Essen. Von 600 Selbsthilfegruppen in Essen werden gerade einmal fünf von Migranten organisiert. Der Arbeitskreis „Selbsthilfe, Gesundheit und Migration“ will das ändern. Den Anfang bildete jetzt der erste „Deutsch-Türkische Gesundheitstag“ im Gemeindezentrum der Fatih-Moscheé.
Es ist eine magere Bilanz: In Essen gibt es gerade mal fünf ausländische Selbsthilfegruppen – bei insgesamt 600. Ein Arbeitskreis „Selbsthilfe, Gesundheit und Migration“ hat es sich zum Ziel gesetzt, dies zu ändern und Menschen mit Migrationshintergrund und deren Angehörigen zu unterstützen. Dem Arbeitskreis gehören die Stadt, Krankenhäuser, Awo und andere namhafte Akteure an.
Sprachbarrieren überwinden
Den Anfang bildete jetzt der erste „Deutsch-Türkische Gesundheitstag“, der im Gemeindezentrum der Essener Fatih-Moschee am vergangenen Samstag stattfand. Selbsthilfegruppen, Vereine und Krankenkassen informierten rund um das Thema Gesundheit. Vorträge in türkischer Sprache sowie kostenlose Blutzuckermessungen rundeten das Angebot ab.
Nicht nur Sprachbarrieren müssen überwunden werden. „Viele Menschen mit Migrationshintergrund kennen das Konzept Selbsthilfe aus ihrem Kulturkreis nicht“, erklärt Gabriele Becker vom Verband der Essener Selbsthilfegruppen Wiese e.V.. Die Menschen müssten in ihrer Sprache und in ihrer Gemeinde angesprochen werden. „Kultursensibles Vorgehen“ nennt Becker ihre Arbeit. Die Kooperation mit Migratenvereinen sei dabei sehr wichtig.
„In Essen besteht ein großer Handlungsbedarf, vor allem was die Vernetzungsarbeit betrifft“, so Mitorganisatorin Tanris Breitkopf vom RAA/Büro für interkulturelle Arbeit. Durch dieses Projekt konnte die Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Vereinen weiter ausgebaut werden. Dies sei ein wichtiger Schritt, um Patienten mit Migrationshintergrund angemessen zu versorgen und sie an die richtige Stelle weiterzuleiten. Die russischsprachige Beratungsstunde des Marienhospitals zum Thema Geburtsthilfe kommt beispielsweise sehr gut an, berichtet Oliver Gondolatsch, Sprecher der Katholischen Kliniken.
Insgesamt kamen am Samstag über 70 Interessierte und nutzten die Möglichkeit, sich zu informieren und beraten. „Wir finden das Angebot sehr hilfreich und interessant.“, fasst Mehtab Hamurcu, Leiterin der türkischen Seniorengruppe Katernberg, zusammen. Ihre Gruppe wünscht sich, dass es öfter solche Veranstaltungen gibt.