Essen-Horst.. Mieter im Hörsterfeld sollen künftig Reparatur der Aufzugs bezahlen, weil Eigentümer von Vandalismus ausgeht. Kritik kommt vom Mieterverein.
„Wohnen mit Freude“ lautet das Motto des Unternehmens Diwo-Home, dem unter anderem Hochhäuser im Hörsterfeld gehören. Manchen Mietern wie an der Geschwister-Scholl-Straße ist die Freude jedoch gründlich vergangen. Immer wieder funktioniert der Aufzug nicht richtig, und jetzt sollen sie auch noch die Kosten für künftige Reparaturen bezahlen. So kündigt es der Eigentümer auf Infoblättern im Flur an.
Der Eigentümer sei nicht mehr gewillt, die Rechnungen zu begleichen, teilt dieser schriftlich auf dem Aushang mit. Bei der nächsten Fehlermeldung sehe er sich gezwungen, „die Rechnungen auf alle Hausbewohner der Geschwister-Scholl-Straße 11 umzulegen“. Denn als Grund für die Störungen sieht das Diwo-Home-Team Vandalismus, zu dem es in letzter Zeit des Öfteren gekommen sei. Diwo-Home (das zur Allegron-Gruppe gehört) hat sich auf Anfrage dieser Zeitung bislang nicht geäußert.
Mieter haben von Vandalismus nichts bemerkt
Mieter Norbert Krusch (71) weiß hingegen von Vandalismus oder Randale nichts. Er lebt mit seiner Frau seit 35 Jahren in der achten Etage des elfstöckigen Hochhauses, in dem insgesamt 31 Parteien wohnen. Ihre Vermieter haben seit 1982 gewechselt, Diwo-Home sei der fünfte oder sechste Eigentümer der Immobilie.
Ja, sagen die beiden, mangelnde Sauberkeit könnte man durchaus bemängeln und manchmal müsse man Scheuklappen haben. In ihrer Drei-Zimmer-Wohnung aber fühlen sie sich wohl. Nur dass der Vermieter die Störungen des Aufzuges nicht in den Griff bekomme, dafür haben sie kein Verständnis. So haben sie in jüngster Zeit immer mal wieder ungewollt aussteigen müssen, weil sich die Tür des Aufzugs in der gewünschten Etage nicht öffnen ließ.
„Es ist eine elektrische Störung“
Während der Vermieter mit Vandalismus als Ursache argumentiert, winkt Norbert Krusch ab. „Es ist eine elektrische Störung“, sagt der gelernte Maschinenbau-Ingenieur. Er wundert sich nicht nur wegen der angekündigten Umlegung der Reparaturkosten, sondern blickt auch besorgt auf die Situation und einen möglichen Notfall.
So einfach sei es aber rechtlich für Vermieter nicht, Reparaturkosten auf Mieter zu übertragen: „Die zahlen schließlich für den Aufzug, das wird über die Nebenkosten abgerechnet“, sagt Siw Mammitzsch vom Mieterverein. Daher sei es die Pflicht des Eigentümers, Störungen beheben zu lassen und die Kosten zu tragen.
„Mieter sollten widersprechen und nicht zahlen“
Stecke tatsächlich Vandalismus dahinter, müsse das eindeutig nachgewiesen werden. Dieser müsste aus der Mieterschaft kommen. „Das ist praktisch nicht umsetzbar“, schätzt Siw Mammitzsch die Lage ein. Die Mieter wiederum müssten darauf achten, dass etwa die Haustür nicht permanent offen stehe und Fremde hineingelangen. „Aber das ist ja allein wegen möglicher Wohnungseinbrüche in ihrem Sinne.“
Sollten die Mieter Rechnungen wegen der Reparaturkosten erhalten, rät sie: „Sie sollten widersprechen und nicht zahlen.“ Zudem sollten sie alles schriftlich einreichen, erklärt Siw Mammitzsch, für die die Diwo-Home kein Unbekannter ist. Als das Unternehmen die Häuser vor etwa zwei Jahren übernommen habe, habe es bereits Auseinandersetzungen gegeben: „Damals sollten die Bewohner neue Mietverträge unterschreiben. Die Mieterhöhungen lagen weit über der gesetzlichen Grenze.“