Essen-Südostviertel. Die markante Tortenkirche im Südostviertel gilt als richtungsweisend in der modernen Kirchenarchitektur. Rost hatte dem Stahlgerüst zugesetzt.

Nach gut zweijähriger Sanierungsphase ist die Auferstehungskirche der evangelischen Gemeinde Altstadt vor Weihnachten fertig geworden. Das 1929 nach den Plänen des bekannten Architekten Otto Bartning erbaute Gotteshaus, aufgrund seiner markanten Form auch oft als „Tortenkirche“ bezeichnet, gilt als wichtiges Beispiel moderner Kirchenarchitektur und zieht deshalb zahlreiche Besucher von weither an.

Rund 750.000 Euro, weitgehend finanziert aus Gemeindemitteln, kostete die dringend notwendige Sanierung der Kirche. Rund 117.000 Euro kamen für eine neue, sparsame LED-Lichtanlage dazu, die noch dimmbar gemacht wird. Knapp 47.000 Euro seien bereits an Spenden für die Beleuchtung zusammengekommen, freut sich Heike Remy (40), seit März 2013 Pfarrerin der Altstadt-Gemeinde. Im Laufe der letzten Jahre erlebte die Gemeinde ein Wechselbad der Gefühle, freute sich über den Baufortschritt, musste aber auch Nachrichten über neu entdeckte Schäden verkraften. Seit September 2013 stand das Außengerüst. Auch der Innenraum der denkmalgeschützten Kirche war zur Sicherung der Arbeiter lange mit einem Gerüst zugestellt.

Erleuchteter Glockenturm

Durch marode Fugen zwischen den Klinkersteinen der Außenwand war im Laufe der Jahre Wasser eingedrungen. Dadurch hatte das Stahlgerüst Rost angesetzt. „Die Standfestigkeit war zwar nicht akut gefährdet, aber auf Dauer war die Sanierung zwingend erforderlich“, erklärt Remy. So sei jetzt der Außenring neu verfüllt worden. Zusätzlich musste die Decke in einem schwer zugänglichen Kellerraum erneuert werden. „Der Raum ist teils nur 80 Zentimeter hoch. Sie können sich vorstellen, wie man dort arbeiten kann...“, so Heike Remy.

Erspart blieb den Beteiligten zum Glück das Abhängen der Glocken. „Auch die Stahlträger des Glockenstuhls waren marode. Wasser konnte dort nicht ablaufen, weil die Rohre verstopft waren. Der Glockenturm ist nur schwer zugänglich, so dass wir erst befürchteten, die Glocken müssten weichen“, so Remy. Das wäre nur durch die runde Öffnung oben in der Kirche gegangen, die vier schweren Glocken hätten durch den Innenraum herabgelassen werden müssen.

Der mit der Sanierung beauftragte Architekt Peter Brdenk sei auf den Hinweis gestoßen, dass es lange verglaste Luken im Glockenstuhl gab. Die wurden jetzt im Zuge der Sanierung wieder hergestellt. „Jetzt kann man die Glocken von außen läuten sehen. Abends sollen sie von 18 bis 22 Uhr erleuchtet werden. Das hat schon etwas von einem Leuchtturm“, freut sich Heike Remy über neue Perspektiven.

Fenster waren im Zweiten Weltkrieg zerstört worden

Der Architekt Otto Bartning (1883-1959) hatte mit der Auferstehungskirche seine Vision einer expressionistischen Sternkirche verwirklicht, in der sich die Gemeinde kreisförmig um den Pfarrer versammelt. Das Taufbecken steht räumlich wie inhaltlich im Zentrum.

Die vom bekannten Glasmaler Johan Thorn Prikker gestalteten Fenster werden nach oben heller, sind zum Licht und im übertragenen Sinne zu Gott ausgerichtet. Die Fenster waren, wie ein Großteil der Kirche, im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. „Zum Glück gab es noch die Originalunterlagen, so dass sie später rekonstruiert werden konnten“, so Pfarrerin Remy. Die Kirche besteht vorwiegend aus den für das Ruhrgebiet typischen Materialien Stahl und Beton. Seit 1985 steht die Kirche unter Denkmalschutz.

Während der Sanierung fanden die Gottesdienste teils im Gemeindehaus, teils in der Kirche statt, allerdings ohne Orgelspiel, da das Instrument zum Schutz vor Staub eingepackt war. Auch auf ihr Glockengeläut mussten die Gläubigen verzichten. „Zum Glück hat die katholische Gemeinde St. Michael das Läuten für uns übernommen“, freut sich Heike Remy über die ökumenische Nachbarschaftshilfe.