Essen. Jeden Samstag führt eine Tour zu den fünf Kirchen der Essener City. Nach einer Zwangspause kann das überkonfessionelle Angebot jetzt weitergehen.
Das Konzept ist bundesweit einmalig: Die Essener City-Kirchen Führung bietet Besuchern seit dem Kulturhauptstadtjahr 2010 einen besonderen Blick auf die Kirchenvielfalt der Innenstadt. Rund 2800 Teilnehmer nutzten in den vergangenen Jahren das überkonfessionelle Angebot. Ende 2018 allerdings musste der wöchentliche Rundgang durch Domkirche, katholische Kirche St. Gertrud, alt-katholische Friedenskirche sowie evangelische Kreuzeskirche und Marktkirche aus personellen Gründen vorläufig ausgesetzt werden. Jetzt wurde eine Lösung gefunden, damit die beliebte Kirchen-Führung ab dem kommenden Samstag, 31. August, wieder stattfinden kann.
Beate Scholten, eine der vier festen Kirchenführerinnen, kann sich noch gut an die Abschiedstour im Dezember 2018 erinnern. Fast 100 Teilnehmer kamen zum letzten Rundgang, der in rund zwei Stunden viele Aspekte der Essener Kirchengeschichte beleuchtet. Eine der Stationen ist die altkatholische Friedenskirche mit den kostbaren Goldmosaiken und dem Farbfenster von Jan Thorn-Prikker.
Mit der Pensionierung des Pfarrers Ingo Reimer war dort allerdings ein wichtiger Partner verloren gegangen, um die samstägliche Öffnung des Gebäudes an der Bernestraße zu garantieren. Mit seinem Nachfolger Thilo Corzilius, der vor kurzem ins Pfarrhaus eingezogen ist, soll nun eine neue, kontinuierliche Lösung gefunden werden. Neben der bedeutenden Jugendstilkirche, der Kirche St. Gertrud als Hauptpfarrkirche der Innenstadt und dem Essener Dom mit seinem grandiosen Kirchenschatz sind die Marktkirche als das älteste protestantische Gotteshaus in der Essener City und die Kreuzeskirche mit ihren poppigbunten Rizzi-Fenstern Anlaufstellen der Führung.
„Es lebt von der Verschiedenartigkeit der Kunstschätze“, sagt der Sprecher der Evangelischen Kirche in Essen, Stefan Koppelmann, dem vor allem die Verlässlichkeit des Angebots wichtig ist. „Die Führung gibt es an jedem Samstag um 11 Uhr. Man kann daran teilnehmen ohne Anmeldung. Und die Tour findet auch bei ein oder zwei Gästen statt“, versichert Koppelmann. Zwar habe es auch schon mal Samstage ohne Besucher gegeben, doch das sei die Ausnahme. Hin und wieder, fügt der Sprecher hinzu, sei auch eine der Kirchen wegen einer besonderen Veranstaltung nicht zugänglich.
Zu den Teilnehmern der Tour gehören immer noch viele Essener, die die Gotteshäuser ihrer Heimatstadt näher kennenlernen wollen, sogar viele „Wiederholungstäter“, hat Führerin Elisabeth Schulz beobachtet. Aber auch etliche Besucher von außerhalb nutzen das ungewöhnliche Stadtführungsangebot, das den Besuchern drei Konfessionen in zwei Stunden fußläufig näherbringt. Für Elisabeth Schulz ist jeder Rundgang spannend, „weil oft viel Unwissen herrscht“. So wird aus einer Führung manchmal fast „ein Grundkurs Christentum. Es gibt aber auch Leute, die interessieren sich nur für die Kunst- und Baugeschichte“, berichtet die Kirchenkennerin.
Angebot können auch Schulklassen nutzen
Ab 15 Teilnehmern können übrigens auch Sonderführungen gebucht werden. 90 Mal wurde auch dieses Angebot in den vergangenen Jahren von noch einmal 1500 Gästen genutzt. Und auch multinational besetzten Schulklassen empfiehlt Stefan Koppelmann die City-Kirchen-Führung. Denn bei allen Gemeinsamkeiten und Unterschieden, die die Tour herausarbeitet, sei doch eine Botschaft wesentlich: „Es gibt noch viele Orte gelebten Glaubens in der City“, freut sich Rainer Teuber, Leiter des Besucherservice am Domkapitel.