Essen/Bottrop. Ein Mann (34) ist am Dienstag im Essener Norden bei einer Schießerei verletzt worden. In der Nähe des Tatorts befindet sich eine Grundschule.
Einen Tag, nachdem im Essener Norden in unmittelbarer Nähe einer Karnaper Grundschule Schüsse fielen, schwankt die Stimmung unter den Eltern zwischen Sorge und Erleichterung, Fatalismus und Trotz. Der Mann aus Bottrop, der am Dienstagmittag auf der Karnaper Straße angeschossen wurde, war blutend auf einem Grundstück zusammengesackt, das direkt neben der Maria-Kunigunda-Schule liegt.
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Sorge geht um bei den Eltern, weil die Tat mitten am Tag auf offener Straße geschah, so nah an der Schule. Erleichterung gibt es, weil niemandem aus der Schule etwas passiert ist.
Schüsse in Essen-Karnap: Drei laute Knallgeräusche
Am nächsten Morgen laufen Schulkinder um kurz vor acht Uhr über Blutspuren auf dem Bürgersteig. „Hier war das“, ruft ein schwarzhaariger Junge aufgeregt wenige Meter vor dem Schultor. Er berichtet, dass er gestern im Klassenzimmer gesessen habe, als es plötzlich „dreimal laut geknallt hat“.
Wenig später habe man nur noch Martinshörner gehört und Polizei gesehen, „und dann kam der Hubschrauber“. Der Rettungshubschrauber war vorsorglich alarmiert worden; der Verletzte (34) wurde am Ende jedoch mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht.
Die Aufregung am Schultor an diesem Morgen ist durchaus beachtlich, es wird viel geredet in verschiedenen Sprachen, aber einig sind sich alle: „Die Schule hat sehr gut reagiert“, sagen die Eltern. Als die Polizei kurz nach der Tat das Gelände abriegelte, mussten die Kinder, die zu diesem Zeitpunkt Sport hatten, in der Halle bleiben.
Den Erstklässlern hat man offenbar erzählt, draußen habe die Straßenbahn einen Unfall gehabt, so berichtet eine Mutter. Im Mitteilungsdienst WhatsApp liefen Eltern-Gruppen heiß; viele Mütter und Väter holten ihre Kinder ausnahmsweise von der Schule ab, wobei weder Unterricht noch Betreuungszeit im Ganztagsbetrieb ausfielen.
Mutter berichtet von Teilnahme an Selbstverteidigungskurs
Eine Mutter sagt am Tag danach schulterzuckend: „Wir sind hier im Essener Norden, das wird auch nicht mehr besser.“ Angst? Nein, Angst hätten weder sie noch ihre Tochter. Ganz bewusst übten beide Selbstverteidigung, besuchten einen Kurs in „Krav Maga“, einem israelischen Kampfsport. Eine andere Mutter behauptet: „Wir wissen, wer das war“ und meint, es handle sich um einen Rache-Akt im Drogenmilieu.
Ein Vater meint mit stoischem Trotz: „So ist das hier nun mal. Ich arbeite in Gelsenkirchen, da passiert sowas ständig.“ Gut geschlafen, berichten die Eltern, hätten ihre Kinder trotzdem, auch wenn die Schüsse an der Karnaper Straße selbstverständlich jetzt das große Thema in den Familien seien.
Auch im Netzwerk Facebook wird der Vorgang zwar aufgeregt kommentiert, doch artikuliert wird hauptsächlich viel Erleichterung: „Gott sei Dank wurde kein Kind verletzt“, heißt es immer wieder.
Vor dem Haus Nummer 82, wo der Verletzte zusammensackte, liegen am Tag danach noch Plastikverpackungen und Tücher – Spuren der notärztlichen Erstversorgung. Im Haus gegenüber hatten Bürger das Geschehen mitbekommen und sofort die Polizei gerufen. Der oder die Täter waren mit einem dunklen Fahrzeug in Richtung Innenstadt geflüchtet, noch Stunden später lagen die Projektile auf dem Bürgersteig, die Karnaper Straße war über Stunden gesperrt.
Der Leiter der Schule, Udo Moter, der sich zurzeit auf einer Dienstreise befindet, war übrigens die ganze Zeit im Bilde, ist unverzüglich informiert worden. Die Vorgänge möchte er jedoch erst nach seiner Rückkehr kommentieren.