Essen. Zum sechsten Mal gehen die Essener Musiker der Combo „Die Verwechslung“ auf „Trinkhallentour Ruhr“. Geplant sind 17 Konzerte mit vielen Gastkünstlern.

Neue Musik zwischen gemischter Tüte und Zigarettenschachteln, Performances unter Neonröhren, improvisierter Jazz vor Zuhörern, die eigentlich nur ihre Lieblingszeitschrift kaufen wollten: Wenn am Montag, 11. Juli, die sechste Auflage der Trinkhallentour Ruhr startet, sind ungewöhnliche Begegnungen vorprogrammiert.

Die beiden Essener Bass-Klarinettisten Florian Walther und Felix Fritsche haben sich für die dreiwöchige Konzertreihe mit Lutz Streun einen echten Superstar der Jazz-Nachwuchsszene ins Boot geholt. Dessen Bandprojekt „Threefall“ wird vom Feuilleton gleichermaßen gefeiert wie von Musikern wie Chad Smith, seines Zeichens Schlagzeuger der Red Hot Chili Peppers. „Wir haben uns beim Studium in Arnheim kennengelernt. Lutz war für unsere Trinkhallen-Tour sofort Feuer und Flamme – und wir freuen uns, dass er mit an Bord ist“, sagt Felix Fritsche.

Nicht zu verwechseln mit dem „Tag der Trinkhalle“

Dabei ist die Trinkhallen-Tour Ruhr nicht zu verwechseln mit dem „Tag der Trinkhalle“, den die Ruhr Tourismus GmbH am 20. August zum ersten Mal veranstaltet. Auch an diesem Tag öffnen Buden und Kioske im gesamten Revier für kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte und Lesungen – konzentriert auf einen Tag. Den Essener Musikern geht es bei ihrer Aktion aber weniger um „romantischen verklärten Büdchen-Kult“ als um neue Zugänge zur Kultur, wie sie sagen.

„Wir wollen in erster Linie Vorurteile gegenüber neuer Musik und freiem Jazz abbauen. Und an kaum einem anderen Ort im Ruhrgebiet treffen Menschen aus so vielen unterschiedlichen Gesellschaftsschichten zusammen, wie eben an der Bude. Auf diesem Weg erreichen wir mit unserer Musik auch Menschen, die zuvor im Traum kein Jazzkonzert besucht hätten“, erklärt Florian Walther.

Puppenspiel und „Kamin-Performance“

Während er mit Felix Fritsche und Lutz Streun als Trio „Die Verwechslung“ das feste Ensemble der „Trinkhallentour Ruhr“ bildet, sind bei jedem der insgesamt 17 Konzerte verschiedene Gastkünstler mit von der Partie: Angefangen von bekannten Jazzgrößen im Ruhrgebiet wie dem Schlagzeuger Simon Camatta, dem Saxofonisten Jan Klare und dem Bassisten Johannes Nebel wird die Trinkhallentour auch von Sängern und Performance-Künstlern unterstützt. Die experimentelle Puppenspielerin Sara Hasenbrink verspricht dabei ebenso außergewöhnliche Augenblicke wie der schrille Bochumer Künstler Matthias Schamp, der verheißungsvoll eine „Kamin-Performance“ angekündigt hat.

Mit ihrer ehrgeizigen Mission, die freie Musik unters Volk zu bringen, sehen sich Fritsche und Walther noch lange nicht am Ende, sagt Fritsche: „Es macht einfach Freude, drei Wochen im Sommer durchs Ruhrgebiet zu tingeln und die Menschen hier zu unterhalten

Termine und Spielorte

In Essen werden zwei Buden bespielt: Die Trinkhalle an der Von-Seeckt-Straße 1 (am 12. und 26. Juli um 19 Uhr) sowie der Krayer Kiosk an der Krayer Straße 226 (19. Juli, 19 Uhr).

Der Eintritt zu den Konzerten ist immer frei, die Reihe wird u.a. durch das Essener Kulturbüro unterstützt. Alle Termine, Gastkünstler und Spielorte gibt es auch hier.