Essen. Ein 39-Jähriger soll seine Wohnung an der Nierenhoferstraße angezündet haben. Ihm wird versuchter Mord und schwere Brandstiftung vorgeworfen.
Nach dem verheerenden Feuer in Essen-Byfang, bei dem in der Nacht zu Dienstag der Dachstuhl eines Mehrfamilienhauses an der Nierenhofer Straße komplett zerstört worden ist, sitzt der 39 Jahre alte Mieter der Brandwohnung in Untersuchungshaft. Dem Familienvater werden versuchter Mord und schwere Brandstiftung vorgeworfen, berichteten Staatsanwaltschaft und Polizei Essen am Mittwoch.
In einer Mitteilung heißt es: „Aufgrund der Ergebnisse erster Ermittlungen besteht der Verdacht, dass der 39-jährige Mieter seine Dachgeschosswohnung vorsätzlich in Brand setzte und dabei zumindest billigend den Tod von Menschen in Kauf nahm.“ Seine Frau und seine beiden Kinder waren zu diesem Zeitpunkt nicht zu Hause. Nur weil die Eigentümer des Hauses, die in der ersten Etage wohnen, das Feuer rechtzeitig entdeckten, sich in Sicherheit brachten und unverzüglich die Feuerwehr alarmierten, sei niemand verletzt worden. Dennoch entstand hoher Sachschaden.
Über das mögliche Motiv für die mutmaßliche Tat schweigen sich die Ermittler weiterhin aus. Informationen, wonach es einen Streit in der Familie gegeben haben könnte, nach dem die Mutter mit ihren beiden Kindern eine Auszeit auf einem nahen Campingplatz genommen haben soll, wollen die Behörde nach wie vor nicht kommentieren. Keine Antwort gab es auch auf die Frage, ob sich der Beschuldigte zu den Vorwürfen eingelassen hat.
Nach Wohnungsbrand: Acht Bewohner sind vorerst obdachlos
Von dem verhafteten 39-Jährigen abgesehen, sind acht Bewohner des Hauses erst einmal obdachlos. Sie kamen bei Bekannten oder Verwandten unter. Das Haus aus dem 19. Jahrhundert an der Nierenhofer Straße ist bis auf Weiteres unbewohnbar, sagte Feuerwehrsprecher Mike Filzen bereits am Morgen nach dem Brand. Einst befand sich im Erdgeschoss ein Konsum, in dem die Bergleute von der benachbarten Zeche Victoria einkauften. Jetzt wurde das Dachgeschoss ein Raub der Flammen, der Keller stand 40 Zentimeter hoch unter Wasser. Ob es überhaupt noch wirtschaftlich ist, das Gebäude zu sanieren, ist unklar.
Gegen 1.20 Uhr am Dienstag gingen mehrere Anrufe über den Notruf 112 ein. Zeugen berichteten dem Beamten in der Feuerwehr-Leitstelle von hohen Flammen, die aus dem Dach des Dreiparteienhauses in den Nachthimmel schlugen. Dies bestätigte sich beim Eintreffen der ersten Kräfte, heißt es im Bericht der Essener Feuerwehr zu dem Einsatz. Der Eigentümer und dessen Frau, die im ersten Obergeschoss wohnen, konnten sich vor Eintreffen der Feuerwehr in Sicherheit bringen. Er hatte den Rauchmelder in der Nacht gehört. Als er aber zur Dachgeschosswohnung hochstieg, war für ihn nichts mehr zu machen. Zwei Bewohner im Erdgeschoss weilten im Urlaub, als sie von dem Brand erfuhren, wusste Filzen zu berichten.
Feuer in Essen-Byfang: Feuerwehr war bis in den Morgen im Einsatz
Die Essener Feuerwehr bekämpfte die Flammen, die funkensprühend in den Nachthimmel schlugen, über zwei Drehleitern und einen Trupp im Innenangriff. Da die Brandintensität im Gebäude jedoch sehr hoch war, gaben die Kräfte ihr Vorhaben zeitweise auf, um sich nicht selbst zu gefährden. Von den Drehleitern aus musste die Dachabdeckung abgetragen werden, um an alle Brandstellen heranzukommen. Die Feuerwehr war mit Kräften der Berufsfeuerwehr Essen von den Wachen Kupferdreh, Rüttenscheid, Steele und Mitte sowie den Freiwilligen Feuerwehren Byfang und Mitte im Einsatz.
Auch am Morgen nach dem Brand waren zahlreiche Kräfte von Feuerwehr und Polizei vor Ort. Die Reste des Dachstuhls wurden für Nachlöscharbeiten nach und nach entfernt. Da das Feuer immer wieder aufflackerte, zog sich der Einsatz bis zum Dienstagmittag hin. Die Nierenhofer Straße musste gesperrt werden und bleibt auf unabsehbare Zeit, um Unfälle zu verhindern. Teile der Dachkonstruktion oder die Giebelwand könnten auf die Straße stürzen.
Brand vernichtete sämtlichen Besitz der Familie
Nach dem Einsatz ist von dem Dach nur ein schwarzes Gerippe übrig geblieben, darunter sind die Überreste der Einrichtung kaum noch erkennbar, so sehr hat das Feuer gewütet. Als wäre der schreckliche Verdacht gegen den Familienvater nicht schon unerträglich genug - die Mutter steht mit ihren beiden Kindern nun vor dem materiellen Nichts. Alles, was sich an persönlichen Dingen in der Wohnung befand, wurde von den Flammen vernichtet.