Essen-Huttrop. Seit 30 Jahren betreiben Vicky und Dimosthenis Tassika den Korfu-Grill in Huttrop. Für die Essener sind sie viel mehr als Pommes-Lieferant.
Fast sein halbes Leben lang steht Dimosthenis Tassika schon hinter der Theke seines Korfu Grills – seit 30 Jahren versorgen er und seine Frau Vicky die Essener mit viel mehr als Gyros und Pommes. Sie sind auch Gesprächspartner und Seelentröster, Anlaufstelle in der Mittagspause und zum Feierabend, wenn es etwas zu feiern gibt oder Frust raus muss.
„Wir haben viele Stammkunden, manche kamen früher mit ihren Kindern und jetzt schon mit den Enkeln“, sagt Dimosthenis Tassika. „Es ist wie eine große Familie.“ Einen Lieferdienst haben die Tassikas nicht – eine Ausnahme machen sie für Mitarbeiter im gegenüberliegenden Elisabeth-Krankenhaus. Dort sind sie bekannte Gesichter, seit Ausbruch der Corona-Pandemie muss der Service allerdings pausieren.
Gastarbeiter aus Griechenland
1960 schlossen die Bundesrepublik Deutschland und Griechenland ein Abwerbeabkommen.Nach Schätzungen der Bundeszentrale für politische Bildung kamen bis 1976 etwa eine halbe Million Griechen als Gastarbeiter nach Deutschland.Darunter waren in den 60ern auch der damals elfjährige Dimosthenis Tassika und seine Familie.
Rettungssanitäter und Feuerwehrleute gehören auch zu den Stammgästen im Korfu Grill an der Huttropstraße. „Es kommen Leute aus allen gesellschaftlichen Schichten und Stadtteilen zu uns“, sagt Tassika. Zu den beliebtesten Gerichten auf der Speisekarte gehören der Taxi-Teller mit Gyros, Currywurst und Pommes, aber auch der Korfu-Teller. Der ist mit Fleischspieß, Gyros, Schweinesteak und Bifteki, wahlweise plus Beilagen, nichts für schwache Mägen.
Vom Olymp nach Essen
Das Korfu im Namen hat Tassika vom Vorgänger übernommen, er stammt gar nicht von der Insel, sondern ist in der Nähe von Thessaloniki zu Füßen des Olymps groß geworden. Im Alter von elf Jahren kam er mit seinen Eltern als Gastarbeiterfamilie ins Ruhrgebiet. Sein Vater bekam Arbeit in den Keramag-Werken in Wesel, doch Essen wurde der Ankerpunkt für die gesamte Familie.
„Essen ist meine Heimat“, sagt der 65-jährige Tassika heute. Zwei erwachsene Töchter und zwei Enkelkinder hat das Paar. Eine Tochter lebt in Essen, die andere ist nach Griechenland ausgewandert. Dorthin schafft es Tassika maximal einmal jährlich, manchmal auch seltener, denn er hat ja schließlich seinen Grill, in dem immer Arbeit wartet.
1991 hat Tassika den Betrieb gemeinsam mit Ehefrau Vicky übernommen, anfangs arbeiteten viele weitere Familienmitglieder mit, heute beschäftigen die Tassikas Aushilfen. Sitzplätze gibt es drinnen und draußen, doch in den vergangenen Monaten brachten sie genauso wenig Geld ein wie der Cateringservice und der Gyrosgrill-Verleih. Nur das Abholen von Speisen war in den vergangenen Wochen möglich. „Wir haben wie alle Betriebe zu leiden“, sagt Tassika. „Das Geld reicht gerade so, um die laufenden Kosten zu decken – und das nicht immer.“ Soforthilfen hat er bekommen, hofft aber natürlich wie alle Gastwirte darauf, bald wieder Kundschaft vor Ort begrüßen zu dürfen.
Warten auf die große Sommerparty
Mit ihnen würde er nur zu gerne das 30-jährige Bestehen des Grills feiern. Zum 10-Jährigen im Jahr 2001 hatten die Tassikas eine große Party geschmissen, Live-Musik und Sirtaki inklusive. „Es war ein großes Multi-Kulti-Fest, die Leute hätten am liebsten eine Woche lang gefeiert“, schwärmt Tassika noch heute. Eine ähnliche Feier stellt er sich für den Sommer oder Spätsommer vor, je nachdem, wann die Corona-Lage es zulässt.
Wie lange er noch im Grill arbeiten will? Auf diese Frage hin muss Tassika erst einmal nachdenken. „Puh, das ist eine gute Frage“, sagt er zögernd. „Ich denke solange meine Beine mich tragen.“ An den Ruhestand denkt er nicht, dazu fühlt er sich zwischen den terracottafarbenen Wänden und seinen Stammgästen im Korfu Grill viel zu wohl.