Essen-Holsterhausen. Zahlreiche neue Läden haben im Essener Stadtteil eröffnet, sagt die Initiative „Wir sind Holsterhausen“. Die Zahl der Leerstände sei gesunken.
Die Nachricht von Tchibo, die Filiale an der Gemarkenstraße im kommenden März zu schließen, findet Harald Hagen von der Initiative „Wir sind Holsterhausen“ sehr bedauerlich. Allerdings, so betont er, lasse sich in der Einkaufsmeile seit einiger Zeit ein ganz anderer Trend beobachten. Es sei gelungen, zahlreiche Leerstände zu beseitigen und neue Geschäfte anzusiedeln.
Verzicht auf Verpackung im Essener Geschäft von Miran Petry
Zu den Läden gehört das von Miran Petry (29). Er hat sich zu einem Geschäftsmodell entschlossen, das in besonderem Maß dem Umweltschutz Rechnung trägt. Beim Einkauf wird hier auf herkömmliche Verpackung verzichtet, zumindest soll sie so gering wie möglich ausfallen. Nachdem bereits vor gut drei Jahren an der Rosastraße in Rüttenscheid Christiane Teske mit „Glücklich unverpackt“ ein neues Konzept an den Markt brachte, will nun der junge Essener dem Beispiel folgen. Anfang November will er den Laden eröffnen. Mit dem Namen „Unfairpackt“ bringe er auch zum Ausdruck, dass bei ihm nur fair gehandelte Lebensmitteln im Angebot seien. Von Nudeln, Reise und Hülsenfrüchten bis hin zu Mehl und Getreide reiche die Bandbreite. Darüber bereichere eine Vielzahl an Hygieneartikeln das Programm in dem 60 Quadratmeter großen Shop, berichtet Petry, der zunächst Politikwissenschaft studiert hat und im Consultingbereich tätig war.
Nun möchte er ökologische Akzente zu setzen, sagt der Essener. Um nun die Ware aus dem Geschäft nach Hause zu bekommen, stehen dem Kunden mehrere Möglichkeiten offen. Er kann beispielsweise selbst Gläser mitbringen, die dann aufgefüllt werden oder im Laden Glasbehälter kaufen. Zudem sind auch Papiertüten im Angebot, die aus nachwachsenden Rohstoffen wie Bambus bestehen sowie Netze und Jutesäcke.
Nachhaltige Mode bestimmt das Sortiment von Kommabei
Dass sich Petry bei der Standortwahl für Holsterhausen entschieden hat, liege vor allem an Läden mit einem besonderen Touch wie Kommabei und dem Fachgeschäft für Stadtwandel. Der Laden Kommabei verkauft seit rund zwei Jahren nachhaltige Mode, aber nicht nur. Inhaber Norman Bärenbrinker gestaltet zudem Klamotten, Schmuck, Karten und Bilder mit seiner Siebdruckmaschine. Rund zwei Jahre sind seit der Gründung vergangen. Mit den Bilanzen sei er sehr zufrieden.
Das Fachgeschäft für Stadtwandel wiederum macht mit seinen Ideen für Klima- und Umweltschutz von sich reden, mischt sich wie aktuell mit dem Parklet in aktuelle verkehrspolitische Debatten ein und bietet überdies Second-Hand-Kleidung und Fahrradreparatur in der einstigen Schleckerfiliale an.
Neues Leben in ehemaligen Lindner-Filialen
Apropos früher: Zu den Standorten, die einst das Bild der Gemarkenstraße maßgeblich bestimmten, gehören auch die Filialen der Bäckerei Lindner. In beiden hat neues Leben Einzug gehalten, wenn auch im Fall der Hausnummer anfangs unter eher widrigen Umständen. Fast zeitgleich mit dem Beginn des Lockdowns eröffnete Mathias Nielsen eine Niederlassung von Copenhagen Coffee Lab. Die Kombi aus Café und Bäckerei habe sich aber von Beginn an eines sehr guten Zuspruchs erfreut, berichtet Nielsen. Das Ladenlokal werde gern als Treffpunkt genutzt und mit den Backwaren als auch den verschiedenen Kaffeemarken, darunter vorwiegend Ware aus dem Hauptsitz in Kopenhagen, treffe man offensichtlich den Geschmack des Publikums.
In der anderen Ex-Lindner-Filiale hat sich Resul Özer (37), Holsterhauser Kind, einen festen Kundenstamm aufgebaut. Der gelernte Bäcker hat vor einiger Zeit nach Jahren bei der Bundeswehr den „Backprofi“ gegründet und damit einen Leerstand auf der Gemarkenstraße beseitigt.
Kosmetikstudio auf zwei Etagen an der Gemarkenstraße
Dafür sorgt auch Lorena Lombardi (23), die gegenüber des Eiscafés Dolce Vita seit kurzem ein Kosmetikstudio betreibt. Nach der Ausbildung in Düsseldorf war sie zunächst mit ihrem Angebot fünf Jahre in dem Friseursalon ihrer Schwester Filomena Lombardi untergebracht, der ebenfalls an der Gemarkenstraße liegt. Doch es sollte sich schon bald herausstellen, dass dort nicht genug Platz vorhanden war. Ausreichend Fläche bietet aber das jetzige Ladenlokal, das - Ober- und Untergeschoss zusammengerechnet - mit rund 150 Quadratmeter aufwartet.
Dort halten die Essenerin sowie zwei Mitarbeiterinnen ein umfangreiches Programm vor, das von Permanent Make-up- und Gesichtsbehandlung bis hin zu Wimpernverlängerung reicht. Zudem veranstaltet Lorena Lombardi, Dozentin für ein renommiertes Unternehmen, an den Wochenenden Kurse und Seminare für Frauen an. Die Gestaltung der Räume mit neuen Fliesen und modernem Dekor hatte vor der Eröffnung Lebensgefährten Muhammed Günes übernommen.
Rätselraten um die Zukunftspläne von Rewe
Eine Vergrößerung um die Räume des Friseursalons Pott-Chic ist anscheinend auch für den einstigen Edeka-Laden gedacht. Das lässt sich zumindest aus den Informationen des Bauschilds entnehmen, das die ausführende Firma aus Dortmund dort aufgestellt hat. Vor rund eineinhalb Jahren hatte eine Rewe-Sprecherin bestätigt, dass der Lebensmittler das Objekt übernehme. Aktuell äußert sich das Unternehmen allerdings nicht zu seinen Plänen. Nach den seinerzeitigen Perspektiven hätte eine Eröffnung an der Gemarkenstraße 43 bereits im Frühjahr oder Sommer 2020 erfolgen sollen.
Während also Rewe noch bedeckt hält, hat Pott-Chic einen eindeutigen Schnitt vollzogen. Der Salon firmiert jetzt unter „Mo’s Baber Shop“ ein paar Häuser weiter. Und Action ist im Übrigen für den zweiten einstigen Edeka-Standort angesagt, der gleichnamige Discounter hat die Räume seit Mitte August gemietet.