Essen.. In Mülheim werden derzeit Skulpturen aus Angst vor Metalldieben von ihren Plätzen entfernt. Die Stadt Essen ist sensibilisiert - höhere Ausgaben für Sicherheit sind aber trotzdem derzeit nicht geplant.

Seit in Mülheim die 1,5 Tonnen schwere Bronzeskulptur „Der Bogenschütze“ von ihrem Sockel in einem Park verschwand, steht fest: Metalldiebe sind verstärkt aktiv, und machen vor nichts mehr Halt. Sie schrauben Kunstwerke auseinander, Regenrinnen von Hausfassaden, klopfen Buchstaben von Grabsteinen, klauen Kupferkannen aus Vorgärten.

„Steigt der Metallpreis, steigen auch die Anzeigen wegen Metall-Diebstahls“, sagt Polizeisprecher Raymund Sandach. Die Stadt bleibt indes gelassen und sieht keinen Anlass, ihre Skulpturen - wie in Mülheim und Duisburg - zu kontrollieren oder abzumontieren. Denn bisher sind hier noch keine Kunst-Diebstähle bekannt.

Das Geld liegt am Straßenrand

Ein Pfeifen kündigt den „Klüngelskerl“ schon von Weitem an. In Haarzopf klüngeln gleich vier Altmetall-Sammler durch die Straßen - an einem Tag. Denn das Geld liegt am Straßenrand, in Form von Rohstoffen. Schließlich hat die Tonne Kupfer an der Londoner Metallbörse in diesen Tagen wieder einen Höchstwert von 8906 US-Dollar erreicht.

„Eine deutliche Steigerung von Diebstählen“ ist da für Sandach die fast logische Folge. Während Klüngelskerle auf legalem Weg ans Material gelangen, suchen immer mehr Kriminelle nachts nach neuen Geldquellen. So verschwinden Metallrohre von Baustellen, Erdungskabel aus U-Bahn-Schächten und sogar mehr Fahrräder als sonst.

Auf frischer Tat ertappt

Erst vor einigen Wochen nahm die Polizei zwei Serientäter am Nordfriedhof fest, die dort gezielt auf Metalljagd gingen. „Sie haben Kerzenhalter, Engelsfiguren und Kupferschalen von Gräbern gestohlen“, weiß Sandach. „Dafür setzten sie spezielles Werkzeug ein, mit dem sie prüfen konnten, welche Gegenstände aus Metall sind.“ Die beiden seien Stammkunden beim örtlichen Schrotthändler gewesen. Auf ihre Spur kamen die Beamten, weil sie den Friedhof beobachteten, die Täter bei der Arbeit erwischten.

„Uns sind bisher kaum Diebstähle auf Friedhöfen bekannt“, sagt Stefan Koppelmann, Sprecher der Evangelischen Kirche. Doch sei man in vielen Gemeinden bereits dazu übergegangen, offene Kirchen von Ehrenamtlichen bewachen zu lassen - aus Angst vor Diebstählen. Aber: „In den Kirchen herrscht eine hohe soziale Kontrolle“, stellt Stefan Koppelmann fest. „Da passiert nicht viel.“

In Essen ist noch kein Fall bekannt

Auf soziale Kontrolle setzt auch die Stadt. „Wir sind sensibilisiert durch die Vorfälle in Mülheim“, sagt Stadtsprecher Stefan Plage. Vor allem Anwohner seien gefragt, wenn es darum geht, Diebe zu erwischen und die Polizei zu rufen. Zum Glück sei in Essen noch kein Kunstklau-Fall bekannt, vielmehr habe man mit Vandalismus zu kämpfen. Die Stadt sei zwar alarmiert, aber weit davon entfernt, in Sicherheit zu investieren oder gar eine der rund 180 Skulpturen im Stadtgebiet abzumontieren.

Versichert sei die Kunst im öffentlichen Raum, die vom Museum Folkwang verwaltet wird, schon „Einen hundertprozentigen Schutz können wir aber natürlich nie bieten“, meint Plage.