Essen..
Eine finanziell und kulturpolitisch aufregende Spielzeit geht zu Ende, Aalto-Indendant Stefan Soltesz ist unterm Strich zufrieden, ja sogar „glücklich und erleichtert“: Die Spar-Debatte ging für die Theater und Philharmonie GmbH letztlich glimpflich aus.
Herr Soltesz, sind Sie erleichtert, dass es die TuP bei den geforderten Einsparungen nun nach dem letzten Ratsbeschluss etwas weniger stark getroffen hat, als ursprünglich erwartet?
Stefan Soltesz: Ich bin sehr glücklich und erleichtert über den Beschluss. So können wir auf jeden Fall weiter planen. Es macht mir und uns allen Freude, dass die Politiker mehrheitlich unsere Arbeit und den Stellenwert von Kunst und Kultur in der Stadt anerkennen – und auch unsere bisherigen und kommende Sparbemühungen. Trotzdem frage ich mich, weshalb Menschen in der Stadt, darunter auch Journalisten, uns immer noch den Schwarzen Peter zuschieben, als sei die Kultur Schuld an der Finanzmisere der Stadt.
Wo können Oper und Orchester denn noch konkret sparen?
Stefan Soltesz: Zunächst verzichten wir in der neuen Spielzeit auf eine teure Musicalproduktion. Dann gab es ja zur abgelaufenen Saison schon eine Erhöhung der Eintrittspreise um etwa fünf Prozent. Für die kommende Spielzeit wurden lediglich die Preise für die begehrten Premieren noch einmal etwas angehoben. Überhaupt haben wir seit Beginn meiner Tätigkeit in Essen 1997 die Neuproduktionen von sechs auf nun im Schnitt vier gesenkt. Seit 18 Jahren ist zum Beispiel der Ausstattungsetat nicht gestiegen. Er liegt nach wie vor bei 50 000 Euro pro Produktion. Rechnet man die Erhöhung der Mehrwertsteuer von damals 13 auf nun 19 Prozent und Preissteigerungen mit ein, macht das schon 30 Prozent weniger aus. Dass wir jetzt die Aida von 1989 wieder erfolgreich zeigen – sie war zuletzt immer ausverkauft – gehört auch zu diesen Bemühungen.
Wo können Oper und Orchester denn noch konkret sparen?
Stefan Soltesz: Zunächst verzichten wir in der neuen Spielzeit auf eine teure Musicalproduktion. Dann gab es ja zur abgelaufenen Saison schon eine Erhöhung der Eintrittspreise um etwa fünf Prozent. Für die kommende Spielzeit wurden lediglich die Preise für die begehrten Premieren noch einmal etwas angehoben. Überhaupt haben wir seit Beginn meiner Tätigkeit in Essen 1997 die Neuproduktionen von sechs auf nun im Schnitt vier gesenkt. Seit 18 Jahren ist zum Beispiel der Ausstattungsetat nicht gestiegen. Er liegt nach wie vor bei 50 000 Euro pro Produktion. Rechnet man die Erhöhung der Mehrwertsteuer von damals 13 auf nun 19 Prozent und Preissteigerungen mit ein, macht das schon 30 Prozent weniger aus. Dass wir jetzt die Aida von 1989 wieder erfolgreich zeigen – sie war zuletzt immer ausverkauft – gehört auch zu diesen Bemühungen.
Können Sie sich künftig noch so genannte Star-Sänger leisten?
Stefan Soltesz: Nun, auch der Gäste-Etat ist seit 1997 gedeckelt. Man muss sehen, dass man gute junge Sänger findet und diese rechtzeitig einkauft. Wie vor einiger Zeit zum Beispiel Frau Mosuc. Die ist durch ihre Essener Luisa Miller oder Elvira in den „Puritani“ erst richtig bekannt geworden, dann begann die große Karriere in Wien, Berlin oder München.
Es gibt keinen neuen Ersten Kapellmeister zur kommenden Spielzeit...
Stefan Soltesz: Das hat aber nichts mit Einsparungen zu tun. Herr Calvo, bisher Repetitor und Dirigent an der Wiener Staatsoper, übernimmt faktisch diese Position. Er hat sich ja gerade für das Belcanto-Repertoire hier schon einen Namen gemacht.
Wie hat sich eigentlich der Kampf ums Geld auf die Stimmung im Haus ausgewirkt?
Stefan Soltesz: Die Mitarbeiter waren sicherlich sehr verunsichert. Auf der anderen Seite haben wir aber auch einen großen Schulterschluss zwischen den fünf TuP-Sparten erlebt. Denken Sie an die 60 000 Unterschriften, mit denen das Publikum sich für Schauspiel, Oper ,Ballett, Philharmonie und Orchester eingesetzt hat. Das gab Rückenwind. Und ich bin sicher, ohne die unaufgeregte Diplomatie des Geschäftsführers wäre der Ratsbeschluss nicht so ausgegangen.
Die letzte Landesregierung hat Ihnen kürzlich den Titel „Professor h.c.“ verliehen. Was bedeutet das für Sie persönlich?
Stefan Soltesz: Natürlich habe ich mich gefreut. Aber ich führe den Titel eigentlich nicht, lasse auch mein Briefpapier deswegen nicht ändern. Wichtig ist für mich, dass das Publikum treu bleibt.
Wie in der heute zu Ende gehenden Spielzeit?
Stefan Soltesz: Ja. Das war schon erstaunlich. Selbst Stücke wie Alban Bergs „Lulu“ kamen auf 72 Prozent Auslastung. Und Henzes „Elegie für junge Liebende“, wir haben ja beides als Kulturhauptstadtprogramm angesetzt, schaffte auch noch 60 Prozent. Wenn es unter dem Strich einen leichten Besucherrückgang von 3 Prozent gab, wird man da die Gründe suchen müssen. Sonst liegen wir im gewohnt hohen Bereich. Die Besucherzahlen bei den Sinfoniekonzerten der Philharmoniker konnten wir sogar noch steigern.
Wie in der zu Ende gehenden Spielzeit?
Stefan Soltesz: Ja. Das war schon erstaunlich. Selbst Stücke wie Alban Bergs „Lulu“ kamen auf 72 Prozent Auslastung. Und Henzes „Elegie für junge Liebende“, wir haben ja beides als Kulturhauptstadtprogramm angesetzt, schaffte auch noch 60 Prozent. Wenn es unter dem Strich einen leichten Besucherrückgang von 3 Prozent gab, wird man da die Gründe suchen müssen. Sonst liegen wir im gewohnt hohen Bereich. Die Besucherzahlen bei den Sinfoniekonzerten der Philharmoniker konnten wir sogar noch steigern.
Worauf freuen Sie sich in der kommenden Saison am meisten?
Stefan Soltesz: Natürlich auf die Vollendung von Wagners „Ring des Nibelungen“ mit der „Götterdämmerung“. Aber auch Puccinis „Butterfly“, die ist zwar auch nicht „leicht“, aber auch ich kann nicht immer so unter Spannung stehen, wie etwa bei Wagner. Und ganz besonders glücklich bin ich, dass wir unser Kinder- und Jugendprogramm so weiterführen können, wie bisher. In dieser Spielzeit hatten wir über 90 Veranstaltungen in diesem Bereich. Ohne die Hilfe des Evonik-Konzerns wäre das so nicht weiter möglich gewesen. Ich hätte dann woanders sparen müssen, ich wüsste bloß nicht, wo.
Setzen Sie künftig auf mehr privates Engagement bei der Kulturfinanzierung?
Stefan Soltesz: Natürlich hoffe ich, dass nach der Wirtschaftskrise sich vielleicht noch mehr Privatleute aber auch Unternehmen für unsere Kultur engagieren. Das kann die städtischen und staatlichen Mittel allerdings niemals ersetzen. Aber gerade das Beispiel Evonik zeigt ja, dass auch Sponsoren nicht mehr so wie früher nur die Sahnehäubchen in Form von Star-Auftritten finanzieren, sondern sich für die Bildungs- und Breitenarbeit einsetzen, die auch lange schon in Opern- und Konzerthäusern stattfindet.