon auf der Tummelwiese zu einer Begegnungsstätte werden. Dank Ehrenamtlicher ist der drohende Abriss abgewendet.
Die ehrenamtlichen Bemühungen, den Lesepavillon an der Tummelwiese im Grugapark wieder zu beleben, fruchten: So soll in den nächsten Wochen das Dach des maroden Gebäudes saniert werden, das vor 50 Jahren zur Bundesgartenschau eröffnete und in den vergangenen Jahren in einen tiefen Dornröschenschlaf versank.
Das Ehepaar Brigitte und Christian Gnaß hat für sein Projekt „Kulturbau im Grugapark“ – kurz „Kubig 400“ – inzwischen viele weitere Mitstreiter um sich geschart, die sich engagieren möchten. In einem ersten Schritt soll der Pavillon sonntags öffnen, um dort in Zeitschriften, Bildbänden und Büchern zu Themen wie Gartenbau, Architektur und Kultur zu schmökern. Öffnen kann der Pavillon allerdings erst, sobald das Dach saniert ist. „Es regnet durch – auf dem Boden entstehen regelmäßig große Pfützen“, weiß Gnaß, der sich weiter in Geduld übt – und die Zeit derweil nutzt, weitere Nutzungsmöglichkeiten für das gläserne Gebäude zu finden. So arbeiten die beiden Essener Musiker Florian Walter und Imke Johanne Spöring bereits an einem Konzept für eine regelmäßige Konzertreihe für Neue Musik.
Ort für kulturelle Nischen
Parallel laufen Gespräche mit dem Kunstring Folkwang. So könnten die Räume auch als Ausstellungsort oder für Kunst- und Sprachkurse genutzt werden. „Wir möchten hier nicht in Konkurrenz zu den anderen Institutionen des Grugaparks stehen. Vielmehr geht es uns darum, auch einen Ort für kulturelle Nischen zu finden“, sagt Brigitte Gnaß. Bei der Umsetzung ihres Konzepts kann die Gruppe auf große Unterstützung des Grugaparks setzen: „Für mich ist dieses Projekt aktuell eines der wichtigsten im Park“, sagt Thomas Hanster, Leiter des Grugaparks.
In den vergangenen Wochen haben Grün und Gruga-Lehrlinge bereits eine Rampe zum Pavillon aufgeschüttet und ihn so barrierefrei gemacht. Alles weitere hänge nun von der Finanzierung ab. „Für das große Sanierungskonzept mit Erneuerung der Böden, Fenster und sanitären Anlagen haben wir uns um Mittel aus dem Konjunkturpaket III beworben. Die Chancen stehen nicht schlecht; nun heißt es Daumen drücken“, sagt Hanster.
Abriss abgewendet
Ihn und sein Team habe vor allem die vielseitige und hochwertige Nutzung überzeugt, die das Ehepaar Gnaß in seinem Konzept verankert hat. „Ich finde es klasse, was hier passiert“, sagt Hanster, der eine Zeit lang den Abriss des Pavillons befürchtete. Der war ursprünglich bereits 1965 als Lesepavillon eröffnet worden, bot in den Jahrzehnten danach Künstlern eine Sommergalerie und wurde später auch von Kneipp-Verein und der Schule Natur genutzt. „Der Personalaufwand für die Buchausleihe war von Beginn an zu hoch. Das kann nur mit Ehrenamt funktionieren“, sagt Hanster.
Zahllose Kartons voller Bücher hat die Initiative bereits gehortet, auch Möbel wurden gespendet. So stellte die St. Maria Empfängnis-Gemeinde aus Holsterhausen mehr als 40 Stühle zur Verfügung. Nur der Termin für den Einzug steht noch nicht fest. „Wir hoffen, dass wir den Lesepavillon noch in diesem Winter sonntags öffnen können“, sagt Gnaß. Im nächsten Jahr ist geplant, einen Verein zu gründen, um die Aufgaben besser schultern zu können.