Essen.. Der städtische Versorger verordnet sich ein millionenschweres Sparprogramm, um der Stadt Essen weiterhin gute Gewinne ausschütten zu können.
Der eingeleitete Sparkurs der Stadtwerke wird vor allem die Belegschaft treffen. Der städtische Versorger will in den nächsten zehn Jahren bis zu 100 Arbeitsplätze streichen. Das bestätigte Vorstand Peter Schäfer. „Betriebsbedingte Kündigungen wird es allerdings nicht geben“, kündigte er an. Frei werdende Stellen würden aber in der Regel nicht mehr nachbesetzt. Beobachter rechnen jedoch mit einem schnelleren Jobabbau.
Die Stadtwerke beschäftigen rund 850 Mitarbeiter. Die angekündigten Stellenkürzungen sind Bestandteil eines Effizienzprogrammes, an dem das Unternehmen zusammen mit dem Beratungsunternehmen Horvath & Partner arbeitet. Das Konzept soll noch im Dezember von einem Lenkungskreis und vom Aufsichtsrat abgesegnet werden. „2016 wollen wir mit der Umsetzung beginnen“, so Schäfer.
Die Gewerkschaft Verdi sieht die Pläne mit Sorge: „Wir werden darauf achten, ob die Arbeit dann noch zu leisten ist oder ob gar Leistungen der Stadtwerke gekürzt werden. Das würden wir nicht mitmachen“, so Verdi-Chef Lothar Grüll.
Profitable Stadtwerke sind für Essen von großer Bedeutung. Denn mit ihren Gewinnen werden die Verluste der Evag zumindest teilweise ausgeglichen. Zwar trifft die Energiewende die Stadtwerke Essen momentan nicht so hart wie andere Versorger. Sie haben sich anders als benachbarte Stadtwerke nicht mit Kraftwerksbeteiligungen verzockt. Dennoch steigt auch bei den Essenern der Ergebnisdruck. Schäfer spricht von mehreren Risiken. „Es gibt eine ganze Reihe von Faktoren, die uns veranlasst, etwas zu tun“, sagte er.
Verdi beobachtet Vorgänge mit Sorge
Unter anderem gehen die Stadtwerke davon aus, dass ihre Beteiligung am Essener Kohleverstromer Steag in den kommenden Jahren weniger abwirft als prognostiziert. Gleiches könnte für die Anteile (4,55 Prozent) am Gaslieferanten Gasunion gelten. Klar scheint dagegen schon, dass sich die Beteiligung an der Kommunalen Gasspeicher Beteiligungsgesellschaft Epe mbH als Verlustgeschäft entpuppt. Und schließlich setze auch der Wettbewerb auf dem Gas- und Strommarkt das Geschäft der Stadtwerke weiter unter Druck.
Zwar wird das Unternehmen in diesem Jahr wohl ein besseres Ergebnis erzielen als im vergangenen Jahr, so Schäfer. Dennoch bezeichnete er als fahrlässig, wenn die Stadtwerke das jetzt analysierte Sparpotenzial liegen lassen würden. „Das wäre ganz schöner Luxus. Damit würden wir der Stadt und nicht zuletzt dem Bürger schaden“, sagte er.
Das Sparprogramm soll Jahr spätestens in zehn Jahren jedes Jahr zehn Millionen Euro an Kosten einsparen. Unter anderem sollen Teile der Tätigkeiten an Dritte vergaben werden oder ganz wegfallen. Hauptsächlich aber gehe es darum, effizienter als bislang zu arbeiten.
Ob die Kosteneinsparungen am Ende beim Kunden durch niedrigere Gebühren oder Energiepreise ankommen werden, will Schäfer nicht versprechen, schließt dies aber auch nicht aus.