Essen-Rüttenscheid.. Mütter sind verärgert, weil sie ihre Kinderwagen nicht mit in eine Chocolaterie nehmen durften. Doch auch Gastronomen prangern Rücksichtslosigkeit an.

Vor etwa zwei Jahren sorgte ein Café im hippen Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg für Wirbel – es hatte einen Poller aufgestellt, um Kinderwagen fernzuhalten. Eine Idee, die damals auf Zustimmung und Ablehnung gleichermaßen stieß. Auch in Rüttenscheid beschäftigt das sensible Thema Eltern und Gastronomen.

Vergangenen Mittwoch wollten drei junge Mütter am frühen Nachmittag im Chocolate Room an der Rüttenscheider Straße eine heiße Schokolade trinken gehen. Mit dabei hatten sie ihre drei Sprösslinge, alle im Alter von etwa 17 Monaten. Zwei Kinder lagen dabei im Wagen und schliefen. „Als wir in den Laden kamen, wurden wir gebeten, die Kinderwagen draußen zu lassen. Wir aber wollten unsere schlafenden Kinder nicht wecken. Außerdem war es überhaupt nicht voll, einige Gäste boten sogar an, uns Platz zu machen“, erinnert sich eine von ihnen.

Am Ende sahen sich die jungen Mütter gezwungen, den Laden zu verlassen. „Das war wie ein Schlag ins Gesicht“, findet eine der Freundinnen. „Ich bin dann noch mal herein, um unseren Standpunkt klar zu machen. Schließlich sind auch wir zahlende Gäste und wollen uns zum Kaffeetrinken nicht immer in Spielgruppen treffen“, bekräftigt eine Mutter.

„Wir sind die Letzten, die etwas gegen Kinder haben“

„Das ist nicht fair und macht mich traurig. Wir sind die Letzten, die etwas gegen Kinder haben“, hält Café-Betreiber und Chocolatier Lothar Buss entgegen. Er ist selbst Vater einer siebenjährigen Tochter. Im Chocolate Room stünden die Türen natürlich für Eltern und Kinder offen.

„Wir verschenken doch sogar Kekse für unseren Schokoladenbrunnen“, sagt Buss. Gleichwohl verweist er auf den lediglich 30 Quadratmeter kleinen Gastraum, in dem mehrere Kinderwagen gleichzeitig schlichtweg keinen Platz hätten. „Ich habe Situationen erlebt, da sind Eltern mit fünf Kinderwagen herein spaziert und haben noch die Möbel so umgestellt, dass es passt. Mit fehlt schlicht das Verständnis für die Selbstverständlichkeit, mit der manche Eltern agieren“, sagt Buss.

Das ist die Essener Rü

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Eine Meinung, mit der er nicht allein da steht. Auch Phil Hinze, Betreiber der Zweibar – selbst in diesem Jahr Vater geworden – weiß um die Sensibilität des Themas: „Das Problem gibt es nicht nur in Berlin. Weist man Eltern freundlich daraufhin, dass die Kinder vielleicht nicht auf dem Gang spielen sollten, auf dem die Kellner unterwegs sind oder bittet sie, den Kinderwagen draußen abzustellen, wird man gleich als kinderfeindlich stigmatisiert. Obwohl das natürlich nicht stimmt, ich bitte lediglich um mehr Rücksicht.“

„Dass auch wir ein wirtschaftlicher Betrieb sind, vergessen leider einige“

Monira Helmy hat mit dem Familiencafé Spielwerk vor zwei Jahren an der Annastraße bewusst einen Platz für Familien und Kinder geschaffen. Im Eingangsbereich etwa steht eine große Stellfläche für Kinderwagen zur Verfügung, es gibt sogar eine eigene Karte für die Kleinsten.

Dennoch weiß auch Monira Helmy um die Probleme: „Da wird dann trotz Stellplatz darauf bestanden, den Kinderwagen mit an den Tisch zu nehmen, obwohl die halbe Welt unter den Rädern klebt. Oder es wird ein Leberwurstbrot im Laden geschmiert. Dass auch wir ein wirtschaftlicher Betrieb sind, vergessen leider einige“, sagt Helmy, wenngleich sie Verständnis hat: „Wenn man frisch Mutter oder Vater wird, dann kreist die Welt natürlich erst einmal um nichts anderes. Ich würde mich einfach freuen, wenn alle Seiten ein wenig toleranter wären.“