Essen. Obwohl die Polizei nach der brutalen Attacke in Altendorf mit einem Bild des Opfers fahndete, meldeten sich nur wenige Zeugen. Das sei ungewöhnlich.

Kerzen, Blumen, ein Kranz und ein Schreiben der CDU: Sie erinnern an den 43-Jährigen, der an dieser Stelle auf der Altendorfer Straße niedergeschlagen wurde. Der Pferdepfleger starb am vergangenen Montag an den schweren Verletzungen, die ihm ein 16-jähriger Intensivtäter zugefügt haben soll. Das Alter des mutmaßlichen Haupttäters, aber auch die Brutalität, mit der er auf einen Menschen einschlug, der sich nicht gewehrt hatte, beschäftigt viele Menschen in Essen noch immer stark. Der 43-Jährige war nach Angaben der Ermittler ein Zufallsopfer. Im Schreiben neben dem niedergelegten Kranz heißt es: „In Gedenken an ihn, aber auch die vielen anderen Bürger, die immer wieder Opfer von Mobbing, Einschüchterung und Gewalttaten werden, häufig im öffentlichen Straßenraum“.

Mutmaßlicher Täter stand 2015 schon zweimal vor Gericht

Der Tod des 43-Jährigen beschäftigt Bürger, Polizeibeamte und Politiker weiterhin. Dazu gehört die Frage, warum der mutmaßliche Täter (16) auf freiem Fuß war, obwohl er allein in diesem Jahr zweimal vor Gericht stand. Unverständnis äußern viele wegen der offenbar so positiven Sozialprognosen, die der Jugendliche bei den Gerichtsverfahren bekam und die dazu führten, dass seine Strafe wiederholt zur Bewährung ausgesetzt wurde.

Die Frage nach fehlender Hilfeleistung in der Tatnacht indes, beantwortet die Polizei klar: „Es hat jemand geholfen.“ Als die Beamten während ihres Streifendienstes hinzukamen, stand bereits ein Helfer bei dem Opfer. Dieser Zeuge soll gleich bei dem 43-Jährigen gewesen, kurz nachdem dieser schwer verletzt zusammengebrochen war. Der Helfer kümmerte sich sofort um den Verletzten, sagt Polizeisprecher Peter Elke. Eine weitere Person soll ebenfalls an der ersten Hilfe beteiligt gewesen sein, bevor die Polizisten sie ablösten.

Wenige Zeugenhinweise

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Was hingegen aus Sicht der Polizei ungewöhnlich war, waren vergleichsweise wenige Hinweise von Zeugen, nachdem die Ermittler das Bild des Opfers veröffentlichten. Obwohl trotz der Uhrzeit, 2.30 Uhr, relativ viele Menschen auf der Altendorfer Straße gewesen seien. „Wir bekommen sonst erheblich mehr Hinweise wie auch Randbeobachtungen“, sagt Elke. Diese Bereitschaft, die Polizei zu unterstützen, sei sehr wichtig. Unterm Strich reichten jetzt auch die wenigen Hinweise. Die intensive Arbeit der Ermittler, die von Tür zur Tür gegangen seien, habe zu den beiden verdächtigen Jugendlichen geführt. Seit dem vergangenen Sonntag befindet sich der 16-Jährige in Untersuchungshaft, gegen den wegen Mordes ermittelt wird. Gegen einen 15-Jährigen laufen ebenfalls Ermittlungen: wegen schweren Raubes, da er nach derzeitigem Stand nicht zugeschlagen haben soll.

Noch ist die Mordkommission nicht aufgelöst, laut Polizei aber seien die Jugendlichen überführt und deren Täterschaft geklärt. Geholfen hat bei diesem schnellen Zugriff auch die Beteiligung der Ermittlungsgruppe Jugend, die den Intensivtäter kannte.