Essen. Rot-Weiss Essen hat den Aufstieg in Liga 3 geschafft. Die ganze Stadt bebte am Samstag – endlich gibt es wieder Profifußball in Essen!

Diese Emotionen mussten raus, irgendwohin. Als klar war, dass 14 lange Jahre ohne Profifußball in Essen nun endlich der Vergangenheit angehören, gab es kein Halten mehr. Die Rot-Weissen die im Stadion waren, stürmten auf den Rasen, die Rot-Weissen in den Kneipen liefen auf die Straßen und die Rot-Weissen die den Sieg gegen RW Ahlen zu Hause verfolgten, sprangen ebenfalls im Dreieck. Ein riesiger Fanmarsch mit bis zu 3000 Anhängern zog dann am Abend durch die Innenstadt Richtung Rüttenscheid – Pyrotechnik und Gesänge füllten die Häuserschluchten. Ekstase in Essen.

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Es war eine Explosion der Gefühle, die RWE mit dem Aufstieg in Liga 3 in der Stadt auslöste. „Nie mehr vierte Liga“ war am gesamten Samstag stadtweit aus Zehntausenden Kehlen zu hören. Was nach Abpfiff am Nachmittag als Orkan losbrach, war auch bis weit in die Nacht hinein kein laues Lüftchen. Überall wurde gefeiert, die heimischen Fußballanhänger machten die Nacht zum Tag. Es ist schließlich nicht irgendein Aufstieg. RWE ist wieder zurück im Profigeschäft.

Rot-Weiss Essen: Anhänger trafen früh an der Hafenstraße ein

So ganz schienen viele der Anhänger dem Braten an früheren Samstag aber doch nicht zu trauen. Zwar trudelten die ersten Rot-Weissen schon am Vormittag an der Hafenstraße ein, vor Ort dauerte es aber, bis so richtig Stimmung aufkommen wollte. Spätestens als der RWE-Mannschaftsbus aber am Hafenstübchen vorbeifuhr, wo sich zwei Stunden vor Anpfiff schon Hunderte eingefunden hatten, konnte man spüren: Das könnte ein ganz besonderer Tag für Essen werden. Und er wurde es auch. Skandal am Rande: Der Kiosk Zollhaus an der Zollstraße verfügte um 12.21 Uhr über kein Stauder-Bier mehr, es gab nur noch Krombacher Radler.

Am Hafenstübchen war schon lange vor Anpfiff einiges los.
Am Hafenstübchen war schon lange vor Anpfiff einiges los. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Viele, die kein Ticket für das Spiel gegen RW Ahlen ergattern konnten, zog es trotzdem an die Hafenstraße. Knapp verpasst, die Karten zu holen, als sie in den Verkauf gingen, hatte beispielsweise Micha. „Ich war in den letzten Jahren so oft beim Spiel. Das tut schon weh“, sagte er. Zusammen mit seinen Kindern Johanna und Domenik war er zur Hafenstraße gekommen. „Egal, ob wir reinkommen oder nicht, der Aufstieg muss klappen!“ Klappte dann ja auch.

Um ein wenig vom Geschehen auf dem Rasen mitzubekommen, kletterte eine Handvoll RWE-Fans während des Spiels auf einen Container in Stadionnähe. Von dort verfolgten sie, wie ihre Mannschaft 2:0 gegen Ahlen gewann. Und da Konkurrent Preußen Münster im Fernduell nur mit 2:1 gewann, war der RWE-Aufstieg tatsächlich perfekt.

Diese Fans ohne Tickets kletterten vor dem Stadion auf einen Container, um wenigstens etwas von dem Spiel mitzubekommen.
Diese Fans ohne Tickets kletterten vor dem Stadion auf einen Container, um wenigstens etwas von dem Spiel mitzubekommen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Rot-Weiss Essen: Fanmarsch zog nach Rüttenscheid

Nach dem emotionsgeladenen und vorprogrammierten Platzsturm und der offiziellen Meisterkür im Stadion, machten sich die Fans auf in die Innenstadt. Das Motto gab die aktive Fanszene vor: „… ziehen wir zum Porscheplatz“ hieß es in einem Aufruf. Treffpunkt: 19.07 Uhr am Rheinischen Platz. Und diese Worte sollten gehört werden. In pickepackevollen Shuttlebussen – auf denen die Ruhrbahn dem Verein zum Aufstieg auf den Anzeigetafeln der Busse gratulierte – zogen die Anhänger gen City. Nicht erst ab dem Rheinischen Platz formierte sich der Fantross.

Busse der Ruhrbahn fuhren am Samstag mit etwas anderer Aufschrift als üblich durch Essen.
Busse der Ruhrbahn fuhren am Samstag mit etwas anderer Aufschrift als üblich durch Essen. © Funke Foto Service | Jakob Studnar

Schon am Berliner Platz konnte man eine große Gruppe um etwa 18.45 Uhr sehen, wie diese singend und mit Pyrotechnik ausgerüstet über die Straße zog. Sie wurden wenig später vor dem Café Nord von vielen weiteren Fans in Empfang genommen. Nachdem sich gesammelt wurde, zog der mittlerweile in die Tausende angewachsene Mob zur Schützenbahn und diese hinauf zum Tunnel an der Rathausgalerie. „Durch den Fanmarsch kam es zeitweise zu Verkehrsstörungen“, meldet die Polizei – was nicht annähernd die Emotionen und Gefühle der Fans beschreibt. OB Thomas Kufen sollte einen Tag später von einem „Fußballfest“ sprechen.

Am Samstagabend hieß es von einem Polizeisprecher, dass der „massive Einsatz“ von Pyrotechnik im Tunnel einen Feuermelder auslöste. Das Fazit der Beamten fiel trotzdem positiv aus. Es sei „nur vereinzelt zu Straftaten gekommen“, so hätte es ein kleines Scharmützel zwischen Polizei und einigen Fans gegeben. Verletzt wurde niemand.

Der Fanmarsch sorgte für Aufsehen auf der Rüttenscheider Straße.
Der Fanmarsch sorgte für Aufsehen auf der Rüttenscheider Straße. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Für großes Aufsehen sorgte der Marsch auf der Rüttenscheider Straße. Dort bevölkerten Fans schon seit Stunden die Kneipen. Der Tross löste sich irgendwann ungefähr in der Höhe des „Fritzpatrick’s Irish Pub“ auf. Von dort zog es viele dann in die Clubs und Kneipen in Rüttenscheid. Die Emotionen mussten raus.