Essen.. Komödienautor Sigi Domke hat eine Mediensatire geschrieben. Ein Gespräch über Facebook, WhatsApp und die gestörte Kommunikation im Netz.


Wenn zwei eine Reise tun, dann können sie was erzählen. Wenn die beiden sich am Ende trennen und auch noch die Details im Internet preisgeben, kann die Geschichte eskalieren. Davon erzählt Komödienautor
Sigi Domke
(„Freunde der italienischen Oper“) in „Sie sächselt leicht beim Bellen“. Am Freitag hat das Buch Premiere mit einer Lesung in der Buchhandlung Polberg. Dagmar Schwalm sprach mit dem 61-Jährigen über sein jüngstes Werk.

Herr Domke, Ihre Geschichte beginnt nicht mit dem Internet, sondern mit der desaströsen Reise eines Paares. Gab es reale Vorbilder?

Sigi Domke: Mein Musikerkollege Rüdiger Klappenbach erzählte mir von einer Reise mit seiner Liebsten, bei der alles schief lief. Die beiden sind auch sehr gegensätzliche Typen. Es ist mir aber wichtig, zu sagen: Ich habe sie nicht porträtiert. Die Reise ist nur der Aufhänger. Es geht um die Absurditäten von Pseudokommunikation im Internet.

Beide machen unabhängig voneinander ihren Katastrophentrip in Videobotschaften öffentlich. Wo lauert die Gefahr?

Die beiden unterschätzen diese einseitige Kommunikation. Die Gefahr, dass man sich missversteht, ist deutlich größer. Dazu kommen Menschen, die sich das angucken und den Konflikt deutlich befeuern. Wenn ich meine privaten Dinge öffentlich mache, können andere auch etwas damit anstellen.

Die Titelseite des Buches „Sie sächselt leicht beim Bellen
Die Titelseite des Buches „Sie sächselt leicht beim Bellen", eine Mediensatire von Sigi Domke. © Unbekannt | FUNKE Foto Services







Lehnen Sie das Internet grundsätzlich ab?

Ich habe einen Computer, recherchiere auch im Internet. Ich habe kein Smartphone. Es ist zwar praktisch, alles sofort nachgucken zu können, unterbricht aber kreative Prozesse. Bei allen Vorteilen, die das Internet und soziale Medien haben, manchen Errungenschaften ist der Mensch nicht gewachsen.

Woher stammt Ihre Kenntnis über Videoplattformen?

Auch wenn Sie mich auf Facebook, Twitter oder Instagram nicht finden, ich verfolge das Zeitgeschehen über Printmedien und weiß, dass im Prinzip alles möglich ist. Ob ellenlange Monologe über eine Beziehung auf Interesse stoßen, weiß ich nicht, die Eskalation der Situation sehr wahrscheinlich.

Woher kommt das Bedürfnis, sich im Internet mit den banalsten oder schmerzlichsten Erfahrungen zu präsentieren?

Die normale Kommunikation scheint mir, auf dem Rückzug zu sein, wenn ich sehe, wie viele Stunden Menschen mit Kommunikationsmedien verbringen. Da bleibt nicht viel Zeit zum Reden. Doch das Mitteilungsbedürfnis ist groß. Es ist verführerisch, dass man alles rauslassen kann. Es gibt kein Gegenüber und keine Korrektive.

Im Internet wie in Ihrem Buch sind Tiere ein Thema. Wie sind Sie auf den Hund gekommen?

Ich wollte noch eine Figur mit auf die Reise nehmen, die die Konflikte vergrößert. Das erhöht das Krisenpotenzial. Außerdem fand ich es interessant, ein und dieselbe Reise aus drei Perspektiven zu zeigen.

Gibt es ein Happy End?

Für den Hund auf jeden Fall. Für die Menschen nicht unbedingt. Trotz der Tiefschläge, die die beiden mit dem Internet erlebt haben, können Sie nicht davon lassen.

Was tun Sie, wenn Sie Streit haben?

Wenn ich nicht in mich hinein schweige, reden wir natürlich. Das musste ich erst lernen. In einer Whatsapp-Gruppe geht das nicht.

Sie schreiben in letzter Zeit immer häufiger Bücher. Haben Sie keine Lust mehr auf Theaterstücke?

Bücher machen mir montan mehr Spaß. Es gibt noch ein Hörbuch mit meiner Stimme. Da lese ich Auszüge aus einigen meiner Bücher. Etwas Theater gibt es auch. Dieses Jahr hat „Alles im Fluss“ mit den Emscherrangern in Gelsenkirchen Premiere und „Die Bürgermeisterin“ im nächsten Jahr. Und im Kulturzentrum Grend startet mit der Gruppe Twist im November der wagemutige Versuch einer vierteljährlichen musikalischen Reihe. Damit es für uns und das Publikum interessant bleibt, gibt es neue Musik mit deutschen Texten und einen Gast. Am ersten Abend ist es Veronika Maruhn, die Songs von mir zum Besten gibt.

Wer nicht lesen will, kann hören


Die Buchpremiere von Sigi Domkes Mediensatire am Freitag, 25. Oktober, 19 Uhr, in der Steeler Buchhandlung Polberg ist ausverkauft. Das Buch ist bei Henselowsky Boschmann erschienen, 144 Seiten, 9, 90 Euro.

Gleichzeitig hat er ein selbst eingelesenes Hörbuch mit Ausschnitten aus diversen Werken bei Henselowsky Boschmann herausgebracht: „Sigi Domke liest sich ‘n Wolf“, 9,90 Euro.


Wer Sigi Domke als Musiker schätzt, kann ihn in einer neuen Konzertreihe mit der Gruppe Twist im Steeler Grend erleben. Am 23. November, 20 Uhr, geht es los mit Gastsängerin Veronika Maruhn. Karten: www.reservix.de