Essen. Seit Ende der Ferien: Jede dritte Neuinfektion in Essen betrifft einen Schüler. Inzidenz bei 10- bis 14-Jährigen ausgesprochen hoch.
Die Zahl der Kinder und Jugendlichen in Essen, die sich mit dem Corona-Virus infizieren, steigt seit dem Ende der Sommerferien (18. August) massiv an. Das belegen aktuelle Zahlen des Gesundheitsamtes. Fast jede dritte Neuinfektion, die seit dem ersten Schultag nach den Ferien registriert wurde, betrifft einen Menschen in Essen zwischen sechs und 17 Jahren – also eine Schülerin oder einen Schüler.
Die 7-Tage-Inzidenz bei den 10- bis 14-Jährigen liegt am Freitag bei 466,3. Nach aktuellem Stand sind seit dem 18. August 305 Schülerinnen und Schüler als infiziert gemeldet worden. Bei stadtweit rund 60.000 Schülern in allen Schulen ist das immer noch ein verschwindend geringer Anteil von etwa 0,5 Prozent. In Quarantäne sind 567 Schülerinnen und Schüler und etwa 250 Kindergartenkinder. Die Gesundheitsämter haben die Anweisung des Landes, dass im Infektionsfall jeweils nur das „unmittelbare Sitzumfeld“ – also die Schüler direkt neben, vor und hinter dem Betroffenen – mit in Quarantäne geschickt werden.
Was Lehrer sagen
„Es sind immer noch Einzelfälle, aber spürbar mehr als vor den Ferien“, berichtet Berthold Urch, Sprecher der Gymnasialdirektoren in Essen und Leiter der Alfred-Krupp-Schule in Frohnhausen.
Die Zahlen bestätigen einen aktuellen Bundes-Trend – Corona greift derzeit massiv um sich bei jenen, die noch nicht geimpft sind. Das löst derzeit starke Diskussionen aus, denn Impfungen gegen das Virus sind erst zugelassen für Menschen ab 12 Jahren.
Auch in Essen steigen die allgemeinen Infektionszahlen derzeit stark an. Anfang August lag die 7-Tage-Inzidenz in Essen bei 25,2. Mittlerweile, am 27. August, ist der Wert auf 143,4 gestiegen. Die Inzidenz in Essen hat sich im Laufe des Monats August also verfünffacht. Doch ohne bislang ähnlich schlimme Folgen wie in der Vergangenheit.
Patienten-Zahlen zeigen: Impfungen schützen gegen schwere Verläufe
Denn die Zahl der Corona-Patienten in den Krankenhäusern steigt auch, aber nicht so stark. 11 (davon 3 auf Intensiv) waren es Anfang August, zurzeit sind es 33 Patienten (7 auf Intensiv).
Zum Vergleich: Als die Inzidenz in Essen vergleichbare Werte hatte, aber die Impfungen noch nicht so weit fortgeschritten waren, lagen jeweils 174 Covid-Patienten in den Essener Krankenhäusern, davon 32 auf Intensiv (Mitte Januar). Im Monat Mai waren es noch 90 Patienten, davon 27 auf Intensiv.
Was Eltern sagen
Hendrik Härtig, Sprecher des Vereins „Eltern der Essener Schulen“, warnt jetzt vor Panikmache: Es sei belegbar, dass das Infektiongeschehen weiterhin nicht an den Schulen stattfinde, sondern die Viren in die Schulen hineingetragen werde. „Wenn die Inkubationszeit zehn Tage beträgt, dann sehen wir jetzt, dass die Infektionen noch nicht in den Schulen weitergegeben werden konnten“, sagt Härtig. Freitag, 27. August, ist der achte Schultag seit Ende der Sommerferien. Die Vorgabe des Landes, dass im Infektionsfall nur noch das direkte Sitzumfeld in Quarantäne geschickt wird, hält Härtig für absolut richtig und sinnvoll. „Wir sollten weiter mit Sorge, aber mit Umsicht auf die Entwicklung schauen“, sagt Härtig, der daran erinnert, dass die meisten Eltern keine weiteren Schulschließungen und somit Home-Schooling-Situationen mehr auffangen könnten.
Ähnlich argumentiert Robert Armbruster, Sprecher des Jugendamtselternbeirat, dem Gremium für Väter und Mütter mit Kita-Kindern: „Wir können die Infektion nicht auf dem Rücken der Kinder austragen.“ Er spricht sich weiter gegen die Schließung von Einrichtungen aus, trotz steigender Infektionszahlen. Die aktuelle Inzidenz von Kindern zwischen null und vier Jahren liegt derzeit übrigens bei 93,0.
Flächendeckende Ausbrüche und entsprechende Quarantäne-Maßnahmen an Schulen und in Kitas sind seit dem Start der Schule in Essen übrigens noch nicht wieder vorgekommen - allerdings darf kein Grundschulkind in die Schule, wenn in seiner Klasse ein Kind positiv getestet wurde und die genaue Auswertung der Lollitest-Pools noch aussteht. Das dauert in der Regel ein bis drei Tage.