Duisburg. In der Versorgung von Unfallverletzten genießt die Buchholzer Klinik einen exzellenten Ruf. Was sich für Patienten, die dort behandelt werden, bald ändert.
Die NRW-Klinikreform ändert den Status des BG Klinikums in Duisburgs Krankenhaus-Landschaft. Das Buchholzer Haus steht ab dem 1. April allen Patienten zur Verfügung. „Eine Kostenzusage der Krankenkasse vor der Behandlung ist dann nicht mehr erforderlich“, sagt Geschäftsführerin Brigitte Götz-Paul. Die Abkehr vom Status einer Spezialklinik, die nur berufsgenossenschaftlich Versicherten offensteht, hat das Haus schon vor Jahren mit der Trennung vom Begriff „Unfallklinik“ eingeleitet.
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Das zeigt schon ein Blick auf die Zahlen: Noch gut zwei Drittel der Behandelten kommen aus BG-Versicherungsbereich. Sie sind bunt gemischt: Darunter Opfer von schweren Berufsunfällen – hier hat die Klinik seit jeher einen bundesweiten Einzugsbereich. Aber auch Schüler und Sportler, die im Unterricht und Wettkämpfen zu Schaden kommen.
BG Klinikum Duisburg hat „besonderen Versorgungsauftrag“
Rund 7800 stationäre Patienten gab‘s im vergangenen Jahr, hinzu kommen jährlich zwischen 45.000 und 50.000 ambulante Patienten. „Die Tendenz ist steigend“, sagt der kaufmännische Direktor Thomas Kraft – er wechselte 2023 von den Sana Kliniken an die Großenbaumer Allee, wo 1200 Mitarbeitende (800 Vollzeit-Stellen) beschäftigt sind, davon 120 Ärzte.
Nach langem Ringen ist das BG Klinikum 68 Jahre nach seiner Gründung in den NRW-Krankenhausplan aufgenommen worden. Gleichzeitig bleibt es beim „besonderen Versorgungsauftrag“ als unfallchirurgische Spezialklinik, den auch die Bundeswehr-Krankenhäuser haben. „Wir können Leistungen auch in Kooperation erbringen“, erläutert Brigitte Götz-Paul. Besondere Expertise hat das Haus auch in der Rehabilitation von Rückenmark-Verletzten.
Eine Zusammenarbeit pflegt das Duisburger Haus bereits seit 2019 mit der Uniklinik Essen. Prof. Dr. Marcel Dudda als gemeinsamer ärztlicher Direktor beider Einrichtungen unterstreicht das Bekenntnis zu medizinische Exzellenz, die im Austausch von Ärzten gelebt wird. „Das funktioniert hervorragend“, lobt die Geschäftsführerin.

BG kooperiert mit allen rechtsrheinischen Kliniken der Stadt
Kooperationen hat die BG Klinik mit den Duisburger Nachbarn aufgebaut: Internistische Chirurgen des Ev. Klinikum Niederrhein (EVKLN) sind ständig in Buchholz präsent, im Gegenzug wechselten zwei BG-Unfallchirurgen ins Fahrner Krankenhaus. Von dort kommen bei Bedarf Gefäßchirurgen aus dem Team von Dr. Peter Fellmer, Helios schickt auf Anfrage Urologen aus der Marienklinik und HNO-Fachärzte aus der Klinik des St. Anna.
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
Seit Jahren gelebte Praxis ist die Zusammenarbeit mit der Sana-Kinderklinik. Dr. Raouf Onallah, ausgewiesener Spezialist für plastische Chirurgie, ist bei Brandverletzungen gefragt und operiert immer wieder Kinder aus dem Friedensdorf International in Oberhausen, die am Kalkweg behandelt werden.
In der Kinder-Traumatologie hat Dr. Christian Ilian in der BG Klinik besondere Expertise aufgebaut. Rund 700 junge Patienten behandelt er pro Jahr stationär und ambulant. „Wegen der großen Nachfrage haben wir eine zweite Sprechstunde eingerichtet“, berichtet Brigitte Götz-Paul.
Hüft- und Kniegelenke: Künftig nur noch Revisionen
Im Zuge der Klinikreform musste sich die BG Klinik wie alle anderen um ihre künftigen Leistungsgruppen bewerben. Mit dem Ergebnis ist die Geschäftsführerin zufrieden: „Wir haben die erhalten, die wir wollten.“ Eine Ausnahme sind Operationen von Hüften und Knien (Endoprothetik): Gelenkersatz dürfen in Buchholz künftig nur noch bei Revisionen implantiert werden.
Mit dem Aufbau von zwei unfallchirurgischen Versorgungszentren (MVZ) an der Großenbaumer Allee und der Mülheimer Straße deckt die BG Klinik die steigende Zahl von ambulant erbrachten Eingriffen ab. „Wir werden da überlaufen, brauchen mehr OP-Kapazitäten“, so Götz-Paul. Allerdings gebe es einen Engpass bei Ärzten und medizinischen Fachangestellten (MFA). Aktuell arbeiten in den MVZ fünf Durchgangsärzte für BG-Patienten.
Mit der Modernisierung des Hubschrauber-Landesplatzes auf dem Dach und dem Umbau der Zentralen Notaufnahme (ZNA) darunter sind zwei wichtige Bauprojekte abgeschlossen. Seit Ende 2023 sind nun die Wege für Notfälle und Patienten, die zur Sprechstunde kommen, getrennt. Mit neuen Aufzügen führt der Weg aus dem Christoph 9 schnell zu den Spezialisten, denen nun ein zweiter Schockraum zur Verfügung steht.
„Kleinere Eingriffe können wir in einem eigenen Operationssaal erledigen“, erklärt Dr. Niels Krahn, leitender Arzt der ZNA. Dank eines eigenen CT können die Ärzte nach Eintreffen schwerverletzter Patienten schnell über die richtigen Maßnahmen entscheiden.

Geplant: Therapie- und Reha-Haus für 100 Millionen Euro
Die nächsten Bauprojekte werden bereits geplant, berichtet Thomas Kraft. Die Umstellung der mit Diesel befeuerten Dampf-Erzeugung für Sterilisatoren und Küche auf Strombetrieb steht an. „Sie wird pro Jahr rund 40.000 Euro sparen“, rechnet der kaufmännische Direktor.
Ein ungleich größeres Volumen hat der Bau eines neuen Therapie- und Reha-Hauses. Es soll in den nächsten Jahren im hinteren Bereich der Klinik entstehen. Die Baukosten sollen sich auf rund 100 Millionen Euro belaufen, berichtet Thomas Kraft: „Eine Machbarkeitsstudie ist in Arbeit.“ Unterdessen laufen die Gespräche mit dem BG Spitzenverband „Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung“ (DGUV) über die Finanzierung.
>> PFLEGENOTSTAND UND ÄRZTEMANGEL: BG ALS ARBEITGEBER GEFRAGT
- Bei Medizinern sei das BG Klinikum als Arbeitgeber gefragt, berichtet Brigitte Götz-Paul. Ärztinnen und Ärzte schätzten die Qualifikation, die sich dank der besonderen Expertise des Hauses dort erwerben können: „Wir haben keine Probleme, freie Stellen zu besetzen.“
- Das gelte auch für die Pflegeberufe. Dort bietet das BG Klinikum schon seit einigen Jahren individuelle Schichtmodelle an, um attraktiv für die Beschäftigten zu sein, im Haus gibt es bereits seit 1971 eine eigene Kita, die von 6.30 Uhr bis 17.30 Uhr geöffnet ist.
- Eine eigene Pflegeschule gibt es in Buchholz nicht, in Kooperation werden an der Pflegeschule Duisburg am Ev. Klinikum Niederrhein jeweils zehn junge Frauen und Männer ausgebildet, die am BG Klinikum angestellt sind.