Essen. Das „Stadion Essen“ soll einen neuen Namen bekommen. Rot-Weiss Essen hat seinen Hut in den Ring geworfen. Das schwebt Vorstand Marcus Uhlig vor.

Bekommt das „Stadion Essen“ bald einen neuen Namen? Über die Vergabe der Namensrechte wird jedenfalls neu verhandelt. Auch Rot-Weiss Essen hat seinen Hut in den Ring geworfen.

Mit Fertigstellung des Fußballstadions an der traditionsreichen Hafenstraße im Jahr 2012 waren die Namensrechte an die RWE Deutschland AG übergegangen. Der Energieriese hatte sich als Sponsor mit zwei Millionen Euro am Bau des neuen Stadions beteiligt und dafür die Namensrechte erworben. Durch die Übernahme der RWE-Tochter Innogy durch den Eon-Konzern gingen auch die Rechte an Eon, beziehungsweise an dessen Tochter Westenergie über. Der Vertrag läuft Ende 2023 aus.

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Westenergie hat der städtischen Grundstücksverwaltung GVE, die das Stadion verwaltet, mittlerweile signalisiert, dass das Unternehmen die Namensrechte abgeben und vorzeitig aus dem Vertrag aussteigen möchte, bestätigt GVE-Geschäftsführer Dirk Miklikowski. Interesse, die Rechte zu übernehmen, gebe es neben RWE aber auch aus der Wirtschaft.

In der Fußball-Branche ist es üblich, dass Stadien nach Unternehmen benannt werden

Dass Fußballstadien nach Versicherungskonzernen oder Telekommunikationsanbietern benannt werden und alle paare Jahre den Namen wechseln, ist in der Branche längst üblich – zum Leidwesen traditionsbewusster Fußballfans. Das ehemalige Westfalenstadion in Dortmund, das heute Signal-Iduna-Park heißt, oder die Allianz-Arena in München sind da nur zwei Beispiele von vielen. In Hamburg verdankt es der HSV einem Mäzen mit Sinn für Tradition, dass er wieder im Volksparkstadion spielt und nicht mehr in der Imtech-Arena, die davor HSH Nordbank Arena hieß und davor AOL Arena.

Marcus Uhlig, Vorstandsvorsitzender von Rot-Weiss Essen, ist deshalb hellhörig geworden. „Wir haben mitbekommen, dass sich ein Unternehmen sehr für die Namensrechte am Stadion Essen interessiert. Dieses Unternehmen hat das Ziel, das Stadion nach seinem Namen umzubenennen. Seitdem wir das wissen, arbeiten wir mit Hochdruck an einer Alternativ-Idee. Warum? Weil wir so etwas unter allen Umständen verhindern möchten. Zum einen, weil wir sonst auch zukünftig wirtschaftlich nicht einen Euro aus der Vermarktung des Stadionnamens bekämen. Und: Niemand, der es gut mit RWE meint, kann gut finden, wenn unser Stadion demnächst ,XY-Arena’ heißen soll“, so Uhlig.

Rot-Weiss Essen und die städtische GVE arbeiten an einer „Essener Lösung“

Gemeinsam mit der GVE arbeitet der Verein laut Uhlig deshalb an einer „Essener Lösung“. Beide Seiten sind sich bereits soweit einig, dass sie eine Absichtserklärung über die Vergabe der Namensrechte an RWE unterzeichnet haben. Wie besagte „Essener Lösung“ aussehen soll, lassen Uhlig und Miklikowski auf Nachfrage offen. Zum Nulltarif dürften die Namensrechte allerdings nicht zu haben sein. Sollten die Rechte tatsächlich an Rot-Weiss Essen gehen werde die GVE, was das Finanzielle angeht, nicht schlechter dastehen als es bisher mit Westenergie der Fall sei, betont Dirk Miklikowski. Der GVE sei es aber auch wichtig, einen Partner zu finden, der das Thema Sport lebe.

Mit dem Abriss des traditionsreichen Georg-Melches Stadion war 2012 zwar die traditionsreiche Adresse Hafenstraße 97a an das neue Stadion übergangen. Die Stadtspitze um den damaligen Oberbürgermeister Reinhard Paß wollte seinerzeit aber den Eindruck vermeiden, die Stadt baue ein neues Stadion für Rot-Weiss Essen. Es sollte vielmehr ein Stadion für die ganze Stadt sein. Eines, in dem neben RWE auch der Damen-Fußballbundesligist SG Essen-Schönebeck spielen würde.

Jeder Bezug auf die Geschichte von Rot-Weiss Essen wurde zunächst vermieden

Jeder Bezug auf RWE und seine Geschichte wurde zunächst vermieden. Zwar fand die Helmut-Rahn-Statue ihren Platz vor der neuen Stehtribüne. RWE-Devotionalien durften Fans, die sich in einer Initiative zum Erhalt des Georg-Melches Stadions engagierten, aber nur an der Zufahrt zum Stadion aufstellen. Dem Verein soll es anfangs sogar untersagt gewesen sein, Fotos oder Wimpel aufzuhängen. Inzwischen hat sich das Verhältnis aber entspannt.

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Christian Hülsmann, der sich als Stadtdirektor für eine neues Stadion ins Zeug gelegt hatte, erinnert sich, wie überrascht er dennoch gewesen sei, als der Energie-Konzern RWE der Stadt damals den Namen „Stadion Essen“ präsentierte. In Gesprächen, die er im Vorfeld geführt habe, sei es nur um die Frage gegangen, ob der Neubau „Stadion“ oder „Arena“ genannt werden solle.

Aufgrund der Namensgleichheit zwischen Verein und Sponsor hätte es nahe gelegen, dass „RWE“ im neuen Stadionnamen auftaucht, so Hülsmann. Den Vertretern aus der Kommunikationsabteilung des RWE-Konzerns habe er folgendes geraten: „Nennt es doch Helmut-Rahn-Stadion. Dann bekommt ihr viele neue Stromkunden“, erzählt Hülsmann im Rückblick und muss darüber selbst noch schmunzeln. Es kam anders.

Für viele Fans und im allgemeinen Sprachgebrauch ist das „Stadion Essen“ ohnehin das RWE-Stadion geblieben. Wie es bald heißen soll? Man darf gespannt sein.