Essen.. Das lästige Quietschen in Kurven wird durch ein Sprühsystem reduziert. Die Methode hat sich für die Evag bewährt. Sie will weitere sechs Züge nachrüsten.
Quietschende Straßenbahnen nerven gerade in den Abendstunden viele Anwohner. Ein Problem, mit dem sich alle Verkehrsunternehmen in deutschen Großstädten auseinandersetzen. Doch die jüngste Lärm-Offensive aus Berlin entlockt bei der Essener Verkehrsgesellschaft Evag gerade mal ein müdes Lächeln.
An der Spree soll nach den Plänen der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) bei jeder zweiten neuen Bahn ein Schmiersystem dafür sorgen, dass ein quietschreduzierendes Mittel in Kurven automatisch punktgenau auf die Räder gesprüht und auf die Schienen übertragen wird. „Das machen wir längst“, heißt es dazu aus der Zentrale der Essener Verkehrsgesellschaft Evag. Und das mit bald noch mehr Bahnen.
„Wir planen das für die nächsten zwei Jahre“
Die Essener sind von ihrem vor mehr als fünf Jahren gestarteten Sprüh-Projekt inzwischen derart überzeugt, dass sie sechs Niederflurbahnen der Typen NF1 und NF2 damit nachrüsten wollen. „Wir planen das für die nächsten zwei Jahre“, so Evag-Sprecher Olaf Frei. Die Ausrüstung einer neuen Niederflurbahn mit Steuergerät und am Unterbau angebrachten Sprühmechanismus kostet 18.000 bis 19.000 Euro.
Zurzeit verfügen in Essen insgesamt drei U-Bahnen und elf Straßenbahnen (darunter drei der 27 neuen NF2-Bahnen) über diese sogenannte „Schienenkopfbehandlungsanlage“, die an Kurven und Gleisschleifen das dämmende Mittel aufträgt. Mit den aktuell geplanten Nachbestellungen soll das Schienennetz noch besser abgedeckt werden.
Essens neue Straßenbahn NF 2
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Olaf Frei warnt allerdings vor zu hohen Erwartungen,. „Straßenbahnen machen nun mal Lärm. Das lässt sich physikalisch nicht ändern. Und wir fahren durch dichte Wohnviertel und enge Straßen.“ Aber: „Mit unserer Methode erreichen wir eine Reduzierung von mindestens zwei bis drei Dezibel. Und das ist eine spürbare Entlastung für die Anwohner“, argumentiert der Evag-Sprecher.
Mittel besteht zu 35 Prozent aus Graphit und Aluminium
Das Mittelchen gegen den Lärm besteht zu 35 Prozent aus Graphit und Aluminium und verringert den Reibwert zwischen Laufrädern und Schienen – und damit die Quietschgeräusche. Mit Hilfe der GPS-Navigation und der Achsimpulse der Drehgestellachse konnte genau lokalisiert und gespeichert werden, wo sich eine Bahn einer Kurve oder einer Gleisschleife nähert, damit die Chemikalie dort dann mit hohem Luftdruck durch die Sprühdosen auf die Laufflächen der Räder gespritzt wird.
Bei ersten Versuchen im Jahre 2009 konnte eine Schallreduzierung von fünf bis acht Dezibel gemessen werden, die Pegelspitzen waren sogar bis zu 15 Dezibel geringer.
Allerdings stellte man an den beiden Messorten Haltestelle Philippusstift in Borbeck und Wertstraße in Dellwig damals auch fest, dass Niederflurbahnen, die die Evag heute bevorzugt, stärker zum Kurvenquietschen neigten. Deshalb müssen gegebenenfalls Behandlungsgintervalle verkürzt werden.
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