Essen-Heidhausen.. Auf der „Hundewiese“ an der Jacobsallee will die Stadt eine Flüchtlingsunterkunft bauen - doch die Heidhauser haben schon lange ganz andere Pläne.


Da sitzen sie bei Cora Tschangizian am Küchentisch. In einem Haus an der Jacobsallee, direkt vis-à-vis der „Hundewiese“. Der Ort ist gezielt gewählt: Die Wiese soll nach Willen der Stadt mit einer Unterkunft für rund 200 Flüchtlinge bebaut werden.

Dagegen wehrt sich eine Bürgerinitiative, die sich spontan bildete und nun vier Politiker zu Gast hat: Die Ratsleute Martina Schürmann (CDU), Dr. Elisabeth van Heesch-Orgass (BAL), Klaus Budde (FDP) und den 2. Bezirksbürgermeister Reinhold Schulzki (SPD).

Sachlich untermauerte Fakten liegen auf dem Tisch, wie Thomas Teigelkamp, einer der BI-Sprecher, betont: „Ich denke, wir finden parteiübergreifend einen guten Dialog. Alle Argumente sprechen gegen die Bebauung genau dieser Fläche. Wir verstehen zwar die Verwaltung, sie muss eine stetig steigende Zahl an Menschen unterbringen. Doch gerade Heidhausen hat noch nie gemurrt, sich bereits sehr für Flüchtlinge engagiert, wird auch weiter helfen, am Volkswald, im Haus ‘Am Turm’, im Heinrich-Rabbich-Haus, demnächst in der LVR-Klinik. Aber unser idyllischer Dorfplatz ist nicht geeignet!“

Weit weg von billigem Populismus, stellen die Anwohner ein ambitioniertes Projekt vor, drücken aber auch ihre Sorgen und Ängste aus: „Dies ist nach 1990 und 2014 der dritte Versuch, hier ein Asylbewerberheim zu bauen. Durch die aktuelle Ratsvorlage wird bestätigt, dass das Grundstück zuerst von Altlasten befreit werden muss. Nach bestehenden Ratsbeschlüssen sind jedoch Asylbewerberheime nicht auf kontaminierten Grundstücken zu errichten.“

Bedingt durch den im vollen Gang befindlichen Generationenwechsel - gefühlt jedes dritte Haus wird gerade renoviert und von jungen Familien bezogen - den Zuzug von Flüchtlingen und Neubaugebiete wie „Grüne Harfe“ müssen zukünftig viel mehr Kinder in wohnortnahen Einrichtungen unterrichtet und betreut werden. Doch in Heidhausen gibt es, wie Erwin Jochheim vom Elternrat der Kita berichtet, bereits einen Engpass: „Wir haben schon jetzt doppelt so viele Anmeldungen, wie wir aufnehmen können.“

Auch die Grundschule, einst von der Schließung bedroht, platzt demnächst aus allen Fugen. Ein schwerwiegendes Argument sind die nun zur Veröffentlichung gereiften Pläne der Elternschaft, die deren Vertreterin Barbara Bause verrät: „Die Stadt hat kein Geld. Deswegen haben wir vor einem Jahr damit begonnen, die notwendige Schulerweiterung privat zu stemmen und uns um die Finanzierung zu kümmern. Wir planen einen Neubau, der sich über das Gelände des maroden Pavillons und etwa ein Drittel der Wiese erstreckt. Hier sollen in einer Kita zwei Gruppen untergebracht werden, dazu vier Klassenräume, eine Cafeteria und 600 Quadratmeter Bewegungsfläche für die Kinder.“

Der Pavillon sei asbestverseucht, der Boden gebe nach, die Heizung spiele verrückt: „Der eine Nachtspeicherofen wärmt gar nicht mehr, der andere bullert dafür umso mehr. Da sind schon Tornister und Jacken geschmolzen. Die Kinder bekommen Kopfschmerzen. Dieser Pavillon muss schleunigst angerissen werden.“

Durch die Bebauung des städtischen Grundstücks mit einem Asylbewerberheim würde aber jegliche Möglichkeit genommen, notwendige Erweiterungen bei rasant steigender Anzahl von Kindern vorzunehmen.

Die Politiker wollen für die Sache werben, und Cora Tschangizian reicht schon mal die Unterschriftenliste herum. Die Ratsleute unterschreiben - Ehrensache.