Essen. In der nördlichen Innenstadt von Essen eröffnet am Dienstag der Laden der „Bio-Komplizen“. Dahinter steckt ein besonderes Verkaufskonzept.
Jonas Depiereux plant nichts Geringeres, als den „Bio-Markt zu revolutionieren“. Der 53-Jährige eröffnet am Dienstag in der nördlichen Innenstadt von Essen seinen Laden die „Bio-Komplizen“. Eine Woche später soll auch sein gleichnamiger Online-Handel an den Start gehen. Das Besondere daran ist ein Mitgliedermodell. Jeder Kunde kann Komplize werden und erhält dafür hohe Rabatte.
Depiereux will mit seinem Konzept zwei Dinge erreichen: Bio-Produkte sollen erschwinglich sein. Und sie sollen mit so wenig Verpackung auskommen wie möglich. „Ein Unverpacktladen bin ich zwar nicht“, sagt der 53-Jährige. Aber er legt Wert auf das Wort „verpackungsreduziert“.
Der Geschäftsmann kauft seine Waren deshalb in großen Gebinden. Plastik lässt sich da nicht ganz vermeiden, zumal bei der Lagerung auch Hygienestandards eingehalten werden müssen, erzählt er. Doch im hinteren Teil seines Ladens füllt er die Produkte in Mehrweg-Gläser und Papiertüten ab und etikettiert diese.
Hohe Rabatte für Mitglieder
Sein Anspruch auf Nachhaltigkeit ist auch bei der Ladeneinrichtung zu sehen. Die Regale hat er aus 300 alten Holzkisten selbst zusammengezimmert. Die Warenschilder bestehen aus Holzscheiben, die an die Regale geschraubt sind. Auch so wird Plastik gespart, betont Depiereux. Im hinteren Teil des Ladens stapeln sich gebrauchte Pappkartons, die er bei umliegenden Geschäften eingesammelt hat und zum Versenden der Online-Bestellungen wiederverwenden will. Auch das Polstermaterial für die Pakete stellt er selbst aus geschredderten Alt-Kartons her.
Der Kern seiner Geschäftsidee ist jedoch das Abo-Modell. Für 20 Euro im Monat kann jeder Kunde zum „Bio-Komplizen“ werden. Je nachdem, wie viele Monate der Kunde die Mitgliedschaft bucht, um so höher fallen die Rabatte aus, die Depiereux gewährt. In der Spitze sind es 20 Prozent auf jeden Artikel. Auch Einkaufsgemeinschaften, die sich die Abo-Kosten teilen, sind möglich, unterstreicht er.
Für Depiereux folgt sein Komplizen-Modell dem Solidaritätsprinzip. Dem Unternehmer hilft es nach eigenen Worten, garantierte Einnahmen zu erzielen und so den Einkauf planbar und kostengünstig zu halten. Wer bei ihm online bestellt, muss mindestens 49 Euro umsetzen. Das ist viel, doch Depiereux sagt, dass er so verhindern will, dass nur ein Artikel „um die halbe Welt verschickt wird“. Auch eine Lieferpauschale müssen die Kunden zahlen.
Essener war Jahre als Wanderkoch unterwegs
Mit wachsender Zahl der Komplizen will Depiereux sein Sortiment erweitern. Derzeit besteht es aus rund 300 Produkten - von verschiedenen Teesorten, über Gewürze bis hin zu Cerealien. Alles ist vegan oder vegetarisch und längere Zeit haltbar. Frischeprodukte gibt es bei den „Bio-Komplizen“ nicht. Was demnächst in die Regale kommt, darüber dürfen die Mitglieder mit abstimmen.
Depiereux ist vor seiner Zeit als Gründer der „Bio-Komplizen“ jahrelang als Wanderkoch für vegane und vegetarische Speisen durch viele Länder gereist. Er lebte längere Zeit in Süddeutschland in einer Öko-Community und hat auf seinem Weg viele Facetten nachhaltiger Lebensweise kennengelernt. Einen Namen im Ruhrgebiet hat er sich schon 2009 gemacht, als der gelernte Konditor die „Ruhrgebietsschokolade“ kreierte.
Seit drei Jahren trägt er sich mit dem Gedanken, einen Bio-Laden aufzumachen. „Auf all meinen Reisen war Bio immer teuer. Das wollte ich ändern“, sagt er. Ein reiner Online-Handel sollte es aber nicht werden. Er schätze den Kontakt zum Kunden. Deshalb hat er einen Laden in der Kreuzeskirchstraße 15 angemietet, der schon längere Zeit leer steht. Rüttenscheid wäre vielleicht der bessere Standort gewesen, räumt Depiereux, ein. Aber in der nördlichen Innenstadt seien einfach die Mieten weitaus günstiger.