Essen. Die als Doc Caro bekannte Notfallärztin Carola Holzner verlässt die Uniklinik Essen. Auf Facebook verrät sie, wo sie in Zukunft arbeiten wird.
Sie ist Notfallärztin, Bloggerin und bundesweit wohl eine der bekanntesten Stimmen der Essener Uniklinik: Die Leitende Oberärztin der Zentralen Notaufnahme (ZNA) Dr. Carola Holzner hatte am Mittwoch (26. Mai) ihre letzte Schicht. Jetzt verlässt die als „Doc Caro“ bekannte Medizinerin Essen und wechselt an die Helios-Kliniken in Duisburg. Während die Universitätsmedizin Essen eher kühl auf den Weggang reagiert, verabschiedet sich die 39-Jährige mit einem emotionalen Facebook-Post.
„Über drei Jahre Notaufnahme. Stress, Freude, Lachen, Weinen, gemeinsam für die Patienten kämpfen. Wir. Ein Team. Von Beginn an durfte ich die ZNA Nord in Essen begleiten. Von der Baustelle bis zum ersten Patienten. Und heute bis zu meinem letzten Patienten. Jeden mit Herzblut, mit dem wundervollen Team. Ich bin dankbar für die Zeit, für das, was ich erfahren durfte“, schreibt sie da.
Von Corona-Leugnern erhielt sie Morddrohungen
Stress gab es dabei nicht nur durch ihren so aufreibenden wie anspruchsvollen Job: Doc Caro äußerte sich von Beginn der Pandemie auch sehr deutlich über die Belastung des Klinikpersonals, mahnte Menschen, die Corona-Schutzregeln ernst zu nehmen, appellierte, kritisierte, schimpfte. Dafür bekam sie viel Applaus, wurde aber auch hart angegangen: Von manchen Corona-Leugnern erhielt sie sogar Morddrohungen.
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Zuletzt musste die Talkshow-erprobte Ärztin auch Kritik aus dem eigenen Haus einstecken, bei dem sie seit März 2018 angestellt war: Als Reaktion auf die umstrittene Videoaktion „#allesdichtmachen“, mit der eine Gruppe von Schauspielern die Corona-Maßnahmen ironisch kritisiert hatte, lud Carola Holzner den Tatort-Star Jan Josef Liefers zu einer Schicht ein: Er solle mal einen Tag auf der Intensivstation verbringen, um sich dort eines Besseren belehren zu lassen.
Doc Caro gibt sich zum Abschied versöhnlich
Einen Vorschlag, der zwar Liefers gefiel, aber nicht dem Ärztlichen Direktor der Uniklinik, Prof. Jochen Werner. „Wer bis heute nicht begriffen hat, was in Krankenhäusern geleistet wird, der begreift es auch in einer Schicht nicht“, erklärte Werner. So löblich Liefers Bereitschaft sei, sich die Arbeit in der Klinik anzusehen – für eine Inszenierung stehe die nicht bereit.
Doc Caro mag da gesehen haben, dass ein schneller Facebook-Post auch Sympathien und Rückhalt kosten kann. Zum Abschied gibt sie sich versöhnlich: „Was ich lernen und mitnehmen durfte. Welche Möglichkeiten ich erhalten habe“ – das bleibe ihr in Erinnerung. Die Uniklinik wiederum stellt klar, dass es wegen der nicht abgestimmten Liefers-Einladung keine disziplinarischen Maßnahmen gegen Carola Holzner gegeben habe.
„Wir halten es nicht für zielführend, einzelne Personen zum Zuschauen einzuladen“
Für den Umgang mit sozialen Medien gebe es an der Uniklinik keine Richtlinien für das medizinische Personal. Man setze „im Rahmen unserer Vertrauenskultur“ auf einen verantwortlichen Umgang mit Facebook, Twitter, Instagram & Co. „Wir halten es jedoch nicht für zielführend, einzelne Personen zum Zuschauen einzuladen, weil so die Arbeit auf den Stationen sowie die Konzentration auf unsere Patientinnen und Patienten gestört worden wäre“, teilt Pressesprecher Burkhard Büscher mit.
Die Frage, ob die populäre Ärztin gekündigt habe, lässt die Uniklinik unbeantwortet; zu solchen Details gebe man prinzipiell keine Auskunft. Nur so viel: „Dr. Carola Holzner verlässt die Universitätsmedizin Essen, um sich einer neuen beruflichen Herausforderung zu stellen.“ Und zwar an den Duisburger Helios-Kliniken, für die sie schon früher gearbeitet hat: ein „Heimspiel sozusagen“, wie sie sagt. Sie komme in ihr neues, altes Haus: „Und ich freue mich riesig drauf, darf mit einem neuen, super Team bei einem großartigen Chef“ arbeiten. Der so gelobte Chef sei nur ein „bisschen kamerascheu“, aber daran arbeite sie.
Uniklinik stellt klar, dass Doc Caro „als Privatperson“ gesprochen habe
Man darf also vermuten, dass Doc Caro auch in Duisburg nicht nur die Notaufnahme neu bezieht und hilft, die Schockraumversorgung zu optimieren, wie sie schreibt. Sie wird wohl auch weiter medial präsent sein: „Natürlich wäre ich nicht Doc Caro, wenn es nicht bestimmt spannend würde – Rock on.“
Dass Doc Caros mediale Strahlkraft der Uniklinik Essen fehlen wird, glaubt man dort nicht. Als eines der größten Corona-Zentren in Deutschland sei man während der Pandemie der Informationspflicht „umfassend nachgekommen“ und weiterhin auf allen Kommunikationskanälen transparent und aktiv. Im Übrigen: „Frau Dr. Holzner hat nicht für die Universitätsmedizin Essen, sondern als Privatperson gesprochen.“