Essen. Ein 33-jähriger Essener soll fünf Hanfplantagen aufgebaut haben, die Kommunikation lief über einen geheimen Messengerdienst. Was ihm nun droht.
Mit Pflanzen kannte sich der 33-Jährige offenbar aus: Der Sohn einer früheren Essener Blumenhändlerin soll im Ruhrgebiet und im Rheinland insgesamt fünf Cannabis-Plantagen aufgebaut und betrieben haben. Seit Mittwoch steht er in Essen vor Gericht – gemeinsam mit seiner Freundin und drei Bekannten. Vor allem für ihn geht es um viele Jahre Haft.
Drogen-Plantagen waren in normalen Wohnungen und Kellern versteckt
Essen, Oberhausen, Kaarst und Moers: Die illegalen Plantagen waren in normalen Wohnungen und Kellern versteckt. In Essen wurden die Pflanzen in der Krablerstraße in Altenessen großgezogen. Angst vor Entdeckung hatten die Täter offenbar nicht. Sie kommunizierten über „EncroChat“, einen geheimen Messengerdienst, der erst im vergangenen Jahr von französischen Ermittlern geknackt worden war.
Kurze Zeit später waren die Fahnder auch den Angeklagten auf den Fersen. Drei von ihnen sitzen seit März in Untersuchungshaft, darunter auch der Hauptangeklagte und dessen Freundin. Nachdem sie von den Wachtmeistern in den Gerichtssaal geführt worden waren, warfen sie Kusshändchen in den Zuschauerraum. Später durften sie auch selbst kurz miteinander sprechen. Umarmungen waren dagegen verboten – aus Sicherheitsgründen.
Geständnis des Essener Angeklagten wird wohl nicht vor längerer Haft bewahren
Zum Prozessauftakt hat sich der 33-Jährige noch nicht zu den Vorwürfen geäußert. Verteidiger Clemens Louis hat allerdings schon angedeutet, dass es wohl ein Geständnis geben könnte. Und auch der Angeklagte erklärte: „Ich weiß, dass ich diese Richtung nicht mehr gehen darf und nicht mehr gehen werde.“ Er habe viel nachgedacht und wünsche sich vor allem Kinder.
Wann das sein könnte, ist allerdings offen. Die Richter haben bereits signalisiert, dass am Ende selbst bei einem Geständnis mehr als fünf oder sechs Jahre Haft stehen könnten. Richter Martin Hahnemann sprach am ersten Verhandlungstag von exorbitanten Mengen und einer hohen Beweislast. Neben den Erkenntnissen aus den „EncroChats“ gebe es auch DNA-Spuren.
Zumindest der 33-jährige Essener weiß, was auf ihn zukommt. Er ist bereits 2012 wegen Drogenschmuggels zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Was allerdings überrascht: Nach eigenen Angaben konsumiert er selbst keinerlei Drogen. Bis zu seiner ersten Festnahme hatte ein ganz bürgerliches Leben geführt. Er hatte Arbeit, wohnte lange bei seinen Eltern. Der Prozess wird fortgesetzt.