Essen. Versuch einer Einordnung der Aufregung um den inzwischen zurückgenommenen Halbe-Banenen-Erlass in Essen: Das Thema „Schul-Obst“ ist so stark emotional besetzt, dass eine sachliche Diskussion kaum möglich ist.
Die Diskussion um die Initiative des städtischen Kantinenbetriebs RGE, bei der Mittagessen-Ausgabe für Schüler Bananen nur noch als halbe Früchte anzubieten, ist schlagartig abgeebbt. Schul-Dezernent Peter Renzel hatte, wie berichtet, mit einem persönlichen Eintrag ins soziale Netzwerk „Facebook“ bekanntgegeben, dass er die Aktion gestoppt habe und Bananen in Schulkantinen wieder als ganze Früchte herausgegeben werden. Gleichwohl teilte Renzel mit, dass viele andere Catering-Betriebe auch längst dazu übergegangen sind, Bananen nur in Stücken anzubieten.
Bei der kurzen, hitzigen Diskussion ist übersehen worden, dass Essener Schulen durchaus nicht immer auf die Obst-Dreingabe der RGE angewiesen sind. So oder so nehmen zum Beispiel 29 von 86 Grundschulen in Essen am NRW-Schulobst- und -gemüse-Programm teil, das von der EU finanziert wird.
Diskussion kaum möglich
Das Schulobst-Programm funktioniert so: Schulen erhalten einmal oder mehrmals pro Woche kostenlos Obst und Gemüse, wenn sie dem Land deutlich machen, dass sie das Thema Ernährung fest im Unterricht verankern. Und wenn sie sicherstellen können, dass die Ausgabe von frischem Obst und Gemüse täglich gewährleistet ist. Das heißt: Die Frage der Zubereitung muss geklärt sein – vielfach sind es Lehrerinnen selbst, die mit Kindern gemeinsam das Obst in mundgerechte Stücke schneiden, manchmal helfen auch Eltern mit. Die Erfahrung, die an Grundschulen gemacht wird, lautet jedenfalls so: „Das funktioniert super, aber einen ganzen Apfel oder eine ganze Banane brauchen Sie keinem Kind anzubieten.“ Das angebissene Obst wandert schnell in den Müll.
Das Schulobst-Programm richtet sich ausschließlich an Grundschulen und Förderschulen mit Primarstufe. Freilich sind ältere Schüler an weiterführenden Schulen, die von der RGE beliefert werden, willens und in der Lage, eine ganze Banane zu essen.
Die kurze, aber heftige Debatte sowie die prompte Reaktion des Schuldezernenten Peter Renzel hat aber eines ganz gewiss gezeigt: Das Thema Schulobst ist so stark symbolisch und emotional besetzt, dass eine sachgerechte Diskussion um richtige Portionsgrößen und deren Handhabung kaum mehr möglich ist.