Essen. Ab Freitag (7. 5.) impft die Stadt Essen das Lehrpersonal von weiterführenden Schulen gegen das Coronavirus. Zuletzt wuchs dort die Ungeduld.

Die Stadt Essen impft ab Freitag auch Lehrer ab einem Alter von 60 Jahren, die an weiterführenden Schulen arbeiten. Sie waren bislang nicht bevorzugt behandelt worden. Das hatte die Gewerkschaft GEW kritisiert. Die Stadt hält jetzt Termine und das Vakzin Astrazeneca bereit, wehrt sich aber gegen Vorwürfe, diese Zielgruppe bislang bewusst außen vor gelassen zu haben.

„Essen zögert bei der Impfung von Lehrpersonal“, hatte die GEW vor Tagen bemängelt. Am 1. Mai hatten Gewerkschaftsvertreter von der Stadtspitze erfahren, dass es derzeit nicht genügend Impfstoff gebe, um flächendeckend alle Lehrer an weiterführenden Schulen bevorzugt zu impfen. Bislang wurden in Essen systematisch nur die Lehrer an Grund- und Förderschulen behandelt.

Betroffen: 5000 Lehrer an weiterführenden Schulen in Essen

„Dass es nicht genügend Impfstoff gibt, kann ich mir nicht vorstellen“, kritisiert Jeanne Ziegler von der GEW in Essen. „Es handelt sich um gerade mal etwa 5000 Personen, um die es geht.“ Besonders die derzeit laufenden Abiklausuren und die anstehenden „Zentralen Prüfungen“ an anderen Schulen enthielten Gefahren: die Prüflinge müssen sich nicht zwingend vorher testen lassen. Für Schüler ohne Tests in der Klausur muss es auch Aufsichtspersonen geben. „Außerdem ist derzeit davon auszugehen, dass in der kommenden Woche der Wechselunterricht wieder anfängt“, sagt Jeanne Ziegler. Zwar gelten Schulen weiter nicht als Orte, an denen sich die Infektion flächendeckend ausbreitet. „Trotzdem machen Geschichten die Runde von Lehrern“, sagt die Realschullehrerin, „an denen sich Kollegen bei Schülern angesteckt haben.“

Stadt schreibt Schulen: „Wir können die Ungeduld verstehen“

Der Vorwurf, Essen würde sich bewusst heraushalten bei der Bevorzugung von Lehrern an weiterführenden Schulen, treffe nicht zu, kontert Silke Lenz, Sprecherin der Stadt Essen. Viele weiterführende Schulen im Stadtgebiet würden derzeit die Stadt um entsprechende Impf-Angebote bitten. „Wir können die wachsende Ungeduld und Verunsicherung durch unterschiedliche Informationslagen und unterschiedliche Angebote in anderen Städten verstehen, möchten aber aufzeigen, dass es nicht am Unwillen der Stadt Essen liegt“, heißt es in einem Schreiben der Stadt an die Schulen. „Wir haben derzeit keine Grundlage für eine Impfung der Priorisierungsgruppe 3 – und auch nicht genügend Impfstoff.“

Priorisierungsgruppe 3: Sie gilt als Gruppe mit „erhöhter Priorität“, anders als jene der Gruppe 2 mit „hoher Priorität“. Zur Gruppe 2 zählen unter anderem die Förder- und Grundschullehrer. Zur Gruppe 3 zählen grundsätzlich Menschen ab 60, darunter die Lehrer anderer Schulen.

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Das geltende Recht mache möglich, so Silke Lenz, dass Rest-Impfdosen an Personen der dritten Gruppe verabreicht werden können, insbesondere an Lehrkräfte der weiterführenden Schulen. „Diese Restdosen haben wir im Impfzentrum Essen derzeit nicht.“ Weil das in anderen Städten anders sein kann, sind dort offenbar bereits verstärkt Lehrer von weiterführenden Schulen geimpft worden.