Essen. Lebensmittelmärkte dürfen am normalerweise umsatzstarken Gründonnerstag nicht öffnen. Den restlichen Handel trifft es noch härter.
Leere Läden wieder ab Montag, aber Gedränge in den Supermärkten: Die Regelung, dass auch Lebensmittelmärkte am Gründonnerstag geschlossen bleiben müssen, stößt im Essener Handel auf großes Unverständnis. „Diese Entscheidung kann ich nicht nachvollziehen“, sagte Edeka-Händler Manfred Burkowski, gleichzeitig Vorsitzender des Essener Einzelhandelsverbandes. Der Donnerstag sei ein besonders umsatzstarker Tag im Ostergeschäft. Nun aber werde sich alles, was am Donnerstag nicht stattfindet, auf die Zeit Montag bis Mittwoch sowie auf den Karsamstag verlagern. „Der Druck an diesen Tagen wird steigen, denn der Umsatz wird ja nicht wegbleiben“, so Burkowski.
Bundesregierung und Länder haben sich in ihrem Treffen am Montag unter anderem darauf geeinigt, dass über Ostern das öffentliche, wirtschaftliche und private Leben in Deutschland stark heruntergefahren wird. Der Gründonnerstag und Karsamstag werden dazu einmalig als Ruhetage definiert. Nur an Karsamstag soll der Lebensmitteleinzelhandel im engen Sinne geöffnet bleiben, am Gründonnerstag hingegen nicht.
Noch härter trifft es den übrigen Einzelhandel. Ab Montag gilt in NRW wieder der Lockdown. Geschäfte dürfen dann nur noch Waren auf Abholung verkaufen. Über Ostern ist jedoch auch das so genannte „Click & Collect“ untersagt. „Wir erleben möglicherweise ein Hauen und Stechen im Lebensmitteleinzelhandel, und die übrigen Läden dürfen nicht mehr öffnen. Das schafft keine Akzeptanz für die Beschlüsse“, betonte der Hauptgeschäftsführer des Essener Einzelhandelsverbandes, Marc Heistermann.
Einzelhandel: Gründonnerstag würde Ostergeschäft entzerren
Dass vor allem der Gründonnerstag im Lebensmittelhandel wegfalle, helfe nicht, das ohnehin kundenstarke Ostergeschäft zu entzerren, so Heistermann. „Nun ist zu befürchten, dass sich alles auf den Samstag konzentriert. Das ist nicht zu Ende gedacht“, sagte er. Aus seiner Sicht ist diese Entscheidung daher ein neuerlicher Beweis für ein konzeptloses Vorgehen der Politik in der Bekämpfung der Pandemie.
Auch Burkowski erwartet „punktuell“ wieder Schlangen vor den Supermärkten. Vor allem am Samstag könnte es voll werden. Um die Hygienevorschriften zu gewährleisten, wird Burkowski in seinen Märkten deshalb wieder Einlasskontrollen einführen.
Händler erwarten Probleme beim Regalauffüllen
Möglicherweise erweitern einige Händler wie schon Ostern 2020 oder Weihnachten ihre Öffnungszeiten, um den Einkauf vor Ostern zu entzerren. Burkowski hat sich dagegen entschieden. „7 bis 21 Uhr muss reichen. Meine Mitarbeiter gehen nach einem Jahr Corona ohnehin schon auf dem Zahnfleisch.“
Dass die Bundesregierung den Gründonnerstag zum Ruhetag erklären will, könnte die Händler vor zusätzliche Probleme stellen. Denn wenn dies mit einem Feiertag gleichzusetzen wäre, dann würde das ein Arbeitsverbot bedeuten. „Wie aber bringen wir dann zwischen Mittwochabend und Samstagmorgen die Ware in die Regale?“, fragt Burkowski.
Buchhändlerin aus Kettwig zum neuerlichen Lockdown: „Das erschließt sich mir nicht“
Deutlich prekärer ist die Lage im übrigen Einzelhandel. Dass sie ab Montag nach drei Wochen Öffnung schon wieder schließen muss, macht die Kettwiger Buchhändlerin Susanne Folgner regelrecht wütend, wie sie sagt. „Das alles erschließt sich mir nicht“. Im Supermarkt stünden die Menschen Schlange und ihr kleiner Laden, wo sie peinlichst auf das Hygienekonzept achtet, soll für Kunden unsicherer sein? Sarkastisch bemerkt sie: „Klar, das Virus bleibt bei Rewe oder Aldi außen vor.“
Buchhändler wie die Folgners trifft die aktuelle Lage nun doppelt. Bis Montag durften Buchläden in NRW noch ohne Terminvergabe Kunden empfangen, hatten damit einen Sonderstatus. Doch nach dem Urteil des Oberverwaltungsgerichtes am Montag verschärfte NRW die Vorgaben, so dass nun auch die Folgners seit Dienstag nur noch per „Click & Meet“ Kunden in den Laden lassen dürfen. Viel Aufwand für nur wenige Tage, wenn ab Montag das Geschäft wieder ganz geschlossen bleibt.
Händlern fehlt es an Konzepten
Dann werden die Folgners wieder zum „Click & Collect“ zurückkehren. Das Bestellen und Abholen habe im letzten Lockdown gut funktioniert, doch mit der Öffnung am 8. März hatte die Buchhandlung deutlich mehr Ware eingekauft. „Wie soll die nun bezahlt werden, wenn wir gar nicht die Einnahmen haben?“, fragt Susanne Folgner. „Für uns ist das eine Katastrophe.“
Sie hätte sich wie viele Einzelhändler gewünscht, dass der Bundesregierung nach einem Jahr Pandemie etwas anderes einfällt, als immer nur zu schließen. „Wir haben im März und April vergangenes Jahr alles mitgetragen im Vertrauen darauf, dass die Bundesregierung Konzepte entwickelt“, meint die Geschäftsfrau. Passiert aber sei nichts.