Essen. Anlässlich der Hochzeit von Prinz William und Kate Middleton treffen sich 15 Exil-Britinnen in Kettwig, um zusammen die Zeremonie in angemessener Kleidung zu feiern. Wie viele andere auch, fiebern sie der anstehenden Trauung entgegen.
Klar, wir haben weder Monarchie noch Königreich, aber wir haben Kettwig. Dort leben einige Untertanen der britischen Krone, die wissen, wie man den heutigen Tag - die Heirat von Prinz William und Kate Middleton - standesgemäß zu begehen hat: mit Hut, Hochzeitstorte und Gurkensandwiches. So wird es bei Verena Evans sein, die sich mit 15 Freundinnen um den Fernseher schart, um mit Champagner einen Toast auf das Brautpaar auszubringen.
Zugelassen zu der Party sind ausschließlich Frauen, oder wie es die Britin formuliert: „Männer sind herzlich willkommen - sofern sie Pink tragen.“ Schließlich wolle die Runde in Ruhe über Kates Kleid plaudern, und darüber, ob ihre Zukunftsaussichten so rosig sind wie ihre Wangen beim Jawort. Verena Evans ist da ganz zuversichtlich. Anders als bei Charles und Diana habe man es hier mit einer Liebesheirat zu tun, mit einem Paar, das sich schon lange kenne - und mit einer Braut, die nicht blaublütig sei, sondern bodenständig (eine bodenständige Millionärstochter).
Im William & Kate-Fieber
„She’s a lovely girl“, glaubt auch Partygast Anne Houlding. Ein zauberhaftes Mädchen also, das von der königlichen Familie hoffentlich rücksichtsvoller behandelt werde als Lady Di. Das klingt nach einer leisen Kritik am Königshaus, doch Anne Houlding sagt auch, dass sie sich England ohne Monarchie nicht vorstellen kann. „Monarchy is in the blood.“ Und weil sie die Monarchie im Blut haben, war es für die in Essen lebenden Engländerinnen, die sich einmal im Monat treffen, keine Frage, dass sie die Hochzeit gemeinsam feiern.
Männer müssen Pink tragen
An einen Trip nach London habe sie nie gedacht, wehrt Verena Evans ab. „Da sind zu viele Menschen, da sieht man doch nichts.“ Sie habe einen großen Fernsehbildschirm, so dass der Kettwiger Hochzeitsgesellschaft kein Detail der prachtvollen Zeremonie entgehen werde. Außerdem könne man vor dem TV Räucherlachs genießen, die bereits erwähnten Gurkenschnittchen und die Hochzeitstorte: ein Früchtekuchen in Marzipanmantel. „Very British“, wie Verena Evans versichert.
Typisch britisch wird auch das Outfit der Frauen ausfallen, festlich gekleidet kommen sie - und behütet. Ein Hut gehöre in England zur Hochzeit. Wenn man von einem Liebespaar wissen wolle, wie ernst die Sache ist, erkundige man sich: „Muss ich schon einen Hut besorgen?“ Anne Houlding hat den Hut von einer deutschen Freundin geborgt. Sie war früher Stewardess, da gehörte ein Hut zur Uniform. „Darum bin ich die Hüte eigentlich leid.“
Ohne Hüte geht es nicht
Heute wird sie die Kopfbedeckung mit Freude tragen: „Es wird ein so würdiges Ereignis: Niemand marschiert wie die britischen Soldaten!“ Doch die Zeremonie füttere nicht allein den Nationalstolz, sondern mache Millionen Menschen in aller Welt glücklich. Überall nehme man Anteil an der royalen Romanze, ist Anne Houlding sicher. Angesichts zahlloser Krisenherde brauche die Welt einen Augenblick es Aufatmens. „The world needs happiness!“
Nun ist Glück (auch Eheglück) ein fragiles Gut, schon darum sollte man die Hochzeit nicht zu sehr mit Erwartungen überfrachten. Eins aber wissen Houlding und Evans: In einem Haus in Kettwig werden heute einige Exil-Britinnen ein paar sehr glückliche Stunden verleben. „It will be a good show!“