Essen. Das ChorForum in Essen bietet Proberaum für Ensembles und Orchester und soll ein Ort der Vernetzung sein. Alexander Eberle, gebürtiger Saarländer, ist ein Mann, der nicht nur Tonleitern mit Schwung nimmt. Bereits im Alter von zwölf Jahren war er Organist in seiner Heimatgemeinde.
Vor wenigen Tagen sind hier noch Fangesänge durchs Foyer gehallt, beim ersten Public Viewing im ChorForum zugunsten der vom Sturm zerstörten Bäume im Stadtgarten. Jetzt hört man im Nebenraum, wie ein Klavierschüler an seinen Fingerfertigkeiten arbeitet, während ein paar Türen weiter ein Sopran seine Tonleitern übt. Nicht nur als leidenschaftlicher Liedbegleiter ist der Pianist und Chorleiter Alexander Eberle hier in seinem Element.
Der hauptamtliche Chordirektor des Aalto-Theaters hat für Essen mit dem ChorForum ein Haus der musikalischen Begegnung geschaffen. Einen Platz, wo der Kinderchor ebenso seinen Übungsraum gefunden hat wie die Ü-70-Stimmen der „Silver Singer“. Und wenn alles gut läuft, dann wird dieser Ort der musikalischen Entfaltung zum Jahresende dank einer großzügigen Unternehmensspende sogar auf einem finanziell festeren Stiftungs-Fundament stehen. Eberle ist zuversichtlich, die Verhandlungen seien „auf der Zielgeraden“. Damit hätte die lange Suche nach einem Haus für die Chormusik in Essen ein vorläufig glückliches Finale gefunden.
Der gebürtige Saarländer ist ein Mann, der nicht nur Tonleitern mit Schwung nimmt. Mit zwölf war er Organist in seiner Heimatgemeinde, mit 15 bereits Chorleiter mit C-Examen. Irgendwann hat er damals die Matthäus-Passion gesungen und gespürt „was für ein Kosmos darin steckt“.
„Man muss dafür brennen“
Diesen Kosmos will er vielen eröffnen. Aber nach dem Umbau-Beschluss des alten Saalbaus zur neuen Philharmonie war klar, dass Übungsraum fehlen würde. Die Chorprobensäle waren in den Umbauplänen weggefallen. Eberle machte sich auf die Suche nach Ersatz und fand nach ersten gescheiterten Verhandlungen die ehemalige Kirche St. Engelbert im Südviertel. Mit Hilfe von Sponsoren konnte 2010 der Sakralbau in ein Haus der Chöre umgewandelt werden. Mit knapp 65 000 Euro stemmte der Förderverein das Projekt, ohne aufwendige Umbauten, aber mit Herzblut und Enthusiasmus.
Heute ist vor allem der 300 Quadratmeter große Probenraum gefragt. Das Essener Jugendsymphonie-Orchester, der traditionsreiche Philharmonische Chor mit seinen 175 Jahren Musikgeschichte oder auch ChorWerkRuhr proben hier. Aber es bleibt auch Platz für Instrumentalförderung von Kindern, und Sänger mieten Unterrichtsräume an. Der Betrieb läuft gut, auch „ohne städtische Mittel“, wie Eberle betont. Evonik, Vivawest und die RAG zählen zu Unterstützern des Hauses, mit den Stiftungsmitteln könnte es auch baulich weitergehen. Die Neugestaltung des Kirchenvorplatzes steht auf der Liste oder auch die Frage, wie man das denkmalgeschützte Gebäude energiesparend umrüsten kann.
So ist Eberle in seinem musikalischen Nebenamt vieles – künstlerischer Kopf, Bauleiter und Stratege. Das Thema Inklusion beschäftigt den 46-Jährigen genauso wie die Frage, wie man Menschen, die irgendwann nicht nur zu alt fürs Berufsleben, sondern auch für Profichöre sind, eine musikalische Alternative bieten kann. Und dann ist da noch der große Plan einer Berufschor-Akademie, der den vielbeschäftigen Familienvater seit Jahren umtreibt. „Wenn man so etwas macht, muss man dafür brennen“, sagt Eberle und weiß einen guten Grund für seine Arbeit: „Ich spiele einfach nicht gern allein.“
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