Der Ansturm am Morgen gleicht schon fast einem Schlussverkauf in der Innenstadt. Bevor sich die ‚Ladentür’ des Aalto-Theaters offiziell um zehn Uhr öffnet, versammeln sich schon rund 300 Menschen im Foyer. „Alles muss raus“ heißt es an diesem Vormittag. Das Theater lädt zum großen Kostümverkauf und wirft alle Kleidungsstücke, die keine Verwendung mehr auf der Bühne finden, zu Schnäppchenpreisen heraus. Da können selbst schwedische oder englische Billig-Modeketten nicht mithalten. Blusen und Hosen ab einem Euro, das teuerste Gewand schlägt gerade mal mit 70 Euro zu Buche.
Es könnte eigentlich gar keinen besseren Zeitpunkt für den Kostümverkauf geben; schließlich steht Karneval vor der Tür. „Viele Menschen rufen schon Wochen vor Rosenmontag an und fragen, ob wir auch Kostüme verleihen würden“, erzählt Kostümdirektor Ulrich Lott. Aber nein, Verleihen ist nicht möglich, also wird auf den Kostümverkauf verwiesen.
Suche nach Außergewöhnlichem
Und da trifft man sie dann auch: Die kleinen und großen Narren, die noch händeringend auf der Suche nach einer Verkleidung sind. So zum Beispiel Susanne Lendzian. Die Mutter von Franka und Annika steht in einer Ecke und begutachtet ihre Töchter in den Blusen, die ihnen bis zur Kniekehle reichen und in den Hosen, die von Baggy-Pants nicht zu unterscheiden sind. Sitzt aber doch irgendwie perfekt. „Als was die beiden damit gehen, weiß ich noch nicht, aber da fällt uns bestimmt noch was ein“, sagt Susanne Lendzian und lacht.
Aber nicht nur die Jecken sind im Aalto-Theater auf der Suche nach Schnäppchen; auch Theaterfreunde wie Studentin Luisa Rothe. „Ich leite eine Theater-AG am Mädchengymnasium Borbeck und suche hier noch Kostüme für ein Musical“ erzählt sie. Neben den Karnevalisten und Theaterfreunden tummeln sich dann aber auch ‚normale’ Kunden, die einfach nur etwas Außergewöhnliches suchen. „Ich habe eine wirklich schöne Bluse entdeckt, die mir allerdings viel zu klein ist“, bedauert Agnes Felder. Dafür sei ihr Mann aber fündig geworden und um eine Jacke reicher.
Der Verkauf läuft gut. An jedem der 13 Kleiderstangen hingen morgens noch rund 30 Teile; gegen Mittag baumeln an jedem Ständer nur noch vereinzelte Blusen und Hosen. Ulrich Lott blickt auf die kargen Kleiderständer und zeigt sich zufrieden. Immerhin, so erklärt er, handele es sich bei den Kostümen um qualitativ hochwertige Teile. Nur sind sie für das Theater nicht mehr brauchbar, weil sie entweder zu speziell sind oder nicht mehr umgenäht werden können.
Wer fündig wurde, kann in jedem Fall sicher sein, ein einmaliges Stück sein Eigen zu nennen - Bühnenträume inklusive.