Erst rund zwei Monate alt ist die Idee der örtlichen Stadtteilpolitiker, den mit einer schnöden römischen 6 (= VI) bezeichneten Stadtbezirk „Katernberg/Schonnebeck/Stoppenberg“ in „Zollverein“ umzutaufen. Aber offenbar fällt der Einfall in die Abteilung jener Vorschläge, deren Zeit einfach gekommen ist. Denn die Ratsmehrheit, um den Bezirk VI in der Hauptsatzung der Stadt offiziell umzutaufen, steht schon: Für CDU-Fraktionschef Thomas Kufen repräsentiert Zollverein „den Wandel der Region“, Rainer Marschan (SPD) „fällt nichts ein, was dagegen sprechen sollte“ und Walter Wandtke (Grüne) – aus historischen Gründen Fürsprecher für die Umbenennung so mancher vermeintlich untragbarer Straßennamen im Stadtgebiet – lobt ebenso die aufkeimende gemeinsame Identität eines Stadtbezirks, der von der Strahlkraft der Marke Zollverein profitieren dürfte.
Hermann Marth, Vorstandschef der Stiftung Zollverein, hatte schon im Vorfeld signalisiert, dass er eine solche Namensnutzung, die sonst im kommerziellen Bereich mit Argusaugen kontrolliert und notfalls untersagt wird, unterstützt: „Das ist Ausdruck wachsender Identifikation der Stadtteile mit dem Welterbe und auch ein Zeichen für den Stolz der Menschen. In diesem Sinne begrüßen wir das.“ Bezeichnend: Seit 166 Jahren schon ist die Zeche Zollverein ein selbstverständlicher Nachbar. Doch den ganzen Stadtbezirk, der übrigens erst seit 1929 zu Essen gehört, nach Zollverein zu benennen, diese Idee kam erst auf, lange nachdem aus dem dreckigen, stinkenden Moloch ein blitzsauberes Weltkulturerbe der Unesco wurde.
Um die Nutzung wasserdicht zu machen, ist ein offizieller Gestattungsvertrag in Arbeit – Ordnung muss schließlich sein. Die Stadtteilnamen bleiben vom neuen Bezirksnamen unberührt. Und das Welterbe steht weiter offiziell in Stoppenberg.