An Rhein und Ruhr. Die niederländische Bahntochter ist in Not, der Finanzminister hat die NRW-Regierung angeschrieben. VRR soll bis 25. Juni finanziell nachlegen.

Bis zum 25. Juni müssen finanzielle Zusagen her – sonst geht Abellio zum Insolvenzrichter. So knapp lässt sich zusammenfassen, was Ronald Lünser, Vorstandssprecher des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) den Gremienvertretern vor der heute beginnenden Sitzungswoche des VRR mitteilen musste.

In Schwierigkeiten steckt die Tochter der staatlichen niederländischen Eisenbahnen schon länger. Nun jedoch wird es dem Finanzminister des Nachbarlandes, der die Staatsbahntochter finanzieren muss, zu bunt. „Intensive Gespräche mit den regionalen Aufgabenträgern haben bisher nicht zu einer Anpassung der langfristigen Verkehrsverträge und einer angemessenen Kompensation geführt. Diese Mehrkosten gefährden nun die Fortführung eines qualitativ hochwertigen Schienenpersonennahverkehrs durch Abellio“, schreibt Wopke Hoekstra, Finanzminister der Niederlande den Ministerpräsidenten der fünf betroffenen Bundesländer.

Abellio betreibt zahlreiche Linien in der Region

NRW ist ein Kernmarkt der Tochter „Abellio Deutschland“. Vor allem im VRR betreibt sie zahlreiche Linien des Rhein-Ruhr-Expresses und der S-Bahn. Schon seit mehr als einem Jahr ringen VRR, Abellio und etliche weitere Schienenverkehrsunternehmen um Lösungen: Stark steigende Personalkosten, vor allem für Lokführer, machen den Unternehmen zu schaffen. Hinzu kommt der desolate Zustand des Bahnnetzes sowie dessen Überlastung: Werden Züge nicht pünktlich gefahren, sind die Unternehmen zu Strafzahlungen verpflichtet.

„Jetzt gilt es, die sehr vertrauensvollen Gespräche zum Abschluss zu bringen“, schreibt Abellio Deutschland an seine Mitarbeiter und verschweigt ihnen den zweiten Teil der Botschaft, wenn dieser „Plan A“ nicht umgesetzt wird. Plan B wird von der VRR-Spitze so zusammengefasst: Mit Blick auf Frist und Höhe der Nachforderung sei Plan A „absolut unrealistisch“.

Die acht Aufgabenträger in den fünf Bundesländern erwägen Schritte „bis zur Insolvenzrechtlichen Betreuung/Beratung“. Problem: Abellio ist nicht allein: Gremienmitglieder des VRR berichten, dass weitere Unternehmen eine Schieflage aufweisen, die zumindest in einem Fall noch dramatischer sein soll als bei Abellio. Die Folgen? Unklar. Sicher ist: Züge werden weiter rollen – die Frage ist: wie viele und zu welchen Kosten.

In der Region fährt Abellio 15 Linien, darunter die RRX-Linien 1 (Aachen-Köln-Duisburg-Essen-Hamm) und 11 (Düsseldorf-Essen-Kassel), den RE 19 und 19a (Arnheim-Düsseldorf/Bocholt-Wesel) und RE 49 (Wesel-Essen-Wuppertal), RB 32/35 (GE-DU-OB-DU-MG) sowie die S-Bahnlinien 2, 3 und 9, hinzu kommen die Liníen des Ruhr-Sieg-Netzes (RE 16 und RB 40 von Essen über Bochum nach Hagen und zum Teil weiter nach Siegen und Iserlohn).