Essen. Seitdem wieder Astrazeneca verimpft wird, klagen Geimpfte in Essener Ambulanzen vermehrt über Kopfschmerzen. Ein Uniklinik-Mediziner beruhigt.

Nachdem die Impfungen mit Astrazeneca wieder aufgenommen wurden, verzeichneten Notaufnahmen in Essen vermehrt Patienten, die über Kopfschmerzen klagen. „Da gab es im Uniklinikum einen hohen Anstieg von Patienten“, sagt Prof. Dr. Martin Köhrmann, stellv. Direktor der Klinik für Neurologie der Uniklinik.

Der Mediziner erklärt das damit, dass seit dem zwischenzeitlichen Impf-Stopp in der vergangenen Woche das Thema Nebenwirkungen stark in der Öffentlichkeit stand – Stichwort Hirnvenenthrombosen. „Die Menschen hören dann – verständlicherweise – sehr genau in sich hinein“, so Köhrmann.

Kopfschmerzen auch in Nicht-Pandemie-Zeiten häufig

Auch in Nicht-Pandemie-Zeiten seien Kopfschmerzen ein häufiges Symptom, ganz wenige davon seien aber gefährlich. Trotzdem könne Köhrmann Menschen verstehen, die sich nach der Impfung mit Kopfschmerzen in Notaufnahmen gemeldet hätten. „Viele suchen Rat und Hilfe, und wir sind auch da für die Bevölkerung.“

Prof. Dr. Martin Köhrmann, stellv. Direktor der Klinik für Neurologie der Uniklinik Essen.
Prof. Dr. Martin Köhrmann, stellv. Direktor der Klinik für Neurologie der Uniklinik Essen. © HO

Sorgen machen müssten sich frisch geimpfte Patienten und Mediziner, wenn Schmerzen über Tage anhalten und sogar schwerer und nicht besser werden. „Es geht auch um Schmerzen, die der Patient nicht kennt.“ Handeln müsse man umgehend, wenn Sehstörungen, Lähmungserscheinungen und andere Symptome hinzukämen.

In den meisten Fällen, so Köhrmann, habe es in den letzten Tagen gereicht, mit den Menschen zu sprechen und aufzuklären. „Kopfschmerzen sind im Zusammenhang mit Impfungen nicht selten.“ Diese Kopfschmerzen lassen sich mit Schmerzmitteln wie Paracetamol behandeln. Viele Patienten seien allein für solche Hinweise dankbar.

Diskussionen mit Patienten kommen vor

Trotzdem sei es in der letzten Zeit auch zu Diskussionen in der Notaufnahme gekommen. Um eine Hirnvenenthrombose zu diagnostizieren, ist entweder eine aufwändige Kernspintomographie notwendig, oder eine im Vergleich zeitlich deutlich kürzere CT-Angiographie. Bei letzterer wird der Patient Röntgenstrahlung ausgesetzt, außerdem wird mit Kontrastmitteln gearbeitet. „Das ist eine erhebliche Strahlenbelastung“, so Köhrmann, die gut abgewogen werden müsse. „Das machen wir nicht ohne Grund, das verteilen wir nicht wie Smarties.“ Nicht bei jedem Patient sei eine solche Diagnostik richtig.

Nicht nur in der Uniklinik wurde in der letzten Zeit eine Zunahme von Kopfschmerzpatienten in den Notaufnahmen registriert. So gebe es im Elisabeth-Krankenhaus eine „leichte Häufung“ der Fälle, sagte Sprecherin Dorothee Renzel.

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