Essen-Kettwig. Er ist grün, macht glücklich und jeder hat sein eigenes Paradies. Alles hat auch seine Zeit, heißt es schon in der Bibel: Im Kleingarten gibt es die Nutzzeit, Erholungszeit und die Erntezeit. Arno Mett ist Vorsitzender des Kleingartenvereins an der Bremerstraße in Heidhausen. Zu seinem Regiment gehören 39 blühende Landschaften, die teilweise mit dem Lineal vermessen sind.

Der 60-Jährige Ingenieur und Vereins-Kassiererin Edeltraud Leukel lächeln. Vor ihnen auf dem Tisch im Vorgarten des Vereinsheimes liegt das „Bundeskleingartengesetz“ mit Text, Kommentaren und Materialien für Praktiker. Besonders den Paragraphen 1 finden sie lustig: „Ein Kleingarten ist ein Garten zur nichterwerbstätigen Nutzung, der der Erholung dient.“

Sauerkirsche passt in den Rahmen

Nutz-, Erholungsfläche und die Laube sollten zu je einem Drittel aufgeteilt sein. Fast 9000 Kleingärten zählt Essen. Deshalb bedarf es einer Regelung. Meint auch Frank Buschmeier: „Ich darf zum Beispiel keine Süßkirsche pflanzen, weil der Baum für die 350 Quadratmeter meines Gartens zu groß würde.“ Wohl hat er eine Sauerkirsche angebaut, die in den Rahmen „passt“. Ihn und seine Frau Birgit packte das Schrebergarten-Fieber vor 18 Jahren: „Wir als Eltern wollten unseren Kindern zeigen, dass die Tomaten und die Kartoffeln nicht im Supermarkt wachsen.“

Im Garten stehen Obstgewächse: Pflaume, verschiedene Apfelsorten, Johannis-, Stachel-, Him- und Erdbeeren. Das 50 Quadratmeter große Gemüsebeet ist als Bauerngarten angelegt: Kartoffeln, Zwiebeln, Möhren, Erbsen, Bohnen, Salat, Sellerie, Rote Bete, Kohlrabi. „Davon haben wir schon vieles geerntet und in unseren Kochtopf verwendet.“ Auch vom Kräuterbeet mit Petersilie, Schnittlauch, Thymian, Salbei, Oregano und Borretsch. Ihre Ruheoase, in die sich auch schon ein Reh verlaufen hat, ist die Bank vor dem Feuchtbiotop mit Molchen, Fröschen, Libellen und den vielen Blumen darum.

Über 50 Jahre besteht der Kleingartenverein an der Bremerstraße. Was kostet so ein Geviert, in dem man Blumen und Gemüse beim Wachsen hilft? „Ungefähr 300 bis 350 Euro pro Jahr“, antwortet Arno Mett. Schriftführerin Susanne Claas, 46, hat schon Bohnen, Brombeeren, Kartoffeln, Kohlrabi, Tomaten und Rhabarber geerntet. Gertrud Bauer schenkt ihren Nachbarn Mangold, Gurken und Zucchini: „Wir wissen immer, woher es kommt.“ Natürlich gibt es auch einen ausschließlichen Nutzgarten, sagt Arno Mett: „Aber die Pächter sind ein berufstätiges Ehepaar.“

Edeltraud Leukel, die Salate, Kartoffeln und Zwiebeln geerntet hat: „Wir Gartennachbarn treffen uns meist am Komposthaufen, da reden wir und tauschen auch die Zeitungen aus. Gemeinsam statt einsam. Teil der Gemeinschaft zu sein, dazu gehören, sich mitteilen – all das bietet das Hobby Gärtnern“ betont sie. Nach der Melodie: „Schau’ an der schönen Gärten Zier ….. „ sind die Gartenältesten Horst Knitt und Klaus Kossmann, ehemaliger Schutzmann in Werden, von Anfang an dabei. Viel Arbeit, Disziplin und Herzblut haben sie in all den Jahren in ihren „Garten Eden“ hineingelegt und sind dafür stets mit großer Ernte belohnt worden.

Heidi und Jürgen Monschau, zünftig in kurzen Hosen und mit Handschuhen bekleidet, haben keine Angst vor Bienen. Das Fischlaker Ehepaar hat eigenhändig ein „Insektenhotel“ gebaut, in dem auch Wespen, Ohrenkneifer und anderes Kleingetier Unterschlupf gefunden hat. Sechs Apfelbäume stehen auf ihrem Gelände, dazu ein Kräuterfeld mit Knoblauch, Thymian, Lavendel und Majoran. Im Hochbeet reifen Grünkohl, Porree, Winterendivien und Schnittlauch. „Morgens ist es hier wie in einer Vogelvoliere, das Zwitschern ist herrlich, und wir haben hier einen hohen Sonnenanteil.“

Werner hat eine Laube der besonderen Art – mit spanischem Touch, selbst hergerichtet. Über den Schieferplatten stehen Rebstöcke der verschiedensten Rebsorten.

Jetzt geht die Gartensaison langsam zu Ende - und im Winter schaut man nur selten in die Laube. Aber die Heidhauser Gartenfreunde freuen sich dann schon auf die nächste Saison.