Essen.. Das „Plenum Bärendelle“, das über mehrere Tage das Gebäude einer früheren Hauptschule in Frohnhausen besetzt gehalten hat, hat eine Abschlusserklärung veröffentlicht. Darin beklagen die Besetzer, „zerschlagen“ worden zu sein. Anwohner sympathisieren mit ihrem Protest, die Stadt sucht weiter einen Investor.

„Das Plenum befindet sich zur Zeit in der Verdauungsphase“ - so stand es in der vergangenen Woche auf der eigenen Facebook-Seite zu lesen, einen Tag nach der von der Polizei beendeten Besetzung der früheren Hauptschule an der Bärendelle und nach einer Solidaritätsdemo am Abend zuvor. Am Montag haben die Besetzer per E-Mail, auf ihrer Homepage und auf Social Media-Plattformen eine „Abschlusserklärung“ veröffentlicht: „Das ,Plenum Bärendelle’ wurde zerschlagen.“

Die Erklärung

„Offen, hierarchiefrei und demokratisch“, mit diesen Ansprüchen seien die Besetzer angetreten. Einen „Freiraum“ hätten sie in dem maroden Gebäude gern gesehen, bis die Polizei dem ein Ende setzte, als „vermummte, bewaffnete und gewaltbereite Gruppe“, wie es in der Erklärung heißt.

Bei der Räumung rückte die Polizei mit schwerem Gerät an.
Bei der Räumung rückte die Polizei mit schwerem Gerät an. © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool

Das Plenum rätselt weiter über die Pläne der Stadt für die frühere Hauptschule: „Was wollen die dafür Verantwortlichen eigentlich mit diesem Haus? Was sind ihre Forderungen und Vorstellungen?“ Kritisch betrachtet das Plenum die „Monokulturpolitik des Niedergangs“ in der Bausubstanz der Stadt Essen, wie sie nicht nur an der Bärendelle, sondern auch beim früheren Jugendzentrum an der Papestraße zu beobachten sei.

Mit der Abschlusserklärung sollen die Ideen der Besetzer nicht verschwinden: „Die Scherben des Plenums Bärendelle existieren weiter, geraten in die Hände von Anwohnerinitiativen, wachsenden Netzwerken und sich radikalisierenden Gruppen. Die Stadtpolitik wird hier an der einen Stelle noch den Spiegel vorgehalten bekommen und sich an der anderen Stelle schneiden.“

Die Ermittlungen

 Zunächst aber erwarten die insgesamt 37 Besetzer Strafverfahren - wegen Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung. Von Seiten des Essener Kulturbeirats ins Spiel gebrachte Forderungen, die Anzeigen gegen das Plenum zurückzuziehen, erteilte die Stadt eine Absage. Ein Besetzer muss sich zudem wegen des Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte verantworten.

Abgeschlossen sind die Verfahren noch nicht, die Ermittlungen und Vernehmungen dauerten noch an, sagt ein Sprecher der Polizei. Die prüfe auch, ob sie Regress-Ansprüche gegenüber den Besetzern geltend machen sollte. Während der Räumung waren die Beamten mit Farbbeuteln beworfen worden. Verletzt wurde bei dem Einsatz allerdings niemand.

Die Stadt

„Wir hatten keine andere Möglichkeit, als die Leute da herauszuholen“, begründet Sprecherin Jeanette Kern auch eine Woche danach die Räumung auf Betreiben der Stadt. Im maroden Gebäude sei die Sicherheit der Besetzer gefährdet gewesen. Selbst in der Zeit vor der jetzigen Auflösung des Plenums hätten dessen Mitglieder trotz Angeboten der Stadt den Kontakt nicht gesucht.

Kritik, die Art der Räumung sei unverhältnismäßig gewesen, weist Kern zurück. Die Gespräche der städtischen Immobilienwirtschaft mit möglichen Investoren dauern an. Über fünf Millionen Euro müsste der aufbringen. Von solchen Summen können die Besetzer und ihre Sympathisanten nur träumen.

Die Unterstützer

In sozialen Netzwerken stoßen die Ideen der Besetzer inzwischen auf fruchtbaren Boden: Bei Facebook hat sich eine Gruppe „Vor der Bärendelle für die Bärendelle“ formiert. 108 Mitglieder zählte sie am Montagnachmittag. Am Sonntag sind nahe der früheren Schule Unterschriften gesammelt worden.

Am kommenden Samstag soll es ab 15 Uhr ab dem Bahnhof Essen-West eine Tanzdemo für „selbstverwaltete, unkommerzielle Räume“ geben: „Alle Frohnhauser sind herzlich eingeladen friedlich, fröhlich, bunt und laut ein bezauberndes Fest zu feiern. Kommt bunt, laut und bringt Kuchen mit.“ Die Forderungen ähneln der Besetzer, nur die Speisen ändern sich. Das „Plenum Bärendelle“ kostete noch Pizza in der ersten Etage des maroden Gebäudes.