Essen.
Die Angst unter Senioren, Opfer von Straftaten zu werden, wird zum Politikum. Sozialdezernent Peter Renzel kündigte eine Analyse des Kriminalpräventiven Rats an. Die Polizei versucht, die Senioren zu beruhigen.
Der Tod einer 87-Jährigen in Stoppenberg, die vermutlich Opfer eines Raubüberfalls wurde, und der WAZ-Bericht über steigende Straftaten gegenüber Senioren hatte die Beiratsvorsitzende Ingeborg Schrader (CDU) zum Anlass genommen, die Polizei zum Bericht zu bitten. Hauptkommissar Jürgen Probst, seit elf Jahren beim Kommissariat Vorbeugung in der Arbeit mit Senioren engagiert, hatte allerdings zur Enttäuschung der Beiratsmitglieder kaum Zahlen im Handgepäck. Stattdessen versuchte er, den emotionalen Druck aus der Debatte zu nehmen.
Statistisch gesehen, so seine Argumentation, seien Senioren unterdurchschnittlich oft Opfer von Straftaten. 161 000 Menschen im Alter von mehr als 60 Jahren bildeten in Essen einen Anteil von 28 Prozent der Bevölkerung. Ihre Kriminalitätsbelastung (Zahl der Opfer im Verhältnis zur Einwohnerzahl) liege dagegen nur bei rund 5,25 Prozent. Jugendliche seien deutlich öfter Opfer von Straftaten, rechnete Probst vor.
22 Senioren wurden Opfer von Raubüberfällen
Diese Rechnung ändert allerdings nichts daran, dass allein im ersten Halbjahr 22 Senioren Opfer von Raubüberfällen wurden, einige von ihnen erlitten dabei schwere Verletzungen. Vor diesem Hintergrund reagierten einige Mitglieder des Beirates verstört auf Probsts Appell, darüber nachzudenken, ohne Handtasche auf die Straße zu gehen, um den Tätern keinen Anreiz zu liefern.
In den letzten zehn Jahren versechsfacht hat sich nach Probsts Angaben die Zahl der Senioren, die durch die Vortäuschung einer Notlage eines Familienmitgliedes („Enkeltrick“) betrogen worden sind. Mit diesem Trick, sagt Probst, werde jährlich eine „dreistellige Millionensumme“ ergaunert. Der höchste Schaden in Essen: mehr als 23 000 Euro. Hinter dieser Betrugsmasche sagt Probst, stecke eine rund 500 Personen starke Tätergruppe, die europaweit agiert und für einen Zeitraum von bis zu zehn Tagen eine Stadt „abgrast“, bevor sie die telefonischen Betrugsversuche auf die nächste Stadt verlagert. Immer öfter scheiterten die Täter aber inzwischen.