Seit Montagmorgen kann man 9-Euro-Tickets kaufen. Das Interesse in Essen ist groß. Was die Kunden sagen.
Die 9-Euro-Tickets werden seit Montag, 23. Mai, verkauft. Sie sind unter anderem in den Kundencentern der Ruhrbahn (Hauptbahnhof Südausgang und Kettwiger Straße) erhältlich. Es gibt keine langen Schlangen, aber reges Interesse.
Am Kundencenter im Hauptbahnhof, Montagmorgen, 9 Uhr: Die Ruhrbahn hat am Eingang extra zwei Servicekräfte postiert, die beim Verkauf des 9-Euro-Tickets helfen und die Kunden zu den Automaten lotsen.
Nach Sylt mit der Fahrkarte?Nein, nach Oberhausen
Eine Seniorin kommt aus dem Kundencenter mit einem 9-Euro-Ticket in der Hand – ob sie damit nach Sylt will? „Nein“, sagt die weißhaarige Dame und lacht. „Aber die normalen Fahrten, die ich machen will – nach Oberhausen oder Düsseldorf.“ Sie sei bald 70 Jahre alt, würde ihr Auto eigentlich nur noch zum Einkaufen benutzen, „man wird ja doch langsam unsicher.“ Und das Monatsticket für Senioren, das „Bären-Ticket“, sei ihr im Abo zu teuer: „Das kostet doch fast 100 Euro, das ist eine Menge Geld. Überhaupt sollte mehr für Senioren getan werden.“
Es gibt mehrere Gründe, warum es zum Verkaufsstart keine langen Schlangen vor den Kundencentern gibt: Erstens gilt das erste 9-Euro-Ticket erst ab 1. Juni. Zweitens gibt es viele Wege, wie man an ein verbilligtes Ticket kommt. An jedem Automaten ist es zu haben, schon seit dem Wochenende. Sämtliche Busfahrerinnen und Busfahrer der Ruhrbahn verkaufen es, und auch der Online-Verkauf funktioniert über mehrere Kanäle. Das jedoch nur mit Einschränkungen: Aus mehreren Städten im VRR-Gebiet werden am Montag phasenweise Überlastungen der Verkaufssysteme gemeldet. Auch die App der Ruhrbahn, „Zäpp“, funktioniert nicht dauerhaft einwandfrei, berichten Bürgerinnen und Bürger. Überall gilt grundsätzlich: Schon jetzt kann man Tickets sowohl für den Monat Juni als auch für die Monate Juli und August kaufen.
„Viele Kunden kaufen die Tickets direkt für alle drei Monate“, bestätigt die Mitarbeiterin des Ruhrbahn-Kundencenters an der Kettwiger Straße. Nein, Sylt-Fahrer waren noch nicht dabei, sagt sie gemeinsam mit ihrem Kollegen schmunzelnd, aber: „Dass viele Bürgerinnen und Bürger die Tickets nutzen werden, um nach Sylt oder an andere attraktive Orte zu fahren, ist durchaus realistisch. Warum sollte man eine solche Chance nicht nutzen?“
Ein 9-Euro-Ticket ermöglicht einen Monat lang bundesweite Fahrten in allen Nahverkehrs- und Regionalzügen; ausgenommen sind Züge des Fernverkehrs wie IC oder ICE.
Endgültige Entscheidung überdas Ticket fiel erst am Freitag
Die Vergünstigungen, die automatisch auch allen Inhabern eines Monatstickets zugutekommen, waren von der Bundesregierung beschlossen worden als finanzieller Ausgleich für die Bürger, die wegen des Ukraine-Kriegs derzeit massive Erhöhungen unter anderem von Energiekosten hinnehmen müssen.
Aus dem Kundencenter am Hauptbahnhof kommt ein Senior mit einem frisch ausgedruckten 9-Euro-Ticket. Was er damit vorhat? Blöde Frage, einfache Antwort: „Fahren!“ Die kommenden drei Monate ist das 9-Euro-Ticket für ihn Ersatz für das Sozialticket, auf das er sonst Anspruch habe. „Das kostet 39,80 Euro im Monat, da sind neun Euro echt noch mal ein Unterschied“, sagt der Mann.
Wie viele Bürgerinnen und Bürger bereites ein 9-Euro-Ticket am Automaten erworben haben, ist am Montag nicht bekannt. Unklar ist bislang auch, ob Busfahrerinnen und -fahrer viele günstige Fahrscheine ausgehändigt haben. Wenig bekannt ist bislang, dass man die 9-Euro-Tickets auch in Tabak- und Lottoläden bekommt, wenn diese denn auch sonst Tickets für Bus und Bahn verkaufen.