Essen. Babyboom im Elisabeth-Krankenhaus Essen: An Weihnachten gab’s die 3000. Geburt in diesem Jahr. Warum die Geburtenzahl in der Uniklinik sank.
In der Nacht zum zweiten Weihnachtsfeiertag wurde im Essener Elisabeth-Krankenhaus die kleine Milla geboren und bescherte der größten Geburtsklinik im Ruhrgebiet einen neuen Rekord: Es war die 3000. Geburt in diesem Jahr; im Vorjahr waren es noch 2877. Auch im Essener Krupp-Krankenhaus gab es im ersten Jahr nach der Schließung des Marienhospitals einen Zuwachs. Die Uniklinik erlebte dagegen einen Geburtenrückgang.
Elisabeth-Krankenhaus erlebt Babyboom
Jolanthe Wendt brachte Tochter Milla am Sonntag, 26. Dezember, um 0.44 Uhr zur Welt: mit 3185 Gramm Geburtsgewicht und 50 cm Größe. Zu Hause wartet auf Milla die „kleine, große Schwester“ Palina. Da es am Elisabeth-Krankenhaus auch regelmäßig Mehrlingsgeburten gibt, ist Milla das 3052. Baby, das dort in diesem Jahr zur Welt kam. Welchen Babyboom das Haus erlebt, veranschaulicht auch der Sprung von Millas Geburtstag auf Montag (27. 12.): Nun weist die Statistik schon 3017 Geburten mit 3069 Kindern aus.
Mit Blick auf das Rekordjahr lobt die Chefärztin der Frauenklinik, Dr. Daniela Reitz: „Dies ist eine wirklich besondere Leistung unserer Hebammen, Ärztinnen und Ärzte sowie der Pflegekräfte auf der Mutter-Kind-Station und der Neu- und Frühgeborenenstation. Nur im Team ist ein solcher Einsatz zu schaffen.“ Sie danke allen Kollegen und auch den vielen jungen Eltern, die sich dem Elisabeth-Krankenhaus anvertraut hätten: „Mein Team und ich wissen das uns entgegengebrachte Vertrauen der Mütter und Väter sehr zu schätzen. Das erfüllt uns mit Stolz und Dankbarkeit.“
37 Hebammen sind an der Geburtsklinik beschäftigt
Zum geburtshilflichen Team im Elli gehören im Kreißsaal 37 Hebammen und sechs Medizinische Fachangestellte; auf der Mutter-Kind-Station Maria 40 Pflegekräfte und neben Chefärztin Daniela Reitz zehn Oberärztinnen und –ärzte sowie 16 Assistenzärztinnen und –ärzte. Besonders um die hohe Zahl Geburtshelferinnen dürften andere Häuser das Elisabeth-Krankenhaus beneiden, gibt es doch seit Jahren einen Hebammen-Mangel.
So erklärt sich für den Leiter der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Uniklinikum Essen, Prof. Dr. Rainer Kimmig, auch, warum das Haus in diesem Jahr bisher nur 1316 Geburten verzeichnete und damit deutlich weniger als in den Vorjahren. 2019 waren es 1680, im ersten Corona-Jahr 2020 noch 1478. Es könne mit daran liegen, dass die Uniklinik Essen das zweitgrößte Corona-Zentrum bundesweit ist und werdende Mütter lieber in andere Kliniken ausweichen. Aber: „Hauptgrund für den Rückgang der Geburten in unserem Haus ist der Mangel an Hebammen, der uns immer wieder gezwungen hat, den Kreißsaal von der Notfallversorgung abzumelden.“
Mit dem Marienhospital fiel eine Geburtsklinik weg
Noch vor der Schließung des Marienhospitals in Altenessen wurde dort im Herbst 2020 die Geburtsklinik geschlossen. In dem Jahr kamen dort noch 339 Kinder zur Welt; in den Vorjahren hatte die Zahl bei jeweils um die 600 Geburten gelegen.
Essener Frauenärztinnen beklagten damals, dass die Schließung des Marienhospitals eine schwer zu schließende Lücke gerissen habe. Die verbleibenden drei Geburtskliniken könnten diese Lücke gut ausgleichen, widersprach der Direktor der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe an der Uniklinik, Prof. Dr. Rainer Kimmig. Essen habe jahrelang eine „massive Überversorgung bei der Frauenheilkunde“ gehabt. Daran hält Kimmig auch jetzt fest: „Es fehlt in Essen weder an Geburtskliniken noch an Fachärzten, sondern ausschließlich an Hebammen.“
Er sei sehr zuversichtlich, dass sich diese Situation im ersten, zweiten Quartal 2022 deutlich verbessern werde: „Wir stellen uns ganz anders auf und bieten den Hebammen erheblich bessere Arbeitsbedingungen: Künftig sind sie nicht mehr bei uns angestellt, sondern arbeiten als Selbstständige mit uns zusammen.“ Es gebe viele Interessentinnen für das neue Modell, so dass die Personalprobleme 2022 hoffentlich überwunden werden könnten.
In Zukunft seien bei problemlosen Schwangerschaften auch Hebammen-geleitete Geburten möglich. „Obwohl der Kreißsaal selbst in einem Perinatalzentrum Level I mit Versorgung von Frühgeborenen und schwerkranken Neugeborenen unter dem Aspekt der Hochleistungsmedizin unter der Leitung der Klinik bleiben muss“, betont Kimmig.
Mehr Geburten im Krupp-Krankenhaus
Die dritte Essener Geburtsklinik ist kleiner und nicht auf Risikogeburten ausgelegt. Trotzdem erlebte das Krupp-Krankenhaus einen Anstieg der Geburten von 747 im Jahr 2020 auf jetzt schon 817 im zu Ende gehenden Jahr (Stand: 27. 12.). Anders als im Vorjahr habe es 2021 keine personalbedingten Kreißsaal-Schließungen gegeben. Nur an zwei Tagen gab es keine Entbindungen: wegen Reparaturarbeiten an der Stromversorgung.