Essen. Auf die Essener Verbraucher kommen höhere Brötchenpreise zu. Welchen Anstieg die Bäcker aber noch unbedingt vermeiden wollen.
- Auf die Kunden kommen höhere Brötchenpreise zu. Die heimischen Bäckereien beabsichtigen, die Preise anzuheben, da sie es mit steigenden Ausgaben zu tun haben.
- Die Kosten seien auf breiter Front gestiegen, heißt es aus den Betrieben. Die Bandbreite reiche vom Strom über Sprit bis hin zu den Rohstoffen.
- Derweil versuchen die Bäckereien selbst bei der Kostenentwicklung gegenzusteuern, indem sie beispielsweise auf alternativen Energien setzen.
Lange Zeit waren die Brötchenpreise recht stabil. Doch nun werden sie in absehbarer Zeit teurer. Die heimischen Bäcker planen eine neue Preisrunde, weil Kosten auf breiter Front steigen, heißt es aus den Betrieben.
Höhere Preise für Strom und Sprit schlagen zu Buche
Die höheren Ausgaben für Strom und Sprit, über die die Verbraucher klagen, „schlagen natürlich auch bei uns zu Buche“, sagt Bernd Peter, Geschäftsführer des gleichnamigen Unternehmens mit rund 50 Filialen in Essen und umliegenden Städten. Es gebe auch kaum Möglichkeit, die Kosten anderweitig aufzufangen. Vielmehr habe man es mit zusätzlichen Belastungen zu tun. In jüngster Zeit seien die Getreidepreise in die Höhe geschnellt, weitere Steigerungen nicht ausgeschlossen. Da lassen sich 36 Cent pro Brötchen eben nicht mehr halten. Wie viel der Kunde demnächst zahlen muss, das stehe momentan noch nicht fest, derzeit werde noch kalkuliert. Mit einer Anhebung sei allerdings durchaus kurzfristig zu rechnen.
Ähnlich bewertet Tristan Förster die aktuellen Entwicklungen. „Kurz- bis mittelfristig werden die aktuellen Preise nicht mehr zu halten sein“, gibt er zu verstehen. Das Brötchen kostet hier derzeit 38 Cent. Es komme natürlich immer auch darauf an, welche Verträge mit welchen Fristen man mit Händlern und Lieferanten abgeschlossen habe. Tiefer ins Portemonnaie greifen müssen die Kunden wohl auch bei weiteren Erzeugnissen wie Stollen und Croissants. Die Begründung unterliegt, wie Förster darstellt, noch einmal eigenen Gesetzen, denn für die Herstellung werde in hohem Maß Butter gebraucht und die Molkereien hätten die Preise gerade kräftig angezogen.
Mit Einsatz von Photovoltaik und Umstellung auf Gas gegensteuern
Höchster Anstieg der Getreidepreise seit 2013
Nach Angaben des Statistischem Bundesamt sind die Getreidepreise im Vergleich zum Vorjahr um 34,4 Prozent gestiegen. Das war laut der Behörde der höchste Anstieg seit Januar 2013. Ausschlaggebend für die Preisanhebungen seien die zum Teil geringen Ernteergebnisse in Deutschland gewesen als auch Prognosen, wonach weltweit die Ernten geringer ausfallen.
Das bestätigt der Essener Bernd Siebers, Obermeister der Bäcker-Innung Rhein Ruhr, und kommt auch gleich auf weitere Rohstoffpreise zu sprechen, „die durch die Decke schießen“. Man müsse sich nur allein die Kostenentwicklung beim Mehl anschauen, ein Plus von 30 Prozent. Allein dadurch habe er schon Mehrausgaben von 45.000 Euro im Jahr.
Noch viel stärker bekomme sein Betrieb die Energiepreise zu spüren. Er habe nachgerechnet und sei zu dem Ergebnis gekommen, dass allein für die Backstuben in allen zehn Betrieben jetzt 1000 Euro im Monat mehr anfallen. Dabei steuere er schon seit geraumer Zeit gegen: Durch Photovoltaik und Umstellung von Strom auf Gas wolle er an den insgesamt zehn Standorten Geld sparen und zugleich auch etwas für die Umwelt tun. Den größten Faktor für das Bäckerhandwerk machen indes aber die Personalkosten aus, so Siebers. Für das kommende Jahr stehe eine neue Tarifrunde ins Haus und zudem müsse man auch damit kalkulieren, dass die angepeilte Anhebung des Mindestlohns zu einer Verschiebung des gesamten Lohngefüges nach oben führe.
Insgesamt betrachtet werde man nicht umhinkommen, wie der 62-Jährige erklärt, den Brötchenpreis anzuheben, der derzeit bei 37 Cent liege. Der Schritt solle allerdings moderat ausfallen, kündigt der Bäckermeister an, ohne allerdings eine konkrete Hausnummer zu beziffern.
Unternehmen rüstet Fuhrpark auf E-Autos um
Ähnlich reagiert auch Dennis Rast, Gesamtverkaufsleiter der Bäckerei Döbbe. Man sei zum einen abhängig von den Rohstoffpreisen, andererseits dürfe man aber auch die Stromkosten nicht übersehen. Das Unternehmen habe schon längst ein Energiemanagement eingeführt, um die Ausgaben, insbesondere für Backöfen und Kühlsysteme genau im Blick zu haben und Einsparpotenziale immer wieder neu auszuloten. Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen nach Rasts Worten auch die Spritpreise, wollen doch auch die Filialen beliefert werden. Das Unternehmen habe zwar damit begonnen, den Fuhrpark auf E-Autos und Hybridmodelle umzurüsten, doch es bleibe noch ein erheblicher Anteil an Verbrennern.
Ob nun am Ende die Bäcker pro Brötchen 40 Cent oder auch mehr nehmen, das lassen sie momentan noch offen. Solche Preise seien in anderen Regionen schon längst üblich. Einig sind sich die Befragten allerdings darin, dass von einem Euro, wie es jüngst eine Boulevardzeitung titelte, noch lange keine Rede sein könne.