Rüttenscheid. Doro Ostgathe aus Essen-Rüttenscheid liebt die Welt der Farben. Mit ihren Bildern will die Grafikerin in Corona-Zeiten positive Signale senden.
Als Künstlerin bezeichnet sich die Essener Diplom-Grafik-Designerin Dorothea Ostgathe selbst nicht. „Fragt mich jemand nach meinem Beruf, sage ich, dass ich als Illustratorin arbeite.“ Aber eines ist die Rüttenscheiderin ganz sicher: Lebenskünstlerin.
Designerin aus Essen-Rüttenscheid bevorzugt frische Farben und knallige Töne
Die 57-Jährige hat in Corona-Zeiten ein wirksames Mittel gegen Frust und Sorgen parat. Denn sie verzaubert Groß und Klein mit ein paar Strichen, Linien und vielen frischen Farben. Korallenrot ist das Mehrfamilienhaus in der Brassertstraße gepinselt, in dem Doro Ostgathe seit rund 35 Jahren wohnt und arbeitet. Gleich im Treppenhaus offenbart sich ihre Vorliebe für knallige Töne. Rapsgelb, Orange und Brombeer versprühen im Kontrast zu weißen Flächen gute Laune pur. Eine ganze Galerie glückliche Gesichter grüßt breit grinsend, freundlich lachend oder mindestens zufrieden lächelnd aus Bilderrahmen.
„Ich bin von Grund auf optimistisch“, sagt die Illustratorin. Stets vergnügt blicken die Menschen oder Tiere ihrer witzigen Tuschezeichnungen in die Welt. Gleich im März als alle Räder stillstanden und man über das Virus grübelte, entwarf Ostgathe, die in Bergerhausen mit zwei Schwestern aufwuchs, rund 30 lustige Ausmalbilder und „Mutmacher-Vorlagen“ für die Stadtwerke Essen. Die Motive reichen vom fetten Glücksschwein über einen Seilchen springenden Lurch und beste Hundefreunde bis hin zu einer Gruppe fröhlicher Kinder.
„Meine Welt besteht aus Bildern,“ sagt Ostgathe. Schon als kleines Mädchen habe sie viel und gern gemalt. „Dazu habe ich gern die Schallplatte von Max und Moritz gehört.“ Nach einer Lehre als Schaufenstergestalterin bei Karstadt wechselte sie in eine Werbeagentur, wo sie zwei Jahre kreativ war. Dann studierte sie an der Uni Essen Visuelle Kommunikation. Und machte sich 1992 nach dem Abschluss selbstständig. Seit Jahren hat sie feste Kunden. Für die Händler der Interessengemeinschaft Rüttenscheid gestaltet sie zu Festen und Veranstaltungen bunte Werbe-Flyer. Für Unternehmen entwirft sie originelle Logos, CD-Designs oder illustriert Plakate und Broschüren. Und Werbegeschenke, vom Becher bis zur Streichholzschachtel.
Daneben bleibt noch Zeit für freie Arbeiten. „Matrosensang“ heißt die seemännische Skizzen-Reihe in 3-D-Optik. Kapitän, Pirat oder Seeräuberbraut sind mit schnellen Strichen in blauer Tusche auf weißem Grund gezeichnet. Trotz Augenklappe oder Stoppelbart sehen auch diese Gestalten freundlich aus. Diese Collagen hat Ostgathe mit lustigen Kommentaren an den Bildrändern versehen. „Vorbilder dafür sind Gedichte von Joachim Ringelnatz oder Erich Kästner“, erklärt sie.
Sie mag es bunt, ein bisschen verschroben darf es auch sein, aber nie böse. „Irgendwie sehen alle meine Figuren lustig, freundlich und faltenlos aus.“ Unter dem Künstlernamen Dora Hosegott erstellt die Essenerin zudem ungewöhnliche Porträts für private Auftraggeber. Die Bestellungen lässt sie auf Aluminiumplatten drucken, wodurch die Farben besonders stark zur Geltung kommen. Zudem eignet sich das Material für große Formate, die beispielsweise für Familienbilder in Betracht kommen. Die Gesichter zeichnet sie nach Fotos, die ihr die Kunden mailen. „Den Hintergrund dürfen sich die Leute selbst aussuchen.“ Alpenpanorama, Waldspaziergang, Mond-Party, Graffitis oder Sprüche: Ostgathe ist für alles offen. Gern genommen werde Regionales wie der Gruga-Turm, Villa Hügel oder Zeche Zollverein. Neben den Personen bringt sie darüber hinaus noch alles auf die Bilder, was gewünscht wird: einen Laufschuh für den Jogger, einen Fisch für den Angler, den Knochen für Bello.
Apropos: Hunde sind ihre Lieblingstiere. Mit Hündin Friedel und ihrem Manni teilt sie das Büro im ersten Stock. Beide waren Funde aus dem Tierheim. „Man hatte sie zusammen an eine Straßenlaterne angebunden.“ Tierschutz liegt Ostgathe am Herzen. So wundert es nicht, dass sie auch hier schon gestalterisch gewirkt hat, etwa für die lokale Organisation „Hope Hunter“, die sich für Tiere in Not einsetzt und an liebe Menschen vermittelt. Selbst Corona hat Ostgathes gute Stimmung nicht getrübt. Im Flur zum Dachgeschoss präsentiert sie ihre Version des Virus: eine große, runde Deckenlampe, bespickt mit farbenfrohen Memory-Karten an vielen Drahtarmen verstrahlt hier Optimismus. Positiver geht es nicht.