Für Millionen Fernseh-Zuschauer in Deutschland ist es ein festes Samstagabend-Ritual: Nach den Tagesthemen folgt im Ersten das „Wort zum Sonntag“, das jetzt seinen 60. Geburtstag feierte.

Seit vier Jahren gehört auch der Essener Pfarrer Gereon Alter zum achtköpfigen Sprecherteam beim „Wort zum Sonntag“. Gleich in seinem ersten Beitrag setzte er sich damals mit dem schrecklichen Erdbeben auf Haiti auseinander. Es sollte nicht die letzte Katastrophe in Alters „Wort zum Sonntag“-Laufbahn bleiben: Auch die Loveparade-Tragödie in Duisburg und die Atomkatastrophe von Fukushima machte der 1967 geborene Priester zum Thema seiner Fernseh-Ansprachen. „Das waren sicherlich die bewegendsten Beiträge“, sagte Alter.

Von „Predigten“ mag er bei seinen rund acht Auftritten im Jahr weniger sprechen, „für mich sind das christliche Wochenkommentare“. Und die dürfen sich durchaus auch um heitere Themen drehen – zum Beispiel um den Gesangswettbewerb „Eurovision Song Contest“ (ESC): 2011 bescherte Alters Live-Beitrag unmittelbar vor Beginn des ESC-Finales aus Düsseldorf Rekord-Quoten. Doch auch an gewöhnlichen Samstagabenden sind die „Wort zum Sonntag“-Sprecher im Schnitt in rund zwei Millionen deutschen Wohnzimmern zu Gast.

Zwar dürften viele der Zuschauer die geistliche Ansprache auf dem Weg zum Kühlschrank oder zur Toilette nur teilweise wahrnehmen, dennoch weiß Alter anhand der zahlreichen Zuschauerpost, dass er „durch die Sendung für viele Menschen zum Ansprechpartner für all das wird, was die Kirchen gerade bewegt“. Da werde er mitunter zur Vertrauensperson wie für für den Berliner Senior, der den Essener Pfarrer per Brief um die Vermittlung einer Seniorengruppe bat. „Wir wirken auf manche Zuschauer wohl fast wie ein Pastor, der auf Hausbesuch kommt“, vermutet Alter, der über Umwege sogar dem Senior aus Berlin half.

Zeitgemäß sei der TV-Dinosaurier jedenfalls auch im 60. Jahr seines Bestehens, sagt Alter – trotz der medialen Konkurrenz etwa durch soziale Netzwerke wie Facebook. „Wir sollten das eine tun, ohne das andere zu lassen.“ Natürlich müsse die Kirche ihre frohe Botschaft auch über das Internet verbreiten.

Gereon Alter selbst wird am Samstag, 1. Februar, wieder beim Wort zum Sonntag zu sehen sein. Mit welchem Thema? „Das entscheide ich immer aktuell.“