Essen. Schwester Regina ist Lehrerin für Spanisch und Religion und Ordensschwester bei den Augustiner Chorfrauen in Essen. Das Kloster, in dem die 30-Jährige mit dreizehn Mitschwestern lebt, lädt für Samstag, 10. Mai, Gäste ein. Die Ordensfrauen wollen Interessierten zeigen, wie sie leben. Und abends wird im Klostergarten gegrillt.

Einmal für einige Stunden zu Gast in einem Kloster sein, um zu erfahren, wie Ordensschwestern leben und denken – am morgigen Samstag ist das möglich. Am deutschlandweiten Tag der offenen Klöster möchten auch die Augustiner Chorfrauen in Holsterhausen Gäste willkommen heißen. Zum Kaffeetrinken, zum Gespräch, zur Entdeckung des Klosters an der Bardelebenstraße – und abends zum Grillen im klösterlichen Garten, wenn das Wetter mitspielt. Die Gäste werden auch Schwester Regina kennen lernen, die als 30-Jährige die Ordensgemeinschaft einem Leben mit Mann und Kindern vorzieht und Schwester Edith, die als „Spätberufene“ erst mit 60 Nonne wurde.

14 Schwestern gehören zur Ordensgemeinschaft, die Trägerin des B.M.V.-Gymnasiums ist, das direkt an ihrem Kloster liegt. Die älteste Schwester ist 86 – die jüngste, mit 30, Schwester Regina. Vier Schwestern arbeiten als Lehrerinnen in der B.M.V.-Schule, sechs weitere sind Studienrätinnen im Ruhestand. Schwester Edith stellt sich schmunzelnd als „Finanzchefin“ des Klosters und der Privatschule vor. Die 76-Jährige ist gelernte Industriekauffrau. 16 Jahre lang hat sie in ihrem früheren Leben bei der Sparkasse in Mülheim gearbeitet, besaß eine Eigentumswohnung und fuhr einen BMW mit 109 PS.

Trotzdem „war da so eine Sehnsucht in mir“, wie sie erzählt. „Ich habe mich schon lange zum klösterlichen Leben hingezogen gefühlt. Das kann man rational nicht erklären.“ Erst 1997, als sie Rentnerin war, wagte sie den Schritt. „Zu Lebzeiten meiner Eltern war das nicht möglich. Sie wären darüber todunglücklich gewesen.“

Ihre Mitschwester Regina könnte ihre Enkelin sein. Die 30-Jährige hat ihr Abitur an der B.M.V.-Schule gemacht und hatte hier immer Kontakt zu den Schwestern, die auch ihre Lehrerinnen waren. Nach dem Abi hat sie Spanisch und Religion in Münster studiert. Ein Jahr ihres Studiums verbrachte sie in Madrid, war dort an der theologischen Fakultät der Jesuiten. „Da waren nur Ordensleute und Priester-Kandidaten.“ Der Gedanke, vielleicht auch einem Orden beizutreten, sei lange in ihrem Hinterkopf gewesen, sagt sie.

Regina Greefrath, wie sie mit bürgerlichem Namen heißt, vertraute sich einer Ordensschwester in Münster an. „Sie hat mir Mut gemacht. Ich bin auf dem Jakobsweg von Pamplona bis nach Santiago de Compostela gepilgert, war fünf Wochen unterwegs. Da hat man viel Zeit, nachzudenken.“ Danach stand ihr Entschluss fest, eine Augustiner Chorfrau werden zu wollen. 2009 trat sie als Schwester Regina dem Orden bei. Ein Entschluss, der langsam reifte, der nicht schon nach dem Abi feststand. „Ein Leben mit einem Mann, zwei, drei Kindern und einem Häuschen im Grünen, das war einmal etwas, was ich mir hätte vorstellen können.“

Ihre Eltern, gesteht sie, finden ihre Entscheidung für das Kloster „noch schwierig“. Ohne Zweifel sei auch sie nicht immer. „Aber das ist nicht schlimm. Wenn man nicht zweifelt, stagniert alles.“