Herr Bezzola, die Aufgaben der Museen sind gesetzt: Sammeln, aufbewahren, wissenschaftlich bearbeiten. Aber gerade das zieht kein Publikum an. Muss die Rolle des Museums neu definiert werden?
Bezzola: Das Museum muss sich laufend neu erfinden. Wir dürfen nicht nur über Namen und Inhalte nachdenken, sondern müssen uns über die Methoden der Vermittlung Gedanken machen. Wie zeigen wir Kunst? Wie können wir sie verständlich machen? Wie reagieren wir auf einen breiteren Publikumsanspruch, auf ein sich laufend veränderndes Freizeitangebot und neue Nutzungsformen? Die Leute sollen nicht nur ins Museum kommen, um zu sehen: Was haben die wieder aufgehängt? Das Museum soll auch eine Plaza sein.
Wird die Fotografie dabei künftig einen höheren Stellenwert haben?
Folkwang ist das beste Fotografie-Museum Deutschland. Das wird sich sukzessive in den Ausstellungsräumen niederschlagen, so etwas geht nicht von heute auf morgen. Aber die Dauerausstellung wird künftig schon mehr Fotografie, auch Video zeigen.
Mit welchen Publikumszahlen kalkulieren Sie in den nächsten Jahren?
Ich war lange Jahre in Zürich in einem privatwirtschaftlich geführten Museum, indem es nur um Ertragsrelevanz ging. Ich empfinde es positiv und als Entlastung, in einem öffentlichen Museum zu arbeiten, wo das nicht so ist.
Deutsche Museen verzeichnen Rekorderbesucherzahlen. Andererseits geht die Debatte um Mittelkürzungen weiter. Sehen Sie die Institution Museum langfristig in Gefahr?
Nein, wir haben den Vorteil der realen Präsenz. Wir sind Treffpunkt, Kommunikationsort. Wir bieten den authentischen Gegenstand, unmittelbare Bildungserlebnisse, die direkte Begegnung. Bald sind vielleicht alle Museen im Internet, aber die Mona Lisa möchte trotzdem jeder einmal in echt gesehen haben.