Essen..
Wer, sagen wir mal als Abiturient oder Jung-Studi, Mitte der 1980er Jahre in Essen leger Wein trinken wollte und um das klassische Restaurant einen Bogen machte, der landete fast automatisch im Chat Noir. Denn bereits damals hatte der Laden in der Brigittastraße mit der eher rudimentären (aber nicht ungemütlichen) Einrichtung aus Holz schon beinahe Kultstatus.
Bistro, Weinstube, Künstlercafé: eben einer dieser undefinierbaren Orte mit Mischfunktion. Fürs Viertel, aber auch für die Stadt. Olaf M. Meier, seit fast sechs Jahren Chat Noir-Betreiber, reiht sich ohne weiteres in die Linie seiner Vorgänger und Vorgängerinnen ein. Sein wichtigstes Ziel: das Chat Noir nicht umzukrempeln, die Patina der Institution zu erhalten aber dennoch moderat frischen Wind reinzulassen. Und das im wörtlichen Sinne. Denn die durchgreifendste Änderung war sicher der Einbau der großen Glasfenster, die nicht nur das einstmals sehr Schummerige dieser „Location“ zwischen Südviertel und Rüttenscheid deutlich erhellen, sondern auch Verbindung zur Straße herzustellen.
Voilà. Wirkt doch gleich französischer. Nicht nur die Menschen vom nahen Deutsch-Französischen Kulturzentrum werden das dankbar angenommen haben. Sie gehören ebenso zur Kunden-Allianz des Chat Noir, wie viele aus dem Dunstkreis des Museums Folkwang, des Aalto- und Grillo-Theaters oder der Programmkinos.
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Nein, man zog sich keine Kunst affine Monokultur heran. Das wäre sicher nicht im Sinne der Erfinder. Aber ein bisschen wie ein künstlerisches Lebensgefühl sei es schon, im Chat Noir, sagt Olaf M. Meier. Und dazu gehört vor allem auch das im Laufe der Jahre sukzessiv ausgebaute Weinangebot. Wenn die Erinnerung nicht trügt, beherrschten damals, also vor etwa einem Vierteljahrhundert, die großen Anbaugebiete Frankreichs das Feld, das überwiegend rot bestellt war.
Mittlerweile hat man sich breiter aufgestellt. Auch die Weißen nehmen nun (fast) den Raum ein, der ihnen gebührt. Immerhin sind auch acht gute deutsche Tropfen darunter, unter anderem eine exotische Cuvee aus Chardonnay, Riesling und Silvaner vom Pfälzer Bio-Winzer Heiner Sauer (schade, nicht auch dessen toller Sauvignon-Blanc). Ein frischer Franke (Silvaner, was sonst) rundet mit Weinen von Pfalz, Mosel, Rheingau sowie einigen Elsässern das immerhin nicht ganz alltägliche (weiße) Sortiment ab.
Speisekarte? Sicher. Neben Suppen und Snacks trifft man auf eine schöne Reihe französischer Käse-Klassiker, aber auch einen Pecorino - fabelhaft mit Kastanienhonig - , der per Direktimport seinen Weg in die Brigittastraße findet. (Meiers Eltern leben überwiegend in der Toskana.) Noch ein (warmer) Klassiker: Maultaschen nach Art des Hauses. Und sonst? Einmal im Monat sonntags, 20.15 Uhr: Kleinkunst als Konkurrenz zum „Tatort“. Und jeden Samstag: Katerfrühstück in der Schwarzen Katze, von Zehn bis Drei.