Essen. Zu starken Verkehrsbehinderungen ist es am Donnerstag im Umfeld des Islamischen Friedhofs in Essen gekommen. Die Polizei ließ Autos abschleppen.
In den Straßen rund um den Hallo-Friedhof in Essen-Schonnebeck ist es Donnerstagvormittag (13. Mai) zu teilweise massiven Verkehrsbehinderungen gekommen. Für Linienbusse der Ruhrbahn habe es zeitweise kein Durchkommen gegeben, so die Polizei. Einsatzkräfte hätten versucht, die Lage in den Griff zu bekommen. Die Ursache: Anlässlich des Zuckerfestes besuchten viele Muslime aus dem ganzen Ruhrgebiet ihre auf dem islamischen Grabfeld am Hallo-Friedhof beigesetzten Angehörigen.
Erste telefonische Beschwerden seien bei der Polizei gegen 10 Uhr eingegangen, hieß es bei der Leitstelle. Nicht nur der Parkplatz am Hallo-Friedhof sei überfüllt gewesen, auch Straßen in der Umgebung seien zugeparkt worden. In der Langemarck- und Manderscheidtstraße seien Grundstückseinfahrten durch Falschparker versperrt gewesen. „Wir mussten etliche Fahrzeuge abschleppen lassen“, so die Polizei.
Anwohner beklagen sich über zugeparkte Garagen- und Grundstückseinfahrten
Der Schonnebecker Kommunalpolitiker Siegfried Brandenburg, vor kurzem von der CDU zum Essener Bürgerbündnis gewechselt, sprach von einem „Verkehrschaos“. Er selbst wohnt im Donatweg, der von der Langemarckstraße abgeht. „Garageneinfahrten waren zugeparkt, Autos wurden sogar auf dem Rasen von Privatgrundstücken abgestellt.“
Zeitweise sollen sich mehrere Hundert Menschen gleichzeitig auf dem islamischen Grabfeld aufgehalten haben. An Beerdigungen dürfen wegen der Corona-Auflagen höchstens 25 Personen teilnehmen. Ein Nachbar habe sich bei Brandenburg darüber beschwert, dass Muslime ihm den Zutritt zum Friedhof verwehrt hätten, weil er kein Muslim sei. Der Mann habe anlässlich des Feiertags Christi Himmelfahrt auf dem Hallo-Friedhof das Grab von Angehörigen besuchen wollen.
Moscheeverein: Muslime besuchen nach Festgebet die Gräber der Angehörigen
Wie Alaa El-Sayed, stellvertretender Vorsitzender der Salahu-d-Dîn-Moschee in Altenessen, berichtet, besuchen muslimische Gläubige nach dem Festgebet anlässlich des Zuckerfestes traditionell die Gräber verstorbener Angehöriger. Wegen des gesetzlichen Feiertages Christi Himmelfahrt hätten die Muslime frei, deshalb sei der Andrang auf dem muslimischen Friedhof in Essen in diesem Jahr besonders stark. Das islamische Grabfeld am Hallo-Friedhof zählt zu den größten in ganz Deutschland.
In der Altenessener Moschee habe es wegen der Corona-Auflagen im Laufe des Donnerstags zeitversetzte Festgebete in kleineren Gruppen gegeben. „Normalerweise gibt es danach Zusammenkünfte an der Moschee, aber diese müssen wegen Corona ausfallen“, so El-Sayed. Der Imam habe die Gläubigen im letzten Freitagsgebet dazu aufgerufen, sich gegen Corona impfen zu lassen und Verschwörungstheorien zu ignorieren. In Zusammenarbeit mit der Stadt Essen sei auch ein Aufklärungsvideo in Arbeit, das über die Impfung informiere und demnächst unter den Gläubigen verbreitet werde.