Essen. Ludger Stratmann ist plötzlich und unerwartet gestorben. Nach seinem Tod ist die Anteilnahme auch in Essen groß. Zu den Reaktionen.

Der Kabarettist Dr. Ludger Stratmann ist tot. Seine Bühne war das Europahaus am Kennedyplatz. In Essen sind Bestürzung und Trauer groß. Oberbürgermeister Thomas Kufen veröffentlichte nur wenige Stunden nach Bekanntwerden des Todes von Ludger Stratmann am Mittwochabend eine persönlich verfasste Nachricht im Netzwerk „Facebook“: „Im Herzen unserer Stadt hat er nicht nur den Essenerinnen und Essenern, sondern seinem gesamten Publikum viel Freude und Heiterkeit geschenkt“, schrieb Kufen. „Mit seinem feinsinnigen Humor war er ein guter Beobachter und hat seine Geschichten im wahrsten Sinne des Wortes aus der Praxis gezogen.“

„Wir verlieren eine große Persönlichkeit“, sagt Essens Oberbürgermeister

Kufen erinnerte an Stratmanns ehrenamtliches Engagement für die „Solidarfonds-Stiftung NRW“ und seinen Kampf für den Erhalt des Kinos Lichtburg. „Mit ihm“, schließt Kufen, „verlieren wir eine große Persönlichkeit des Ruhrgebiets, die uns mit Ecken und Kanten in Erinnerung bleiben wird.“

Dr. Ludger Stratmann ist tot – Diese Bilder erinnern an ihn

Dr. Ludger Stratmann ist am 25. August an einem Herzinfarkt gestorben. Die Familie fand ihn morgens in seinem Bett.
Dr. Ludger Stratmann ist am 25. August an einem Herzinfarkt gestorben. Die Familie fand ihn morgens in seinem Bett. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos
Ludger Stratmann wurde 1948 in Verl geboren. Sein Vater starb früh und die Mutter zog mit den neun Kindern nach Essen, wo Stratmann zur Schule ging und später Medizin studierte.
Ludger Stratmann wurde 1948 in Verl geboren. Sein Vater starb früh und die Mutter zog mit den neun Kindern nach Essen, wo Stratmann zur Schule ging und später Medizin studierte. © stratmann | stratmann
Später ließ sich Stratmann in Bottrop nieder, hatte bis 1998 seine Praxis in der Bottroper Prosperstraße. Er engagierte sich intensiv in der Stadt, so wie in diesem Bild, als er für die Spendenaktion
Später ließ sich Stratmann in Bottrop nieder, hatte bis 1998 seine Praxis in der Bottroper Prosperstraße. Er engagierte sich intensiv in der Stadt, so wie in diesem Bild, als er für die Spendenaktion "WAZ-pflanzt Bäume" geworben hat. © WAZ FotoPool | Jakob Studnar
Ludger Stratmann in seinem Arbeitszimmer in seinem damaligen Bottroper Wohnhaus. Seit 1971 war er mit seiner Frau Brigitte verheiratet. Die beiden haben zwei erwachsene Kinder.
Ludger Stratmann in seinem Arbeitszimmer in seinem damaligen Bottroper Wohnhaus. Seit 1971 war er mit seiner Frau Brigitte verheiratet. Die beiden haben zwei erwachsene Kinder. © WAZFotoPool | Gerhard Schypulla
Seit 1995 trat Dr. Stratmann – das war sein Markenname – im Europahaus auf, das er mit seinem Bruder Christian Stratmann gekauft und saniert hat. Sein Bruder betreibt heute den Mondpalast in Herne.
Seit 1995 trat Dr. Stratmann – das war sein Markenname – im Europahaus auf, das er mit seinem Bruder Christian Stratmann gekauft und saniert hat. Sein Bruder betreibt heute den Mondpalast in Herne. © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg
Ludger Stratmann füllte Stadthallen, die Essener Grugahalle, holte schließlich ein Millionenpublikum vor die Fernsehgeräte, in „Jupp’s Kneipentheater“ im WDR mit 150 Folgen.
Ludger Stratmann füllte Stadthallen, die Essener Grugahalle, holte schließlich ein Millionenpublikum vor die Fernsehgeräte, in „Jupp’s Kneipentheater“ im WDR mit 150 Folgen. © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg
2005 eine Premiere des damals neuen Programms in Essen. Ludger Stratmann wurde auf dem roten Teppich der Lichtburg von seinen Assistentinnen Rebecca (links) und Nina (rechts) empfangen.
2005 eine Premiere des damals neuen Programms in Essen. Ludger Stratmann wurde auf dem roten Teppich der Lichtburg von seinen Assistentinnen Rebecca (links) und Nina (rechts) empfangen. © CHRISTIAN KRUSKA | CHRISTIAN KRUSKA
2015 stellte Dr. Stratmann sein Programm „Pathologisch“ vor, es sollte eigentlich sein letztes werden. Dann plante er doch noch ein weiteres.
2015 stellte Dr. Stratmann sein Programm „Pathologisch“ vor, es sollte eigentlich sein letztes werden. Dann plante er doch noch ein weiteres. © FUNKE Foto Services | Sebastian Konopka
Mit „Dat Schönste zum 25.“ wollte sich Ludger Stratmann vom Bühnenleben verabschieden. Wegen Corona musste die Premiere 2020 mehrfach verschoben werden. Eigentlich waren noch zahlreiche Auftritte in diesem Herbst geplant.
Mit „Dat Schönste zum 25.“ wollte sich Ludger Stratmann vom Bühnenleben verabschieden. Wegen Corona musste die Premiere 2020 mehrfach verschoben werden. Eigentlich waren noch zahlreiche Auftritte in diesem Herbst geplant. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel
In Bottrop engagierte sich Stratmann viel für das Stenkhoff-Bad und war Schirmherr des Fördervereins. „Danke Jupp“, schreibt der Förderverein nach Stratmanns Tod auf seiner Homepage.
In Bottrop engagierte sich Stratmann viel für das Stenkhoff-Bad und war Schirmherr des Fördervereins. „Danke Jupp“, schreibt der Förderverein nach Stratmanns Tod auf seiner Homepage. © FUNKE Foto Services | Heinz Kunkel
Die damalige NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) hat dem Kabarettisten 2017 den Landesverdienstorden verliehen. Sie sagte: „Sie sind ein Botschafter des Ruhrpotts, ein Sympathieträger, ein Charakterkopf, der die großen und kleinen Ereignisse dieser Welt kommentiert. Sie schauen den Menschen ,aufs Maul’, halten ihnen den Spiegel vor, bringen sie zum Lachen.“
Die damalige NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) hat dem Kabarettisten 2017 den Landesverdienstorden verliehen. Sie sagte: „Sie sind ein Botschafter des Ruhrpotts, ein Sympathieträger, ein Charakterkopf, der die großen und kleinen Ereignisse dieser Welt kommentiert. Sie schauen den Menschen ,aufs Maul’, halten ihnen den Spiegel vor, bringen sie zum Lachen.“ © dpa | Roland Weihrauch
Im vergangenen Jahr sprach Stratmann über seinen Abschied von der Bühne: „Ich bin gespannt, wie es ist, keine Termine mehr zu haben und nicht mehr auf Abruf zu sitzen. Ich hoffe auf Entspannung.“
Im vergangenen Jahr sprach Stratmann über seinen Abschied von der Bühne: „Ich bin gespannt, wie es ist, keine Termine mehr zu haben und nicht mehr auf Abruf zu sitzen. Ich hoffe auf Entspannung.“ © FUNKE Foto Services | Julia Tillmann
Entspannung habe er seit über 20 Jahren nicht mehr gehabt. „Ich will nichts Neues mehr machen.“
Entspannung habe er seit über 20 Jahren nicht mehr gehabt. „Ich will nichts Neues mehr machen.“ © WDR | WDR
Für das Leben nach der Corona-Krise wünschte er sich: „Dass meine Frau, die schwer krank ist, und ich – dass wir noch Zeit zusammen haben. Beschwerdefrei. Und dass das Theater so erhalten bleibt.“ Ludger Stratmann starb im Alter von 73 Jahren in Bottrop.
Für das Leben nach der Corona-Krise wünschte er sich: „Dass meine Frau, die schwer krank ist, und ich – dass wir noch Zeit zusammen haben. Beschwerdefrei. Und dass das Theater so erhalten bleibt.“ Ludger Stratmann starb im Alter von 73 Jahren in Bottrop. © WAZ | Thomas Mader
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Am Donnerstagvormittag gehen die Geschäfte im Europahaus am Kennedyplatz scheinbar ganz normal weiter. An einer Wand hinter der Theaterkasse hängt noch Stratmanns aktuelles Plakat: „Dat Schönste zum 25.“, sein Jubiläumsprogramm mit dem Besten aus knapp drei Jahrzehnten medizinischen Kabaretts; am 23. August – das war Montag – ist er noch aufgetreten. Für Mitte September waren drei weitere Termine geplant.

„Wir sind in tiefer Trauer, doch mein Vater hätte gewollt, dass der Betrieb weiterläuft“, betont Philipp Stratmann (44), der Sohn des Verstorbenen. Alle anderen Theaterveranstaltungen sowie die Gastronomie würden wie geplant stattfinden. „Es fällt schwer, jetzt weiterzumachen“, sagt Philipp Stratmann, der seit 2004 als Geschäftsführer das Europahaus leitet und der beiden Firmen seines Vaters, den Gastronomie- sowie den Theaterbetrieb komplett im Jahr 2015 übernahm. Da reduzierte Ludger Stratmann sein Engagement auf die regelmäßigen Auftritte – und: „Er kam noch täglich auf einen Espresso vorbei - bis zuletzt. Es tut weh, dass er nicht mehr da ist, aber wir werden das Beste draus machen.“

Kondolenz-Mails und -Anrufe seit Donnerstagmorgen

Seit Bekanntwerden des Todes des Bottroper Mediziners gehen im Europahaus Kondolenz-Mails und -Anrufe ein – von Fans, Bürgern, die ihn schätzten sowie anderen Künstlern. „Da wird einem erst klar, wie sehr er die Menschen berührt hat“, sagt Philipp Stratmann. In den Nachmittagsstunden wird im Europahaus ein Kondolenzbuch aufgestellt; die ersten Gäste des Gastronomiebetriebs „Leo’s Casa“ legen Blumen ab.

„Das schmerzt mich schon sehr, dass er nun so plötzlich gegangen ist“, sagt Christian Stratmann, der gemeinsam mit seinem nun verstorbenen Bruder das Europahaus als Veranstaltungsort gründete und betrieb. Ab 1994 haben der Verlagsfachmann und der Arzt „zehn tolle Jahre lang“ eng zusammengearbeitet, bis sich im Jahr 2004 ihre Wege trennten. „Wir hatten damals unterschiedliche Vorstellungen, aber die brüderliche Verbundenheit blieb immer erhalten“, bekräftigt Christian Stratmann.

Hätte das Europa-Haus nicht derart eingeschlagen, „wäre er wohl Arzt geblieben und ich in Hamburg“, erinnert sich der 70-jährige Christian Stratmann. Er blieb der Branche treu und gründete nach seinem Ausstieg am Kennedyplatz den Mondpalast in Wanne-Eickel, während sein Bruder auch dank der TV-Auftritte zum Kabarett-Star avancierte. Von den neun Stratmann-Geschwistern leben Christian zufolge nun noch zwei: er selbst und sein Bruder Eckart.

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